Allgemeine Gedanken zu Welpenkauf und Zucht

Sollten Welpen “Papiere” haben?

Und, falls “Ja”, welche?

Woran erkennt man überhaupt züchterische Qualität?

Das sind sicherlich für jeden, der sich seinen ersten Hund anschaffen möchte, die wichtigsten Fragen neben Überlegungen zur Auswahl der geeigneten Hunderasse, sofern es ein Rassehund werden soll.

Es gibt viele Vereine und Züchter, die nur allzu gern jeden außerhalb von Vereinen (oder auch des eigenen Vereins) und ohne “Papiere” züchtenden Züchter pauschal als “Vermehrer” abqualifizieren. Begründet wird dies damit, dass ausschließlich in Rasse-Zuchtvereinen…

  1. standardisierte, also an einem festgelegten Rassestandard ausgerichtete, Zucht stattfinde und
  2. Züchter angemessen geschult würden, so dass schließlich
  3. gesunde rassetypische Hunde mit entsprechend vorhersagbaren Eigenschaften unter qualitativ hochwertigen und durch den Verein kontrollierten Bedingungen gezüchtet und ausgebildet würden.

Diese Verallgemeinerung ist nach meiner Erfahrung nicht nur falsch, sondern auch an Ignoranz kaum zu überbieten!

Jetzt könnte ich es mir einfach machen und ganz lapidar feststellen, dass 15 bis 20.000 Jahre vereinsfreie Zucht nicht annähernd so viel Hunde-Elend im Sinne von Krank- und Qualzucht hervorgebracht haben wie 120 Jahre vereinsmäßige Zucht und läge damit sogar nicht einmal falsch. Aber so einfach will ich es mir gar nicht machen, sondern meine Gedankengänge und Erfahrungen dazu durchaus sehr viel differenzierter darlegen, indem ich die drei Punkte der obigen Argumentation der Reihe nach auf den Prüfstand stelle und auch weitere vermeintliche Kriterien und Argumente beleuchte, deren Berücksichtigung weit verbreitet ist.

Warum schreibe ich diesen Artikel?

Nachdem bei mir inzwischen Hund Nr. 14 (Walther-Llywellynn von Kauthen Ruh, VfDSp/VDH) und Nr. 15 (Dorle – vom „Hinterhofvermehrer meines Vertrauens“) leben, glaube ich, dass meine guten und schlechten Erfahrungen (Ja, auch ich habe Federn lassen müssen) beim Hundekauf vielleicht dem Einen oder Anderen nutzen können. Man kann Glück haben, aber man muss nicht unbedingt jede bittere Erfahrung selbst machen.

Inhalt

  1. Die “Landschaft” der Hundezucht und ihr Weltbild
  2. Standardisierte, also an einem festgelegten Rassestandard ausgerichtete, Zucht
  3. Schulungen und Ausbildung von Züchtern
  4. Hundezucht unter qualitativ hochwertigen und kontrollierten Bedingungen
  5. Unterschiede zwischen Vereinszucht und vereinsfreier Zucht
  6. Kann man sich am “guten”/”bekannten” Zwingernamen orientieren?
  7. Fazit – mögliche Kriterien für den Welpenkäufer
  8. Bibliografie

1. Die “Landschaft” der Hundezucht und ihr Weltbild

Um diese “Landschaft” der Hundezucht und ihr “Weltbild” etwas genauer unter die Lupe zu nehmen, möchte ich mit dem wohl bekanntesten und auch werbeträchtigsten Zuchtverein anfangen – dem VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen).

Der VDH ist der Dachverband für viele deutsche Hundezuchtvereine und der FCI (Fédération Cynologique Internationale) angeschlossen, einem (nicht dem einzigen) der internationalen Dachverbände für die Hundezucht, bei dem immer nur ein Dachverband des jeweiligen Landes Mitglied sein kann.

Die nicht dem VDH angeschlossenen Hundezucht-Vereine sind in ihrer Sichtweise im Allgemeinen (und nach meiner Erfahrung) etwas, manchmal auch sehr viel, moderater – die Richtung ist allerdings ähnlich.

Das VDH Gütesiegel – Gesunde Welpen aus kontrollierter Zucht, (zuletzt abgerufen am 01.03.2024)

Das Ganze klingt für den “Otto-Normal-Verbraucher” nicht nur gut, sondern auch einleuchtend und vertrauenserweckend. Das will ich auch erst einmal so stehen lassen.

Nun folgen Sie mir einfach mal “eine Etage tiefer” – zur Basis der eigentlichen Hundezucht.

Es gibt hunderte von Internetseiten der Züchter. Gute und weniger gute. Eine Seite möchte ich einmal herausgreifen, auf der die Züchterin ihre Standpunkte klarstellt. Im Prinzip ist das auch gut, richtig und wichtig, denn wenn man über Zucht-Qualität reden will, sollten gerade auch Züchter sich klar positionieren. Und das macht sie.

Folgen Sie mir also auf die Seite des VDH-Pomeranian-Zwingers “Glory of Loves” der Züchterin Marlies Both. (Um den Lesefluss nicht zu unterbrechen, füge ich hier, als Zitat, datierte Screenshots ein, die aber verlinkt sind und entsprechend jederzeit überprüft und abgerufen werden können.

Dort wird nicht nur die Wichtigkeit der VDH-Papiere betont

sondern in einem Rundumschlag auch gleich mal allen nicht dem VDH angeschlossenen Verbänden die Zucht mit erbkranken Hunden und Betrugsabsichten (inklusive eines gefälschten FCI-Logos) unterstellt.

gefolgt von einer “schwarzen Liste”:

Das Problem dabei ist, dass die Dame ganz offensichtlich zwar “den Splitter im Auge der Anderen, nicht aber den Balken vorm eigenen Kopf” sieht . . . (mehr dazu im weiteren Verlauf)

Anschließend wird unter der Überschrift

“Was ist der Unterschied zwischen einem ZÜCHTER und einem VERMEHRER?” (abgerufen am 01.03.2024)

ein Tierarzt (Quelle: Tierarzt Sebastian Goßmann-Jonigkeit) zitiert

Online-Börsen sind für Waren – nicht für Tiere! Seriöse Züchter sollten sich meiner Meinung nach dort (zwischen all dem Gesindel) nicht rumtreiben und inserieren.

Ich würde nicht nur dem Tierarzt, sondern auch dieser Züchterin dringend empfehlen, sich in diesen Online-Börsen einfach mal umzusehen. Dann würden sie sich vermutlich darüber wundern, wie fleißig dort von “all dem Gesindel” der ach-so-seriösen VDH-Züchter inseriert wird (deren Annoncen stapeln sich förmlich auf meinem Rechner!!!) . . .

Selbstverständlich mögen unter den vereinsfreien Züchtern viele tatsächliche Vermehrer sein. Aber die gibt es auch in der Vereinszucht reichlich. Und den VDH kann man da definitiv nicht ausnehmen!

(Wie war das doch gleich? “Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen!” oder so? – Fast fühle ich mich veranlasst, den Herrschaften mal ein paar ausgewählte Fotos aus VDH-Zwingern zuzusenden!)

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2. Standardisierte, also an einem festgelegten Rassestandard ausgerichtete, Zucht

2. 1. Sinn, Zweck und Inhalt von Rassestandards

Sinn und Zweck eines Rasse-, bzw. Zuchtstandards ist, dass bei jedem Welpen der jeweiligen Rasse in einem bestimmten Maße Vorhersagen zu seiner weiteren/späteren Entwicklung möglich sein sein sollen hinsichtlich Größe, Aussehen, Leistungsfähigkeit, Verhalten, Bedürfnissen usw. Genau diese werden dann im Standard niedergelegt.

Die Elterntiere sollen, lt. Zuchtverein, diesem Standard entsprechen und die in diesem Standard festgeschriebenen Eigenschaften des Rassehundes sind verbindlich – zumindest in der Öffentlichkeit (allerdings auch im rechtlichen Sinne!) übernimmt der Zuchtverein eine dahingehende Garantenstellung. Geringfügige Abweichungen sind natürlich möglich aufgrund unterschiedlicher Haltungsbedingungen.

Es gibt gut durchdachte Rassestandards, die beispielsweise die körperlichen Merkmale sehr differenziert aufschlüsseln inkl. bestimmter Verhältnismäßigkeiten wie das Verhältnis der Schnauzenlänge zur Gesamtlänge des Kopfes, die Höhe des Widerristes im Verhältnis zur Gesamtlänge des Hundes oder Anderes mehr. Ursprünglich wurden den Hunden bestimmte äußerliche Merkmale angezüchtet, um sie zur Ausführung der für sie vorgesehenen Aufgaben besser zu auszustatten.

Dazu kommen Aussagen über charakteristische Verhaltensmuster und spezifische Fähigkeiten der Hunderasse.

Es ging also bei Zuchtstandards eigentlich mal um die harmonische Abstimmung von Wesensmerkmalen, Fähigkeiten und körperlichen Voraussetzungen einer Hunderasse auf die dieser zugedachten Aufgaben und nicht um, wie in der heutigen Zuchtpraxis in den Vordergrund getretene oder sogar ausschließlich berücksichtigte und von allem Anderen völlig losgelöste, Schönheitsideale!

Je genauer die Beschreibungen in solchen Rassestandards sind, desto ähnlicher werden die Tiere einander. Man bezeichnet dies als Homogenität einer Rasse und diese Homogenität ist also in der Rassezucht erwünscht und beabsichtigt, da man ohne sie die o. g. Aussagen nicht machen könnte.

In früheren Zeiten (teilweise auch heute noch) hat man darum in vielen anerkannten Zwingern sog. Linienzucht betrieben. Linienzucht ist nichts Anderes als Inzucht und Inzestzucht (hört sich nur für manche Ohren weniger verkommen und professioneller an…)

Damit wollte/will man erreichen, dass bestimmte, erwünschte Gene aufgrund der engen Verwandschaft und entsprechender genetischer Übereinstimmungen der Elterntiere, auch von beiden Eltern vererbt und somit reinerbig (= homozygot, auf beiden Gensträngen identisch) werden. Dadurch kann man erwünschte Eigenschaften schneller in den Genen verankern als dies durch die Verpaarung unverwandter Tiere im Normalfall möglich wäre.

(Zur Begriffsklärung: Die Begriffe “Homogenität”/”Heterogenität” beziehen sich auf die äußerlich sichtbaren, bzw. in Erscheinung tretenden Merkmale des sog. “Phänotyps” – die Begriffe “Homozygotie”/”Heterozygotie” auf die genetisch zugrundeliegenden Merkmale des sog. “Genotyps”)

Je höher der Grad der Homozygotie für die einzelnen Merkmale, desto genauer ist die Vorhersehbarkeit zukünftiger und im Standard hinterlegter Eigenschaften/Entwicklungspotenziale der Nachzucht. Und je detaillierter der Rassestandard ist, desto genauer muss eben die Vorhersehbarkeit sein!

Klingt gut, hat aber einen Pferdefuß!

Genau genommen sogar zwei…

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2. 2. Der erste Pferdefuß der Rassestandards: Matadorzucht

Die meisten Defektgene sind nicht dominant. Dass sie überhaupt vorhanden sind, merkt man erst, wenn sie reinerbig auftreten. In der Linienzucht, bzw. bei Inzucht und Inzestzucht, werden diese versteckten Defektgene ebenso schnell und nachhaltig kumuliert wie die erwünschten Gene. Nur mit dem Unterschied, dass man sie und ihre krankmachende oder sogar todbringende Wirkung nicht frühzeitig bemerkt, sondern erst, wenn bereits ein großer Teil der Zuchtpopulation das Defektgen trägt und dadurch bedingt immer mehr reinerbige und ggf. kranke Tiere geboren werden.

Dieser Effekt kann sich ganz besonders dramatisch entwickeln, wenn ein solches Gen beispielsweise von einem einzelnen Rüden vererbt wird, der auf den in der Vereinszucht beliebten Ausstellungen immer wieder mit Pokalen prämiert wird und von dem dann alle Züchter ihre Hündinnen decken lassen, weil durch unfähige Zuchtwarte die Deckeinsätze dieses Rüden nicht limitiert/begrenzt werden und den Züchtern diese Gefahr durch fehlendes Wissen nicht bekannt oder bewusst ist. So sind dann in der Folge-Generation große Teile der Zuchtpopulation miteinander verwandt, so dass es fast unmöglich wird, nicht mehr oder weniger inzüchtig zu züchten. Die Folge ist eine sprunghafte Zunahme homozygoter und ggf. kranker Nachzucht. Die weitere Ausbreitung eines von einem solchen Rüden (sog. Populare Sire) unbemerkt vererbten Defektgens kann in der Praxis dann (fast) unkontrollierbar werden. Dies bezeichnet man als “Matadorzucht” (Das spanische Wort “Matador” bedeutet “Töter” oder “Totschläger” und die Matadorzucht ist im Grunde ein genetischer Massenmord)1. Da diese Gefahr unter Kynologen bestens bekannt ist, ist Matadorzucht auch – offiziell zumindest – untersagt.

Hierzu ein Beispiel:

Der Wolfsspitz/Keeshond “Bärchen Eisstern” im VfDSp (VDH), Besitzerin Angelika Rubens – 1. Vorsitzende der Ortsgruppe Köln & Zuchtwartin (!!!) hat im Zeitraum zwischen dem 01.01.2016 – 31.12.2024, also in 9 Jahren, im VDH 181 Nachkommen gezeugt*. Das entspricht 11,16 % der im gleichen Zeitraum gefallenen Wolfsspitzwelpen (N=1.622)*. Legt man “Internationale Zuchtstrategien der FCI” (abgerufen am 20.05.2025), also der internationalen Dachorganisation zugrunde, so wird hier auf S. 2, Pkt. 3 empfohlen: “Als allgemeine Empfehlung sollte kein Hund mehr Abkömmlinge als 5% der Welpen hervorbringen, die in der Zuchtpopulation in einem 5-Jahres-Zeitraum registriert werden.” (Zitat)

Das wäre also der Zeitraum vom 01.01.2016 – 31.12.2020 gewesen, in dem 1009 Wolfsspitzwelpen* gefallen sind. Dann hat er 16,75 % Abkömmlinge gezeugt, also mehr als das Dreifache dessen, was die FCI empfiehlt.

*(Datenbank Deutscher Spitz, abgerufen am 20.05.2025 – Achtung! Diese Statistiken sind nur abrufbar, wenn man dort angemeldet ist”)

Aber was sind schon Empfehlungen, gell?

Wenn dann eine Züchterin Marlies Both schreibt (Zitat, s. o.)

“Um mit einem Zwergspitz/ Pomeranian in die Zucht des VDH zu gelangen, sind wir an dieses strenge, aber notwendige Regelwerk gebunden, damit wir gesunde und wesensfeste Hunde züchten.”

muss man ihr natürlich insofern Recht geben, dass Wolfsspitze definitiv weder Zwergspitze, noch Pomeranians sind…

Und wenn im

“Das VDH Gütesiegel – Gesunde Welpen aus kontrollierter Zucht”

unter Pkt. 2 darauf verwiesen wird (Zitat)

“Ein ausgebildeter Zuchtwart des Rassehundezuchtvereins kontrolliert die Zuchtstätte des Züchters. Diese muss die strengen Vorgaben der Zuchtordnung und des Tierschutzgesetzes erfüllen.”

dann sind damit genau solche ausgebildeten Zuchtwarte gemeint wie die Besitzerin des o. g. Wolfsspitzes “Bärchen Eisstern”, die durch den wahrhaft meisterlichen Zuchteinsatz ihres Rüden eine ganze Zuchtpopulation in Grund und Boden stampft!

Ob man das aber unbedingt als Qualitätsmerkmal betrachten sollte, steht wohl auf einem ganz anderen Blatt!

(Ich persönlich tendiere eher zu der Auffassung, dass hier der Bock zum Gärtner gemacht wird.)

Gleichzeitig muss man allerdings feststellen, dass viele (nicht zu verwechseln mit “alle”!) dieser zunächst einmal als Defektgene bezeichneten Gene sogar vor bestimmten anderen Erkrankungen schützen können, sofern sie nur vereinzelt und gemischterbig (heterozygot) auftreten, bzw. in Kombination mit bestimmten anderen Genen, mit denen sie entweder eine “gesunde” oder eben auch “krankmachende” Kopplung bilden können. In diesem Sinne ist eine größtmögliche genetische Durchmischung, bzw. eine Mindestmaß an Heterozygotie der Population entscheidend für die Gesunderhaltung der Hunderasse insgesamt. Nachzulesen z. B. auch bei Hellmuth Wachtel (s. u.), Fr. Prof. Dr. Irene Sommerfeld-Stur oder auch Fr. Dr. Barbara Kessler.

Rassehundezucht ist und bleibt somit eine Gratwanderung zwischen erwünschter Homozygotie einerseits und gesundheitlich notwendiger Heterozygotie andererseits!

Daraus resultiert aber in der Praxis zwangsläufig, dass auch das in einem Rassestandard definierte Erscheinungsbild ein Mindestmaß an Spielräumen aufweisen muss!

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2.3. Der zweite Pferdefuß der Rassestandards: Über-Interpretation

Diese notwendigen Spielräume im Rassestandard lassen gleichzeitig aber auch Raum für sog. Über-Interpretationen des Zuchtstandards!

Das Problem der Über-Interpretation ist verantwortlich für sehr viele wirklich fatale Fehl-Entwicklungen der Tierzucht bis hin zur übelsten Qualzucht.

Die Ursachen für Über-Interpretationen sind vielfältig.

Da kann es sein, dass…

  • ein häufig eingesetzter Ausstellungsrichter bestimmte Vorlieben und/oder Abneigungen hat und die Züchter sich daran orientieren, weil sie möglichst viele Preise erringen wollen,
  • der Züchter selbst seine ganz eigenen ggf. überriebenen Schönheitsideale hat, oder auch
  • fehlgeleitete Käufer-Interessen

können den Ausschlag für solche verhängnisvollen Entwicklungen geben. Das kann vom Kindchen-Schema mit einer Unsumme schwerster Behinderungen durch Brachycephalie (Kurzköpfigkeit) bis zu vollkommen fehlender Behaarung (Nackthunde) oder auch überbordenden Fellmassen (Pomeranian, Keeshond, Puli) reichen und von extremem Zwergwuchs (Chihahua, Mini-Pomeranian) zu Riesenwuchs (Doggen etc.) oder extrem langen Rücken in Kombination mit viel zu kurzen, verkrüppelten Beinchen bei fast schon raupen- bis wurmartigen Zwergteckeln.

Da die Ursachen dieses Problems eben so vielfältig sind, kann auch seine Bekämpfung nicht nur durch einfache Veränderung eines Zuchtstandards im Sinne einer noch differenzierteren Aufschlüsselung erreicht werden, sondern bedarf ergänzender gesetzgeberischer Vorgaben/Grenzen und Aufklärung von Hundezüchtern und -käufern, sowie des Appells an deren Verantwortungsbewusstsein und schließlich auch Rassezuchtvereinen und Ausstellungs-Verantwortlichen, sofern die Züchter diesen angeschlossen sind.

Ich weiß definitiv, dass z. B. der VDH sogar explizite Schulungen zu dieser Thematik anbietet!2

Wie ernst die Rassezuchtvereine diese ihre Verantwortung nehmen, zeigt sich aber erst bei der Umsetzung in die Praxis, unschwer erkennbar an der Verbreitung beispielsweise der Brachycephalie…

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2.4. Die Bedeutung eines Rassestandards für züchterische Qualität

Ein weiteres Problem bei der Zucht mit Rassestandards können Züchter sein, die zwar fleißig einen Wurf nach dem Anderen produzieren, aber den eigenen Rassestandard nicht einmal kennen oder sogar bewusst ignorieren!

Wenn aber ein Rassestandard und die dazugehörigen Zuchtordnungen so eng gefasst ist (z. B. Farbreinzucht ohne gesundheitliche Gründe), dass er gesunde heterozygote Zucht verhindert

oder

der Standard selbst in sich zwar gut und vernünftig ist, aber durch Über-Interpretationen und Nicht-Beachtung (z. B. der Wesenseigenschaften!!!) ständig ad absurdum geführt wird,

dann ist die Qualität der Zucht auch nicht zwangsläufig abhängig von dem Vorhandensein oder Fehlen dieses Rassestandards, geschweige denn irgendeiner Vereinszugehörigkeit. Sie kann u. U. dadurch sogar negativ beeinflusst werden!

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3. Schulungen und Ausbildung von Züchtern

Immer wieder bin ich entsetzt, wenn ich mir anhören muss, dass Züchter

  • seit 30 Jahren in einem Verein Hunde züchten, aber nicht einmal wissen, was in dem Zuchtstandard “ihrer” Hunderasse steht,
  • seit 10 oder 20 Jahren Hunde halten und züchten, aber nicht einmal wissen, dass Hunde mit Diarrhoe erst einmal für 24 Stunden nicht fressen, sondern eine sog. Trinkpause einlegen sollten,
  • ihren eigenen Hunden, die für ihre absolute Wetterfestigkeit bekannt sind, im Herbst Mäntelchen anziehen, obwohl sie weder krank, noch hochaltrig sind (also über ihre “eigene” Hunderasse ganz offensichtlich nicht die mindeste Kenntnis haben),
  • zwar einige auswendig gelernte Sprüche zur Farbgenetik oder Inzuchtkoeffizienten aufsagen können, bei jedem 2. geäußerten Satz aber deutlich machen, dass sie inhaltlich nicht das geringste Verständnis überhaupt zur Biologie ihrer Hunde haben, geschweige denn zur Genetik oder gar Populationsgenetik,
  • . . .

Sicherlich kann und darf man nicht von jedem Hundezüchter erwarten, dass er erst ein Biologiestudium absolviert, bevor er züchten darf. Aber man sollte erwarten können, dass er zumindest etwas mehr über Hunde weiß, als dass sie 4 Beine, eine Schnauze und einen Steert haben, wo man das Futter reinsteckt und dass man zum Spaziergang ggf. Tüten mitnehmen sollte.

Ein Züchter, der…

  • nicht einmal den Rassestandard “seiner” Hunderasse kennt, wird auch keine rassetypischen Hunde dieser Rasse züchten,
  • keine Grundkenntnisse der Biologie der Hunde hat, kann und wird nicht verstehen, dass und warum BARFEN von Welpen in fast allen Fällen katastrophale Folgen hat3,
  • keine Grundkenntnisse der Genetik hat, wird nicht bereit sein, seine Zuchtauswahl auf einer vernünftigen, der Entwicklung und Gesunderhaltung dieser Rasse förderlichen Basis zu treffen,
  • keine Grundkenntnisse der Populationsgenetik hat, kann nicht den Unterschied zwischen rechnerischem und molekulargenetischem Inzuchtkoeffizienten verstehen und wird auch in Zukunft seine Hündin vom pokalträchtigsten Popular Sire decken lassen, der schon die Hälfte der Hündinnen gedeckt hat,
  • selbst nicht weiß, warum rassespezifische Haltung, Erziehung und Ausbildung einer Hunderasse notwendig, ja, sogar unabdingbar ist oder wie sie auszusehen hat, wird weder selbst rassetypische Vertreter dieser Hunderasse haben, noch züchten, geschweige denn Welpeninteressenten entsprechend aussuchen und beraten können.

Und ein Zuchtwart, der seinen eigenen Rüden mehr als das Dreifache der in fünf Jahren geworfenen Nachfolge-Generation produzieren lässt, hat entweder nicht das für eine derartige Position von der Vereinszucht als Qualitätsmerkmal postulierte erforderliche Wissen (z. B. zu den Vorgaben des eigenen Dachverbandes FCI) oder stellt jeden osteuropäischen Hinterhof-Vermehrer in puncto Skrupellosigkeit in den Schatten. Vielleicht auch Beides.

Von einem solchen Zuchtwart Schulung, Beratung der Züchter, Qualitätskontrollen oder Zuchtlenkung zu erwarten, heißt “den Bock zum Gärtner zu machen”!

Und unter genau diesen Voraussetzungen ergeben natürlich all die tollen Versprechungen im Merkblatt

“Das VDH Gütesiegel – Gesunde Welpen aus kontrollierter Zucht”, (abgerufen am 01.03.2024)

im Ergebnis ein völlig anderes Bild.

Ebenso, wie sich mein Vertrauen gegenüber einer Fleisch-Fachverkäuferin in Grenzen hält, die versucht, mir eine Hähnchenkeule als Sauerbraten anzudrehen oder gegenüber einem Autoschlosser, der nicht einmal weiß, was ein Gewinde ist, so habe ich auch ernsthafte Bedenken gegenüber Hundezüchtern und Vereinen, deren kynologisches Fachwissen sich damit erschöpft, mit Ach und Krach einen Pomeranian von einer Perserkatze zu unterscheiden!

Es ist also keineswegs damit getan, wenn Zuchtvereine Schulungen anbieten. Das machen sie definitiv. Das Problem ist nur, dass all das dort vermittelte Wissen – egal, wie gut oder schlecht es auch sein mag – offenbar in nur sehr wenigen Züchterköpfen ankommt, geschweige denn verstanden, behalten und umgesetzt wird!

Es muss auch abgeprüft, zur verpflichtenden Voraussetzung für züchterische Tätigkeit gemacht und die Umsetzung dieses Wissens in die Praxis von

UNABHÄNGIGEN FACHLEUTEN

kontrolliert und transparent kommuniziert werden!

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4. Hundezucht unter qualitativ hochwertigen und kontrollierten Bedingungen

Aus datenschutzrechtlichen Gründen kann ich hier manche Fotos nicht veröffentlichen. Aber ich kann versichern und b. Bed. auch jederzeit belegen, dass es auch in so mancher Vereinszucht Zustände gab und gibt, bei denen sich einem die Haare sträuben und die keinem Hinterhof-Vermehrer in irgendeiner Weise nachstehen. Angefangen von läufigen Hündinnen, die ohne eine Möglichkeit des Unterschlupfes mit zwei Rüden in eine kleine Pferdebox gesperrt wurden über weiße Hunde, deren gesamtes Fell von ihren Exkrementen dunkelrotbraun verfärbt und an vielen Stellen verfilzt, von Entzündungen verkrustet und ausgefallen ist/war bis hin zu “Züchtern”, bei denen die Hunde an der Kette liegen, wenn gerade kein Besucher erwartet wird und die nicht einmal angeben können, wie und womit sie ihre Hunde / Welpen genau ernähren.

Mit solchen Bildern im Hinterkopf liest es sich schon etwas anders, wenn auf solchen Seiten, wie den oben abgebildeten und verlinkten Screenshots darauf verwiesen wird, dass in den Vereinen (oder sogar nur einem einzigen dem VDH angeschlossenen Verein) alle Zucht-Hunde gut untersucht sind, teilweise auch, abhängig vom Zuchtverein, zusätzlich diverse gute Ausstellungsbewertungen nachweisen müssen, um überhaupt zur Zucht zugelassen zu werden und die Aufzuchtbedingungen vom Verein überprüft und überwacht würden.

Ich will auch keineswegs in Abrede stellen, dass es wirklich gute Züchter in diesen Vereinen (inkl. des VDH) gibt – nur, wenn dann z. B. von allen Nicht-VDH-Züchtern behauptet wird (Zitat Frau Both, s. o.)

“Es gibt hunderte von Züchtern und Deckrüdenbesitzern, die sich an diese Regeln nicht halten wollen oder können.”

kann man nur feststellen, dass, wer im Glashaus sitzt, nicht mit Steinen werfen sollte!

Das von Vereinszüchtern hervorgekramte Argument, dass es “natürlich überall schwarze Schafe” gebe, kann ja nicht nur für die Vereinszucht oder sogar nur für einen einzigen, ganz bestimmten Verein gelten, sondern im gleichen Maße für alle Anderen!

Derartige Verallgemeinerungen sind also völlig fehl am Platz und unverschämt!!!

Die Realität:

Die Zuchthunde in den Vereinen werden tatsächlich meist umfangreich und rel. kostenträchtig untersucht und in nahezu allen Vereinen muss zur Zuchtzulassung (ZZL) auch ein sog. genetischer Fingerabdruck in einem Genlabor hinterlegt werden, der – rein theoretisch zumindest – die Möglichkeit eröffnet, die Abstammung der Welpen in diesem Genlabor überprüfen zu lassen.

Siehe dazu der Antrag auf Zuchtzulassung und die Zuchtordnung vom 01.07. 2018 (beides abgerufen am 01.03.2024)

In der Praxis jedoch wird diese Möglichkeit von den Vereinen nicht genutzt. Im Gegensatz beispielsweise zu Zuchtvereinen unserer Nachbarländer, in denen Ahnentafeln z. T. grundsätzlich nur nach Vorlage entsprechender genetischer Elternschaftsgutachten ausgestellt werden (Siehe Zuchtordnung)

In Deutschland dagegen kommt es immer mal wieder vor, dass irgendein “renitenter” Welpenkäufer dann unverschämterweise mal die Elternschaft seines Welpen anzweifelt oder aus irgendwelchen anderen Gründen im Genlabor überprüfen lässt und dabei herauskommt, dass ein völlig anderer Rüde Vater des Welpen ist.

Was aber, wenn es sich dabei um einen Hündinnenwelpen handelt, mit dem gezüchtet wird und der dann in Unkenntnis dieser Umstände vom eigenen Vater gedeckt wird? Auch solche Nachweise liegen hier vor, bei denen dann im Nachhinein herauskam, dass es auf diese Weise zu übelster Inzestzucht gekommen ist!

So behaupten z. B. die Züchter des VfDSp im VDH – auf Nachfrage, dass in diesem Verein nicht mit dem Defektgen “Merle” gezüchtet würde. Allerdings ist die molekulargenetische Untersuchung auf dieses Defektgen als Voraussetzung für die ZZL nirgendwo vorgeschrieben und wird auch nicht erwartet oder eingefordert. Das Problem wird nicht einmal erwähnt! (In letzter Zeit scheint sich allerdings glücklicherweise etwas zu bewegen!)

Das gilt auch nicht nur für bereits in diesem Verein gezüchtete Tiere, sondern auch für Registerhunde, über deren Herkunft nur wenig bis gar nichts bekannt ist! Siehe dazu der Antrag auf Zuchtzulassung und die Zuchtordnung vom 01.07. 2018 (beides abgerufen am 01.03.2024)

In anderen Vereinen, wie beispielsweise der IG Spitze im IHV (der übrigens nicht, wie von Fr. Both angegeben “Internationaler Hovawart-Zuchtverband” heißt, sondern “Internationaler Hundeverband”), ist zwar die Untersuchung auf dieses Defektgen für eine ZZL verbindlich vorgeschrieben, aber da in ausnahmslos KEINEM Verein für die Ausstellung einer Ahnentafel die Vorlage eines genetischen Elternschafts-Gutachtens erforderlich ist, nutzen all diese teuren und definitiv wichtigen Untersuchungen absolut Nichts!

Siehe: Interessengemeinschaft Spitze im Internationalen Hundeverband (IG Spitze im IHV), Gesundheitsbestimmungen zur Zuchtzulassung, (abgerufen am 01.03.2024)

Die Überprüfung der Ahnentafel erfolgt jedoch auch hier nicht durch den ausstellenden Verein, sondern wird lediglich dem Welpenkäufer als Möglichkeit angeboten (Zitat):

“Jeder Welpenkäufer eines Hundes (mit dem DNA Siegel in den Ahnentafeln des IHV) kann die Herkunftsangaben seines Welpen gerichtsfest über DNA prüfen lassen.”, (abgerufen am 01.03.2024)

Dies ist übrigens auch der einzige Verein, der wirklich umfangreiche Informationen zu den einzelnen vorkommenen Erbkrankheiten auch für jeden Welpen-Interessenten transparent und ausführlich bereitstellt!

Verein für Spitze und verwandte Rassen e. V. (V.S.V.R.), Zuchtordnung (abgerufen am 01.03.2024), Punkt 9: “Ahnentafeln | Registerpapiere”

Erhaltungszucht Deutscher Spitz (EZS), Zuchtordnung (abgerufen am 01.03.2024), Punkt 1: “Nutzung des bestehenden Genpools”, sowie unter “Unsere züchterische Selbstverpflichtung”

Wichtig ist die tatsächlich nachgewiesene Elternschaft der in der Ahnentafel angegebenen Tiere, weil ansonsten auch der Merle-Bordercollie oder der hüftkranke Schäferhund “von nebenan” Vater der Welpen sein kann. Ob ein Hund z. B. Träger des Merle-Gens ist, ist nämlich keineswegs immer zu sehen (kryptisches Merle, Minimal Merle usw.)!

Ebenso wird gern die Freiheit von bestimmten Erbkrankheiten z. B. beim VfDSp (VDH) nicht untersucht, sondern durch den Verein bestätigt als “free by descent”, da ein Hund kein Träger dieses Merkmals sein kann, wenn seine Eltern es schon nicht hatten. Das wäre auch richtig, sofern die Elternschaft überprüft würde. Wird sie aber nicht. Und damit sind auch derartige Angaben zur Gesundheit der Hunde Null und Nichtig!

Da möchte ich also gern noch einmal die Pomeranian-Züchterin Marlies Both vom VfDSp (VDH) zitieren:

“Dort kann nicht festgestellt werden, wer denn die Ahnen der Welpen sind.

Dort werden auch Hunde, die gesundheitliche Probleme haben, miteinander verpaart, auch wenn sich diese Probleme weiter vererben. Es wird ihnen vorgehäuchelt, alles wäre in bester Ordnung und Bilder der angeblichen Ahnen gezeigt.

[…]

Diese Welpen haben auch ganz tolle Papiere, die heutzutage aber jeder Drucker druckt.”

und ganz besonders auf den letzten Satz dieser Aussage hinweisen, der vollumfänglich auch für ihren eigenen Verein gilt!

Die tatsächliche Kontrolle dieser angeblich so “kontrollierten Zucht” ist also nichtig, solange die eigentlich notwendige Endkontrolle und damit der wichtigste Schluss-Baustein des gesamten Konstruktes fehlt! Man könnte sich im Grunde das ganze “Herumgeeiere” mit all den teuren und aufwändigen Untersuchungen, ebenso wie das pokalträchtige “Schau-Laufen” auf Ausstellungen im Vorfeld sparen!!!

(Im Ausland, aber auch in bestimmten Vereinen unter dem Dachverband VDH (z. B. im Schäferhunde-Verein) ist die Vorlage des molekulargenetische Elternschaftsnachweises übrigens durchaus zwingende Voraussetzung zur Ausstellung von Ahnentafeln!!!)

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4.1. Weitere Angaben auf Ahnentafeln

Und zu den “ganz tollen Papieren” und der Frage “Warum VDH-Papiere so wichtig sind” hätte ich noch eine andere Anmerkung, die sich mal auf meinen eigenen, im VDH gezüchteten, Hund bezieht:

Llywellynns Inzuchtkoeffizient

Ich hätte dazu – zum Aussuchen – gleich drei verschiedene Inzuchtkoeffizienten anzubieten:

  • Ahnentafel VDH: 1,56% (eine Angabe zur Berechnungsgrundlage fehlt!)
  • Datenbank Deutscher Spitz: 10,19% (über 6 Generationen berechnet)
  • Molekulargenetisch (Feragen): 22%

Kleine Anmerkung für all diejenigen, die jetzt gleich wieder loskrakelen wollen wegen Llywellynns Inzuchtkoeffizienten: Hunde bestehen weder nur aus Inzuchtkoeffizienten, noch nur aus Pigmentfehlern, bestimmten Fellfarben, noch sonstwelchen Dingen, an denen man herumkritteln kann, sondern bilden eine Einheit aus verschiedenen Eigenschaften (wie z. B. Intelligenz, Wesensfestigkeit und fehlender Jagdtrieb)! Und eine züchterische Bearbeitung hoher Inzuchtkoeffizienten muss selbstverständlich erfolgen (Ich wäre wohl die Letzte, die das bestreiten oder auch nur kleinreden wollte), aber “mit dem Brecheisen” funktioniert das nicht – wer etwas Anderes glaubt, den kann ich nur darauf verweisen, mal wenigstens ein paar Seiten einschlägiger kynologischer Fachliteratur zu lesen (Hellmuth Wachtel, Irene Sommerfeld-Stur usw.), damit er wieder auf den Teppich kommt.

Es geht aber gar nicht um Llywellynns Inzuchtkoeffizienten, sondern um die Unterschiedlichkeit der Angaben!

Dass der molukulargenetische IZK normalerweise weit über dem rechnerischen liegt, ist bekannt – vielleicht einer der Gründe, warum so viele Züchter ihn erst gar nicht bestimmen lassen. Es könnte ja sein, dass da der so mühsam aufgebaute Züchterstolz vom niedrigen Inzuchtkoeffizienten Kratzer abbekommen könnte.

Fakt ist nämlich, dass der rechnerische Inzuchtkoeffizient, wie er beispielsweise in der Datenbank und den Vereinen verwendet wird, sich quasi von selbst über die Anzahl der Generationen “schönrechnet”. Definitiv ist es besser, mit diesem rechnerischen Inzuchtkoeffizienten zu arbeiten, als sich überhaupt nicht dafür zu interessieren. Zeitgemäß ist es aber nicht mehr! Korrekterweise wird zumindest in der Datenbank die Berechnungsgrundlage angegeben (wie sich das gehört!) – das grenzt diese “Schönrechnerei” wenigstens ein und sorgt dafür, dass man das Ergebnis adäquat einordnen kann.

Aber was ist von dem vom VfDSp (VDH) in der Ahnentafel angegebenen IZK von 1,56 % zu halten? Zumal hier nicht einmal eine Berechnungsgrundlage angegeben wird.

Wird hier vielleicht der tatsächliche IZK mit der Qualtät der Zucht multipliziert oder muss das dahingehend verstanden werden, dass es überhaupt keine Berechnungsgrundlage gibt, sondern frei ins Blaue hineinphantasiert wird?

Qualitätszucht und Vertrauenswürdigkeit geht irgendwie anders…

Ein ganz normaler Welpenkäufer, der sich nicht seit Jahren mit Hunden, Kynologie, Genetik usw. beschäftigt und über entsprechendes Hintergrundwissen verfügt, wird durch derartige gezielte Des-Information bewusst in die Irre geleitet, weil er nicht weiß, dass dabei Äpfel mit Birnen verglichen werden!

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4.2. Transparenz

Interessant im Zusammenhang mit züchterischer Qualität ist natürlich auch die Frage der Transparenz.

Wenn ich mir ein Auto, eine Heizungsanlage oder eine Waschmaschine anschaffen möchte und dieses Gerät hat eine besonders gute Qualität, die durch unabhängige Stellen überprüft und zertifiziert/ausgezeichnet wurde, so wird ausnahmslos jeder Hersteller und Händler solche Zertifikate nutzen, um die eigene hohe Qualität darzustellen und besonders herauszustreichen! Alles Andere wäre schlechtes Marketing und, mit Verlaub, einfach nur dumm!

Wenn man sich dagegen die Internetauftritte vieler Vereinszüchter ansieht, deren Zucht, eigenen Angaben zufolge, ja ganz besonders hochwertig sein soll (oder es – vielleicht – sogar tatsächlich ist), dann findet man zu den Zuchttieren meist alle möglichen Angaben wie z. B. die nicht überprüfte Ahnentafel, Ausstellungs-Erfolge (die ja, weil vom eigenen Verein verliehen, nicht wirklich als objektiv gelten können) usw. usf., aber nur in sehr seltenen Fällen Untersuchungsergebnisse, bzw. -befunde.

Und da frage ich mich natürlich, warum…

(Manchmal ist ja das, was nicht gesagt wird, weit aussagekräftiger als das, was gesagt wird!)

Nochmals ein Zitat von Frau Marlies Both:

“Um mit einem Zwergspitz/ Pomeranian in die Zucht des VDH zu gelangen, sind wir an dieses strenge, aber notwendige Regelwerk gebunden, damit wir gesunde und wesensfeste Hunde züchten.”

Dass die Damen und Herren da, wie man bei uns Hundeleuten so sagt, nochmal “an ihrer Bindung arbeiten” müssen, habe ich ja weiter oben hinreichend belegt. Hinsichtlich der Vorhersagbarkeit rassespezifischer Eigenschaften und Verhaltensweisen, der Wesensfestigkeit also (und genau das ist ja der Hauptgrund, sich einen Rassehund und nicht einen schönen Mischling zu kaufen), werden speziell beim Spitz – und als seit Jahrzehnten passionierte Spitzhalterin kann ich natürlich nur zu diesen eine Aussage machen – seit mind. 20 Jahren zunehmend mehr Hunde gezüchtet, die weder standardgemäße Eigenschaften, noch rassespezifische Verhaltensweisen zeigen, wobei dies seitens der Züchter teilweise verschwiegen und teilweise auch kleingeredet, seitens der Vereine auf alle Fälle aber in keiner Weise überprüft oder kontrolliert würde.

Die nach außen postulierte Kontrolle der Zucht, mit der die Abgrenzung gegenüber den sog. “Vermehrern” von “Wühltischwelpen” begründet wird, findet also nachweislich (!!!) weder in gesundheitlicher, noch in Bezug auf Wesens- und/oder Verhaltensmerkmale statt!

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4.3. Der “Top-Züchter des Jahres”

oder der “Flop des Jahres”?


Mehrfach zum “Top-Züchter des Jahres” gewählt wurde dann auch die Besitzerin des oben bereits erwähnten Popular Sire “Bärchen Eisstern” mit inzwischen 181 gelisteten Nachkommen, von denen er allein 52 mit der Hündin “Hinna vom Lütt Wisch Hus”, 27 mit “Hiraani von Haus Rubens”, 23 mit “Alina von Brüchl” und 17 mit “German Grey Shadow’s Lara May” gezeugt hat, die also jeweils entsprechend viele Vollgeschwister haben.

Da muss man sich angesichts der Tatsache, dass von vielen Vereinszüchtern so verächtlich mit dem Finger auf Züchter ohne Papiere gezeigt und diese als “Vermehrer” beschimpft werden, doch ernsthaft fragen, wie das zusammenpasst.

Wie wäre es für die Auswahl des Top-Züchters denn mit folgenden Kriterien?

  • bestes Gesundheits-Monitoring,
  • Grad der Diversität bei der Nachzucht,
  • Heterozygotie der Haplotypen (also ein Gesundheitsmerkmal),
  • Erhaltung von selten in der Population vertretenen Haplotypen in der Zucht,
  • Beitrag zur Verbreiterung des Genpools (z. B. Zucht mit Registertieren),
  • Teilnahme an speziellen Zuchtprogrammen (z. B. Kreuzungszucht)
  • Publicity/Öffentlichkeitsarbeit für die Spitze (z. B. Dogdancing-, Trick-Dog-Vorführungen o. Ä. auf öffentlichen Veranstaltungen)
  • Projekte?

Dann könnte man sicherlich anfangen, von züchterischem Denken und Handeln zu reden – aber so?

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5. Unterschiede zwischen Vereinszucht und vereinsfreier Zucht

Was heißt das nun für den Welpenkäufer?

Im Grunde genommen heißt es nichts Anderes, als dass all diese schicken Ahnentafeln zwar dazu führen, dass die Züchter ihre Welpen gern mal tausend oder zweitausend Euro teurer verkaufen, was mit den hohen Untersuchungskosten usw. begründet wird, und sich selbst und die Qualität “ihrer” Vereinszucht über den grünen Klee loben – den Nachweis darüber im Sinne einer Überprüfung der Ahnentafel aber schuldig bleiben.

Das heißt natürlich nicht, dass man nun alle Vereinszüchter “unter Generalverdacht” stellen sollte – aber Gleiches muss auch für vereinslose Züchter gelten, denn auch sie können ihre Zuchttiere untersuchen lassen, sich informieren, an Schulungen teilnehmen, ihre Hunde rassespezifisch halten und ausbilden, Elternschaftgutachten erbringen usw. usf.

Es heißt nicht mehr, aber auch nicht weniger, als dass die Zucht im Verein – so, wie sie derzeit praktiziert wird – sich im Grunde von der Zucht außerhalb der Vereine in keiner Weise unterscheidet und die von den Vereinszüchtern erwarteten Welpenpreise in keiner Weise rechtfertigt!

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5.1. Ein ganz pragmatisches Rechen-Exempel

Möglichkeit 1

Ich kaufe beim (in Deutschland wohnhaften!) „Hinterhof-Vermehrer“ meines Vertrauens einen papierlosen Großspitz-Welpen für, sagen wir mal, 800 Euro. Der Welpe ist bei Abholung entwurmt, gechipt und geimpft. Die Haltungs- und Aufzuchtbedingungen der Welpen, sowie die Mutter (z. B. zur Kontrolle des Zahnstatus), kann ich mir angucken, wenn ich will. Falls der Vater der Welpen auf dem Hof ist, kann ich ggf. auch gucken, ob er beide Hoden hat. Falls ich einen Rüden-Welpen kaufen möchte, sollte ich aber in jedem Fall bei diesem Welpen selbst mal zwischen die Beinchen gucken. Ebenso kann ich das Wesen der Elterntiere und ggf. weiterer dort gehaltener Hunde selbst überprüfen.

Vorher bitte ich den Züchter darum, den von mir ausgesuchten Welpen bereits früher chippen und ihm Blut abnehmen zu lassen – die für Blutabnahme und molekulargenetische Untersuchung erforderlichen Kosten zahle ich. Was davon ich haben möchte, entscheide ich entsprechend der Frage, ob ich den Welpen einfach nur als Liebhaber-Hund oder auch zur Zucht kaufen möchte.

Möglichkeit 2

Ich kaufe beim Vereinszüchter meines Vertrauens einen Großspitz-Welpen für 1.800 Euro. Der Welpe ist bei Abholung entwurmt, gechipt und geimpft. Die Haltungs- und Aufzuchtbedingungen, sowie die Mutter der Welpen, wurden vom Zuchtwart kontrolliert. Da diese Kontrollen aber, wie oben bereits ausgeführt, nicht unbedingt wirklich zuverlässig sein müssen, sollte ich sie mir auf alle Fälle selbst angucken.

Das Wesen der Eltern-, sowie ggf. weiterer dort gehaltener Hunde muss ich auch hier selbst überprüfen, ein Test auf spitztypische Wesensmerkmale (Zurückhaltung gegenüber Fremden, Wachsamkeit, fehlender Jagdtrieb) findet in keinem Verein statt, auch nicht im Rahmen der im VDH für die Zuchtzulassung vorgeschriebenen Ausstellungen.

Die Deckrüden des Vereins werden im Rahmen der Zuchtzulassung überprüft, dass sie keine Einhoder, bzw. kryptorchid sind. Da erblicher (!) Kryptorchismus allerdings von beiden Elterntieren vererbt wird, aber lediglich kryptorchide Rüden von der Zucht ausgeschlossen werden, weiß ich im Grunde auch nicht mehr, als ich es beim papierlosen Welpen weiß und sollte bei einem Rüden-Welpen selbst nachgucken.

Bis zu diesem Punkt gibt es also keinen Unterschied zwischen Vereinszucht und vereinsunabhängiger Zucht.

Die Eltern sind, je nach Verein, nur auf HD, oder auch zusätzlich auf ED geröngt, sowie auf PL untersucht.

Labortechnisch sind die Zuchttiere i. d. R. z. B. untersucht auf PRA-PRCD, OCA2, Dilute (Blauträger)/D-Locus (VDH), in anderen Vereinen (z. B. IG Spitze im IHV) ggf. auch noch zusätzlich auf Merle und div. andere Erkrankungen.

Dummerweise brauchen in sämtlichen Vereinen Zucht-Hunde nicht auf entsprechende Erbkrankheiten getestet werden, sofern in der – wohlgemerkt nicht überprüften – Ahnentafel unter den Vorfahren kein Hund eingetragen ist, bei dem diese Erkrankung oder Trägerschaft für ein entsprechendes Gen nachgewiesen wurde (oder man das im VDH für das Merle z. B. einfach mal als Selbstverständlichkeit voraussetzt…). Nennt sich dann „Free by descent“, ist allerdings wegen der fehlenden Überprüfung auch „frei von Garantie“.

Der Fingerprint muss in der Vereinszucht für alle Zuchttiere hinterlegt werden – für den Fall des begründeten Zweifels kann dann ein Elternschaftsgutachten erstellt werden – im Normalfall passiert das allerdings nicht.

(„Kaufen und bezahlen Sie dieses Auto mit Ferrari-Plakette – wenn Sie den begründeten Verdacht haben, dass kein oder nur ein kleiner Fiat-Motor unter der Haube ist, können Sie auf Ihre eigenen Kosten ja noch einen einbauen lassen…“  – Hä???)

Wenn ich den Welpen aus der Vereinszucht kaufe, weiß ich also eigentlich nur, dass der Züchter gesunde Hunde hat (wie schön für ihn!) und der von mir gekaufte Hund – sofern die Angaben der Ahnentafel tatsächlich stimmenvielleicht (!!!) gute Erbanlagen haben könnte. Solche Angaben wie „Free by descent“ kann man bei nicht überprüften Ahnentafeln getrost als nichtig betrachten.

Dem könnte ich natürlich entgehen, wenn ich auch hier den Züchter bitte, den Welpen bereits früher chippen und ihm Blut abnehmen zu lassen, um ein Elternschaftsgutachten erstellen zu lassen. So könnte ich immerhin feststellen, ob die Anlagen des Welpen der Vermutung entsprechen – eine genaue Aussage zum Gesundheitszustand des Welpen selbst ist aber auch das nicht.

Eine Aussage “Free by descent” ist ausschließlich valide bei molekulargenetisch erwiesener Elternschaft bis zum letzten untersuchten Vorfahren.

Über die Frage, ob die Kosten für diese Untersuchung in Höhe von 34,20 € vom Züchter oder von mir übernommen werden, kann man in Anbetracht des Preisunterschiedes für den Welpen von immerhin 1.000 € und der Aussagekraft des Ergebnisses (Aussage zu gesunden Anlagen vs. Aussage zum tatsächlichen Gesundheitszustandes des Welpen) sicherlich diskutieren.

Ohne ein solches Elternschaftgutachten ist nämlich auch in diesem Fall faktisch kein Unterschied zwischen dem im Verein und dem vereinsunabhängig gezüchteten Welpen vorhanden!

Dabei will ich grundsätzlich keineswegs in Abrede stellen, dass es auch aus meiner Sicht wichtig ist, von vornherein mit Hunden zu züchten, die selbst gesund und frei von erblichen Erkrankungen sind. So gesehen ist es auch vollkommen richtig, die Zuchttiere und nicht nur deren Nachwuchs untersuchen zu lassen.

Das gilt dann allerdings auch für ausnahmslos alle entsprechenden Erkrankungen und schließt Angaben wie “free by descent” ohne lückenlos überprüfte Abstammung von nachweislich untersuchten Ahnen aus! In diesem Fall weiß ich als Käufer zumindest, dass der Züchter sich bemüht (!!!), gesunde Hunde zu züchten.

Mehr aber auch nicht. (Und im Falle einer nicht überprüften Elternschaft ist selbst das hinfällig!)

Preise für verschiedenste Untersuchungen (exemplarisch):

FeragenDogCheck v4.0 (inkl. D-Locus)89,00 €
FeragenPatentgeschützte Analysen (CEA, DM, EIC, HNPK, PRA-PRCD)29,00 €
FeragenISAG 2006 (Fingerprint)29,00 €
FeragenDLA-Haplotypenbestimmung49,00 €
FeragenM-Lokus (Merle)19,00 €
FeragenDiversitätsprojekt (molekulargen. IK, Matching/gengestützte Anpaarung)89,00 €
FeragenAbstammungsgutachten34,20 €
Tierarztallg. Untersuchung, Blutentnahme, Chipkontrolle, Versand der Probe81,67 €
Kosten für genetische Untersuchungen, exemplarisch
TierarztRöntgen HD & ED (4 Aufnahmen) inkl. Narkose, PL-Untersuchung508,90 €
GRSKAuswertung & Befundung der HD- und ED-Aufn. (4 Aufn.) durch Ober-Gutachter73,78 €
Kosten für Skelett-Untersuchungen, exemplarisch

Zu den hier angegebenen exemplarischen Preisen ist anzumerken, dass es die Preise sind, die man als Privatperson (!) bezahlt. Da aber praktisch alle Zuchtvereine mit den Laboren Verträge machen und Sonderkonditionen aushandeln, bezahlen Vereinszüchter, von den Tierarztkosten abgesehen, weniger!

Bewertung von Untersuchungsergebnissen allgemein

Die Bewertung der verschiedenen Untersuchungen ist abhängig beispielsweise von der Frage, ob der Welpe als reiner Liebhaber-, bzw. Freizeithund gekauft oder später zur Zucht eingesetzt werden soll, da bestimmte Merkmale den Hund selbst keineswegs einschränken, sich aber in der Zucht im Laufe der Zeit potenzieren und damit für spätere Generationen eine Einschränkung bedeuten können, aber nicht müssen, sofern sie durch entsprechende Zuchtauflagen kontrolliert werden.

Bewertung von Untersuchungen auf skelettale Erkrankungen (differenziert), anklicken zum Weiterlesen

Grundsätzliches:

Die Untersuchung der Elterntiere auf skelettale Erkrankungen ist nur bedingt aussagekräftig, weil Genetik keine Mathematik ist und es sich multifaktorielle Erkrankungen handelt. Es ist nicht nur möglich, sondern kommt nachweislich auch vor, dass bei zwei Elterntieren mit B-Hüften Welpen fallen, die vollkommen HD-frei sind, als auch, dass bei völlig HD-freien Elterntieren Welpen dabei sind, die später eine C-Hüfte haben. Und das ist keineswegs immer nur auf schlechte Haltungsbedingungen der späteren Besitzer zurückzuführen.

Die Untersuchung der Zucht-/Elterntiere bietet also keine Garantie, kann aber Hinweise darauf liefern, ob mit einer schweren HD oder ED evtl. zu rechnen sein könnte und ist daher wünschenswert!

Hüftgelenks- und Ellenbogendysplasie (HD und ED), anklicken zum Weiterlesen
Hüftgelenks4– und Ellenbogendysplasie5 , 6 sind vorwiegend bei großen und schweren Hunden problematisch. Sie können zu schmerzhaften Einschränkungen führen, wenn der Hund größer als etwa 45 – 50 cm und schwerer als ca. 20 kg wird.

Liebhaber-/Freizeithunde

Für kleinere Hunde, wie Zwerg-, Klein-, Mittel- und kleinere Großspitze sind beide normalerweise bedeutungslos, sofern keine extremen Werte wie HD-E oder darüber erreicht werden. Auch bei größeren oder schwereren Hunden müssen sie nicht zwangsläufig als Problem in Erscheinung treten, wenn der Hund kein Übergewicht hat und/oder diese Gelenke nicht zu starker Belastung ausgesetzt werden (am Fahrrad laufen, Zughundesport, Agility oder andere sportliche Betätigungen, die die Gelenke belasten).

Zuchthunde

Mittel-, Groß- und Wolfsspitze sollten auf alle Fälle vor einem Zuchteinsatz unter Narkose (!) untersucht werden. (In allen mir bekannten Vereinen ist es zumindest für Groß- und Wolfsspitze vorgeschrieben.)

HD-A und HD-B, sowie ED 0 sind unproblematisch, HD-C und ED-Grenzfall/ED 1 sind, je nach Verein, zuchteinschränkend (Verpaarung nur mit HD-A, bzw. ED 0) oder zuchtausschließend, Werte darüber sind in jedem Fall zuchtausschließend.

Auch, wenn der Hund selbst keine Probleme entwickeln sollte, bestünde die Gefahr der Verschlechterung in den Folgegenerationen.

Patellaluxation (PL), anklicken zum Weiterlesen
Die Patellaluxation, also das Herausspringen der Kniescheibe, betrifft vorwiegend kleine Hunde, also Zwerg-, Klein- und (kleinere) Mittelspitze, selten auch große Hunde wie große Mittel-, Groß- oder Wolfsspitze.
Wie auch bei HD und ED bietet die Untersuchung der Zucht-/Elterntiere keine Garantie, kann aber Hinweise darauf liefern, ob mit einer schweren PL evtl. gerechnet werden muss und ist auf alle Fälle wünschenswert!

Liebhaber-/Freizeithunde

Eine Patellaluxation über Grad 1 führt zu sehr schmerzhaften Beeinträchtigungen des Hundes und ist behandlungsbedürftig. Leider kann das Herausspringen der Kniescheibe nicht durch Maßnahmen wie Gewichtskontrolle o. Ä. beeinflusst werden.

Bei nicht untersuchten Elterntieren können Hinken, ungleichmäßiges Gangbild und (allerdings nicht immer leicht zu sehende und kleine) Narben an den Beinen der Elterntiere ein Hinweis auf bereits behandelte PL sein!

Zuchthunde

Zwerg-, Klein- und Mittelspitze sollten auf alle Fälle vor einem Zuchteinsatz untersucht werden – die Untersuchung erfordert keine Narkose. (In allen mir bekannten Vereinen ist dies vorgeschrieben.) Empfehlenswert ist es, auch ohne Vorschrift und trotz selteneren Auftretens, auch für Groß- und Wolfsspitze!

Unbedeutend für die Zucht ist die Freiheit von PL (Grad 0). Patellaluxation Grad 1 ist i. d. R. zuchteinschränkend und darf ausschließlich mit Grad 0 verpaart werden.

Alle Schweregrade über Grad 1 sind von der Zucht ausgeschlossen.

Bewertung von Labor-Untersuchungen (differenziert), anklicken zum Weiterlesen

Liebhaber-/Freizeithunde

M-Locus (Merle)

Das Merle-Gen4 kann, im Gegensatz zu landläufig verbreiteten Meinung auch bei gemischterbigen (heterozygoten) Tieren zu teils schweren gesundheitlichen Störungen führen.

“Normale” Farbmerkmale/DogCheck v4.0 führen i. d. R. zu keinerlei Beeinträchtigungen. Eine wichtige Ausnahme dabei bilden die Merkmale des D-Locus dar und die Scheckungsgene:

D-Locus

Bei einfachen Trägern (also Gemischterbigkeit/Heterozygotie) des sog. Verdünnungs-Gens kommt es zu keinerlei Veränderungen, Krankheiten oder sonstwelchen Behinderungen, Einschränkungen oder Nachteilen für das entsprechende Tier und/oder dessen Halter. Nur bei reinerbigem (homozygotem) Auftreten kann (nicht “muss”) der Hund die sog. Alopezia X, auch bekannt als Black Skin Desease (BSD) oder Color Dilution Alopecia (CDA)5, entwickeln.

Scheckungsgene6

Bei den Scheckungsgenen scheint entsprechend dem derzeitigen Stand der Forschung insbesondere der sog. Piebald-Scheckung eine besondere Bedeutung zuzukommen – die genauen Zusammenhänge sind allerdings z. Zt. leider noch nicht endgültig geklärt.

Das Problem dabei ist die sog. Extrem-Scheckung, die zu Taubheit und auch zu Störungen des im Innenohr liegenden Gleichgewichtssinnes führen kann. Dabei ist keineswegs nur das Ergebnis einer molekulargenetischen Untersuchung allein entscheidend, sondern man sollte auch das Aussehen des Hundes selbst berücksichtigen, wobei sog. Pigmentfehler Hinweise liefern können. Als Pigmentfehler bezeichnet man pigmentlose Anteile an Lidrand, Lefzen und Nasenspiegel (sog. “Schmetterlingsnase”). Auch kann bei gescheckten und ganz weißen Hunden ein übergroßer Weiß-Anteil im Bereich des Kopfes darauf hindeuten. Dennoch ist auch ein vollkommen weißer Hund nicht zwangsläufig ein Extremschecke und auch nicht jeder Extremschecke hat gesundheitliche Einschränkungen (Dalmatiner sind beispielsweise samt und sonders Extremschecken!)

Für den Laien als Richtwert kann man empfehlen, bei gescheckten und weißen Welpen ab der 8. Woche auf Pigmentfehler zu achten. Falls der Welpe solche in nicht zu starker Ausprägung haben sollte, kann man sich das Gangbild des Hundes anschauen (evtl beim Laufen mal leicht von der Seite anstuppsen und Ausgleichsbewegungen überprüfen, wirkt der Hund auffallend unbeholfen und tappsig?), ggf. das Gehör überprüfen. Falls all das unauffällig ist, ist meist nur mit geringen Einschränkungen, wie beispielsweise tränenden Augen (Epiphora) in Folge zu starker Lichtreize zu rechnen oder der Gefahr von Sonnenbränden im Bereich der unpigmentierten Stellen.

OCA2 – Albinismus7 & 8

Bisher bei den Spitzen nur für den Großspitz nachgewiesen.

Für den Laien ist die voll ausgeprägte Störung bei reinerbigem (also von beiden Eltern vererbtem) Defekt am ehesten erkennbar durch Pigmentfehler und besonders helle Augen.9 Sie kann dann zu Sehstörungen und Hautdefekten bis hin zu Hautkrebs verursachen. Die einfachen Träger des Defektgens erkranken jedoch nicht.

Patentgeschützte Analysen (CEA, DM, EIC, HNPK, PRA-PRCD)

Alle hier getesteten Erkrankungen spielen für den reinen Liebhaber- oder Freizeithund keine Rolle, solange sie nicht reinerbig vorkommen. Als reiner Träger bleibt das Tier vollkommen gesund.

ISAG 2006 (Fingerprint)

Die Hinterlegung eines genetischen Fingerabrucks ist für die Erstellung eines Abstammungsgutachtens erforderlich und damit in diesem Fall unnötig.

DLA-Haplotypenbestimmung

Die DLA Haplotypenbestimmung gibt Auskunft über verschiedene Aspekte des Immunstatus’ eines Hundes.

Dazu gehört neben seinen Abwehrmechanismen gegen verschiedenste infektiöse Krankheiten auch das Zusammenspiel der verschiedenen “Abteilungen” des Immunsystems. Arbeiten sie nicht richtig zusammen, können Auto-Immunerkrankungen, überschießende Immunreaktionen in Form von Allergien usw. daraus erwachsen.

Dies ist einer der Orte, an denen die sog. Inzucht-Depression sichtbar wird: Durch langjährige Inzucht gehen Gene verloren, die für die Krankheitsabwehr wichtig sind. Wenn dann am Ende nur wenige Gene übrigbleiben, die sich aber alle nur zur Abwehr von zwei verschiedenen Krankheiten eignen, ist der Körper all den anderen Erkrankungen schutzlos ausgeliefert.

Ein hohes Maß an Heterozygotie der DLA-Haplotypen lässt auf ein rel. gesundes Immunsstem schließen.

Diversitätsprojekt (molekulargen. IK, Matching/gengestützte Anpaarung)

Mit diesen Untersuchungen wird zunächst untersucht, wie hoch die Vielfalt (Heterozygotie) ererbter Gene des untersuchten Individuums ist.

Rassezucht definiert sich zwar über ein Mindestmaß an Homozygotie, Gesunderhaltung aber erfordert eigentlich das genaue Gegenteil. Nämlich ein Mindestmaß an Heterozygotie (vieler) Gene.

Demzufolge muss Rassezucht notwendigerweise eine Gratwanderung zwischen diesen Extremen bleiben. Je höher die Heterozygotie ist, desto gesünder ist der untersuchte Hund.

Aus diesem Wert wird dann er molekulargenetische oder genomische Inzuchtkoeffizient berechnet. Er unterscheidet sich grundlegend vom fast überall verwandten rechnerischen Inzuchtkoeffizienten, weil er auf tatsächlich vorhandenen beim jeweiligen Individuum vorgefundenen Fakten basiert und nicht, wie der rechnerische Inzuchtkoeffizient, auf einer als “wahr” angenommenen Prämisse, bei der Vollgeschwister als immer genetisch identisch gesetzt werden. (Zur Feststellung, dass das ein falscher Ansatz ist, braucht man auch kein Abitur – es reicht, wenn man sich in der eigenen Familie umguckt…)

Je niedriger dieser Inzuchtkoeffizient ist, desto gesünder ist meist der Hund.

Wichtig!!!

Als Laie darf man sich dabei nicht irritieren lassen von den IK-Werten, die von manchen Vereinen – recht blauäugig – für die Zucht als verbindliches Maximum gesetzt und sogar erreicht werden. Sie orientieren sich an dem rechnerischen IK, der nicht nur auf völlig falschen Grundlagen basiert, sondern sich auch über die Anzahl der Generationen “schönrechnen” lässt. Dagegen wirkt der genomische IK meist astronomisch hoch. Man kann also die Werte nicht miteinander vergleichen!

Diese Untersuchung ist für einen reinen Freizeithund nicht unbedingt notwendig. Da allerdings bei inzestzüchtigen Würfen (Vollgeschwister untereinander, Vater mit Tochter, Mutter mit Sohn) gelegentlich z. B. gegenüber der Spitz-Datenbank kein oder ein unbekannter Vater angegeben wird und der Wurf dadurch einen falschen IK von 0% zugewiesen bekommt, sollte man in solchen Fällen, sofern vom Züchter kein Elternschaftsgutachten vorgelegt wird, den molekulargenetischen IK bestimmen lassen.

Da sollte jeder selbst entscheiden, ob er diese Informationen wünscht.

Zuchthunde

M-Locus (Merle)

Angehende Zuchthunde sollten grundsätzlich auf das Defektgen Merle untersucht werden. In den meisten Vereinen ist die Untersuchung vorgeschrieben und die Zucht auch mit heterozygoten, also reinen Trägern dieses Gens ausgeschlossen!

D-Locus

Die Untersuchung des D-Locus ist in praktisch allen Vereinen Vorschrift. Eine Verpaarung sog. “Blauträger” ist nur mit merkmalsfreien Tieren gestattet.

Scheckungsgene

Zur Zucht gedachte Hunde sollten auf Scheckung untersucht werden, auch, wenn sie keinerlei offensichtliche Scheckung aufweisen. Denn eine Scheckung kann weitaus unauffälliger sein, als man im Allgemeinen glaubt – bei weißen Hunden ist sie ohnehin nur selten sichtbar.

Mitunter kann man optisch nicht in Erscheinung tretende Scheckung aber daran erkennen, dass im Bereich des dünn oder gar nicht behaarten Bauches, auf der Innenseite der Oberschenkel, im Bereich des Zahnfleisches, der Wangenschleimhaut, des Gaumens, auf oder unter der Zunge kleine Farbflecke oder farbige Sprenkel zu finden sind (Daran haben sich die Züchter früherer Zeiten normalerweise orientiert und dieser Zusammenhang ist auch laborgenetisch bestätigt.)

Auch die Verpaarung gescheckter Hunde muss keineswegs zur Extremscheckung führen.

Lediglich bei bereits auftretenden Pigmentstörungen sollte man den davon betroffenen Hund, sofern keine anderen Defizite vorliegen, die dann zum Zuchtausschluss führen sollten, nicht mit anderen Schecken, sondern ausschließlich mit scheckungsfreien Hunden anpaaren.

OCA2 – Albinismus

Die Untersuchung ist für Großspitze in der Vereinszucht vorgeschrieben. Die reinerbige, also manifeste Ausprägung von OCA2 führt zum Zuchtausschluss – ein heterozygoter Träger des Gens darf nur mit einem merkmalsfreien Tier verpaart werden.

Patentgeschützte Analysen (CEA, DM, EIC, HNPK, PRA-PRCD)

Die hier getesteten Erkrankungen führen bei Reinerbigkeit zum Zuchtausschluss, eine reine Trägerschaft hat lediglich zuchteinschränkende Wirkung, weil das Tier nur mit einem merkmalsfreien Tier angepaart werden darf um die Manifestation der jeweiligen Erkrankungsbilder, die nur im Falle der Vererbung durch beide Elternteile entsteht, zu verhindern. Reine Trägertiere sind gesund.

ISAG 2006 (Fingerprint)

Die Hinterlegung eines genetischen Fingerabrucks ist für die Erstellung eines Abstammungsgutachtens erforderlich und für die Zucht in Vereinen üblicherweise vorgeschrieben.

DLA-Haplotypenbestimmung

Neben den bereits für den Liebhaberhund festgestellten Eigenschaften und der Tatsache, dass selbstverständlich ein Hund umso wertvoller für die Zuchtpopulatiom als Ganzes ist, je besser sein Immunsystem funktioniert, hat die Bestimmung der DLA-Haplotypen für den Züchter noch einen ganz besonderen Stellenwert, der gerade bei der Zucht in kleinen Populationen, wie wir es bei den Spitzen haben, noch umso bedeutsamer wird.

Da das Immunsystem für jedes Individuum überlebenswichtig ist, spielt es auch eine ganz besondere Rolle für die Hündin bei der Auswahl des Vaters für ihre zukünftigen Welpen. Wer dafür der optimale Partner ist, kann sie nämlich riechen —> Die Bedeutung der Hundenase für die Zuchtauswahl

Um den optimalen Vater für ihre Welpen zu finden, müsste die Hündin, genau genommen, natürlich erst einmal ein “Date” mit den Herren haben. Das ist bei einer in alle Welt zerstreuten kleinen Zuchtpopulation aber nicht so einfach zu bewerkstelligen. Und an genau dieser Stelle kann die Untersuchung der zu diesem Komplex gehörigen MHC-Gene die Nase der Hündin ersetzen und rel. gute Vorhersagen zur “Passung” der geplanten Anpaarung machen.

Diversitätsprojekt (molekulargen. IK, Matching/gengestützte Anpaarung)

Die Heterozygotie gehört zu den wichtigsten Kriterien für eine gesunde Zucht und entsprechend sollte dieser Wert für ein Zuchttier auf alle Fälle ermittelt werden, damit über das Matching-Tool, in das die so untersuchten Tiere automatisch eingepflegt werden, geeignete Partner gefunden werden können, um möglichst gesundheitsfördernde Paarungen planen zu können, die zur Verbesserung des genetischen Pools der gesamten Zuchtpopulation beitragen.

Für den einzelnen Züchter ist wichtig, dass er für gesunde Zucht Richt-, bzw. Orientierungswerte hat, damit er nicht nur seine Zuchtziele definieren, sondern auch seine Zuchtfortschritte überprüfen kann. Die Inzuchtkoeffizienten seiner Zuchttiere und auch deren Nachzucht sollten dabei einen seiner wichtigsten Felsen in der Brandung bilden.

Rechnerische Inzuchtkoeffizienten, die auf erwiesenermaßen fehlerhaften Annahmen basieren, sind aber keine Felsen, sondern Treibsand. Das Gleiche gilt für, je nach Gusto, unterschiedlich festgelegte und sich selbst schönfärbende weitere Berechnungen. Sie sind nichts Anderes als Politur für die rosarote Brille. Man kann – vielleicht – andere belügen, aber nicht sich selbst. Also benötigt man, um eigene Zuchtfortschritte angemessen und richtig beurteilen zu können, feststehende und valide Werte.

Genau das kann man aber eben nur mit einem genomischen IK realisieren.

Will man den IK durch Verpaarung mit anderen, möglichst unverwandten, Tieren verbessern, dann laufen die eigenen Bemühungen ins Leere, wenn bei dem evtl. anderen Verein die Methode zur Berechnung des IK auf völlig anderen Annahmen und Methoden beruht.

Die Verwendung des rechnerischen IK war sicherlich ein richtiger und wichtiger Schritt nach vorn, solange es keine bessere Methode gab. Inzwischen ist er aber längst überholt und sollte dringend durch zeitgemäße Methoden ersetzt werden, was zwangsläufig natürlich auch eine Korrektur schöngerechneter Werte mit sich bringt.

Dadurch aber werden die Werte vergleichbar und wenn Züchter gleichzeitig vereinsübergreifend die Werte ihrer Hunde in ein- und dasselbe Matching-Tool einspeisen lassen, kann jeder einzelne Züchter vereinsübergreifend denken, Zuchtziele entwickeln und handeln, weil alle das Gleiche sehen!

Der Einfachheit halber stellen wir nun also mal die Kosten gegenüber:

Vereinsloser Züchter

(Welpe ohne schicke Ahnentafel, Elterntiere, Aufzuchtbedingungen usw. selbst angeguckt)

Liebhaber-Hund (ohne Zuchtabsicht)

Tierarzt & Laborkosten267,67 €
Kaufpreis Welpe800,00 €
1.067,67

Die Kosten für molekulargen. IK, Matching/gengestützte Anpaarung und ISAG 2006 (Fingerprint) kann ich mir sparen, wenn ich nicht züchten will. Durch die anderen Untersuchungen habe ich einen guten Überblick, ob der Welpe erblich belastet ist und wie es um sein Immunsystem bestellt ist.

Die Angaben zu den Eltern des Welpen kann ich glauben oder es bleiben lassen.

Ich bekomme den entwurmten, geimpften und gechipten Welpen ohne Ahnentafel und für die Eingewöhnungszeit eine große Portion des bisherigen Welpenfutters.

Für die Differenz von 732,33 Euro zum Preis des im Verein gezüchteten Welpen kaufe ich das Halsbändchen und Welpenfutter meiner Wahl selbst.

Kosten für ein geplantes Zuchttier

Wenn ich in Betracht ziehe, mit dem Welpen später zu züchten, lasse ich von vornherein den molekulargen. IK untersuchen, ihn bei Matching/gengestützter Anpaarung eintragen und den Fingerprint (nach ISAG 2006) hinterlegen. Das kostet mich zwar etwas mehr, aber dafür habe ich auch schon beim Welpenkauf zuverlässige (!!!) Angaben darüber, ob und ggf. welche zukünftigen Paarungspartner auf genetischer Grundlage für ihn in Frage kommen.

Tierarzt & Laborkosten (vor dem Kauf)385,67 €
Kaufpreis Welpe800,00 €
Tierarzt & Laborkosten (nach dem Kauf)0,00 €
Röntgen HD & ED inkl. Narkose, PL-Untersuchung508,90 €
Befundung HD & ED (GRSK)73,78 €
1.768,35

Vereinszüchter

(schicke Ahnentafel mit gut untersuchten Vielleicht-Eltern und noch schickerem Stempel, Elterntiere, Aufzuchtbedingungen usw. selbst angeguckt)

Liebhaber-Hund (ohne Zuchtabsicht)

Tierarzt & Laborkosten0,00 €
Kaufpreis Welpe1.800,00 €
1.800,00

Handfeste Aussagen z. B. zur Gesundheit des Welpen habe ich keine, aber eine Menge Vermutungen zu seiner künftigen Entwicklung.

Die Angaben zu den Eltern des Welpen kann ich glauben oder es bleiben lassen.

Ich bekomme den entwurmten, geimpften und gechipten Welpen, eine große Portion des bisherigen Welpenfutters für die Eingewöhnungszeit, evtl. noch ein schönes Halsband, 5 kg Werbebroschüren und Gutscheine, die Ahnentafel wird später vom Verein zugeschickt.

Kosten für ein geplantes Zuchttier

Da sowohl die Angaben zu Elterntieren, als auch zur möglichen erblichen Belastung nicht erwiesen und damit fragwürdig sind, der Inzuchtkoeffizient auf unklarer Basis und nur rein rechnerisch angegeben ist, ist der Welpe also eine Art “Wundertüte auf Beinen”. Ob ich ihn überhaupt zur Zucht einsetzen kann, kann ich also erst beurteilen, wenn er mind. 1 Jahr alt ist und alle Untersuchungen durchgeführt wurden.

Tierarzt & Laborkosten (vor dem Kauf)0,00 €
Kaufpreis Welpe1.800,00 €
Tierarzt & Laborkosten (nach dem Kauf)385,67 €
Röntgen HD & ED inkl. Narkose, PL-Untersuchung508,90 €
Befundung HD & ED (GRSK)73,78 €
2.768,35

Insgesamt betrachtet weiß ich also, wenn ich richtig vorgehe, beim Kauf über den im Verein gezüchteten Welpen weit weniger, nämlich ausschließlich Vermutungen, als über den papierlosen, bei dem ich bereits zumindest eindeutige und belastbare Laborbefunde habe!

Will ich dann später mit meinem Hund verantwortungsvoll züchten, muss ich im Prinzip ohnehin sämtliche Untersuchungen durchführen lassen und selbstverständlich auch bezahlen, die für den papierlosen Welpen auch anfallen. Bezüglich HD, ED und PL kann (und muss!) ich in beiden Fällen mit Überraschungen rechnen.

Nur mit dem Unterschied, dass ich einen großen Teil der Ergebnisse bei dem papierlosen Hund schon beim Welpenkauf kenne und deren Kosten in den Preis eingerechnet habe. Ich habe z. B.  bereits von vornherein einen, im Gegensatz zum rechnerischen, wirklich aussagekräftigen molekulargenetischen Inzuchtkoeffizienten, und kann über das Matching-Tool bereits vor Kauf des Welpen feststellen, ob ich gut passende Zuchtpartner für meinen Hund finde.

Ich weiß also zumindest in laborgenetischer Hinsicht von vornherein, ob ich einen Ferrari kaufe oder ein Rutsche-Auto, habe aber weit weniger bezahlt.

Um es auf den Punkt zu bringen:

Mal gänzlich den Kaufpreis außen vor gelassen – wenn ich einen Welpen kaufe,…

will ich dann wissen, ob der Züchter schöne und gesunde Tiere hat

oder

interessiere ich mich dafür, ob der Welpe, den ich selbst kaufen will, schön und gesund ist?

Man sollte sich als Welpenkäufer weder von der Zugehörigkeit eines Züchters zu irgendeinem Verein, noch von tollen Ausstellungsergebnissen und nicht einmal von hervorragenden Untersuchungsergebnissen der Zuchttiere blenden lassen – ohne Elternschaftsgutachten eines entsprechend hochwertigen Labors mit überprüfbaren Standards und ohne eigene Überprüfung der Haltungs- und Aufzuchtbedingungen ist all das keine Garantie dafür, dass der Welpe aus der, oder gar einer speziellen, Vereinszucht in irgendeiner Weise gesünder und/oder wesensfester wäre als ein Welpe aus jeder x-beliebigen Puppy-Mill!

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5.2 Bezahlung und Wertschätzung – die Rolle unserer Moral

Das soll keineswegs heißen, dass Züchtern – gleichgültig, ob nun innerhalb oder außerhalb eines Vereins – kein Äquivalent für ihre Aufwändungen (nicht nur finanzieller Art) zugestanden werden sollte. Die können selbstverständlich, gerade auch in Abhängigkeit von der Qualität der Zucht, unterschiedlich hoch sein: Gute Zucht umfasst – nach meiner ganz persönlichen Meinung (!) – ein ausgewogenes und manchmal hohes Maß an finanziellem Aufwand, Fach- und Sachwissen inkl. Selbstreflexion und -evaluation, Tierliebe, Zeit, aber auch Arbeitseinsatz und sollte/muss auch entsprechende Wertschätzung erhalten! All das ist aber keineswegs an die Mitgliedschaft in einem Verein gebunden!

Um den, pauschal zu “Hinterhof-Vermehrern” degradierten, vereinsfreien Züchtern ein überwiegendes oder rein finanzielles Interesse (die Gewinnerzielungsabsicht) zu unterstellen und es – zur Unterscheidung – für Vereinszüchter generell zu verneinen, reicht es nicht aus, sich einfach selbst als “Hobbyzüchter” zu bezeichnen oder auf eben diese Vereinszugehörigkeit hinzuweisen. Es gibt, zumindest zur Einschätzung des Ausmaßes pekuniärer Interessen, schon rein rechtlich unterschiedliche und feststehende Definitionen:

Nach § 11 Tierschutzgesetz liegt eine gewerbsmäßige – und somit erlaubnispflichtige – Hundezucht in der Regel dann vor, wenn 3 oder mehr fortpflanzungsfähige Hündinnen gehalten werden oder 3 oder mehr Würfe pro Jahr aufgezogen werden.10

Auch aus finanzrechtlicher Perspektive können hier eine ganze Reihe verschiedener Kriterien herangezogen werden zur Beurteilung der Frage, ob es sich bei der jeweiligen Hundezucht um eine unternehmerische Tätigkeit handelt, die eine Umsatzsteuerpflicht oder auch eine Veranlagung der erzielten Erlöse im Sinne des Einkommensteuergesetzes, bzw. eine Besteuerung hinsichtlich gewerbesteuerrechtlicher Vorgaben begründen (können).11

(Auch für Deckrüdenbesitzer und die von ihnen eingenommenen Decktaxen gelten Vorgaben wie Auftreten am Markt, Gewinnerzielungsabsicht oder Erwirtschaftung eines sog. Totalüberschusses!12)

Genau dieser Totalüberschuss ist aber in der Vereinszucht um ein Vielfaches höher, wenn Einnahmen erzielt werden, die nicht beispielsweise durch etwaigen zusätzlichen Kostenaufwand begründet werden, der aus Gründen der Qualitätssteigerung o. Ä. resultieren würde, da die Kosten, die durch Aufzucht der Welpen, Betreuung des Muttertieres usw. anfallen identisch sind oder zumindest sein können.

Vielleicht sollten Vereinszüchter hier einmal überdenken, inwiefern Maßnahmen zur Qualitätssicherung in der Zucht, Abstammungsgutachten usw. zur Validierung (= dokumentiertes Verfahren zum Erbringen, Aufzeichnen und Interpretieren der Ergebnisse, zum Beweis dafür, dass die zur Zucht angewandten Vorgaben/Maßnahmen/Verfahren geeignet sind, dauerhaft den vorgegebenen Rasse-Standards entsprechende und gesunde Welpen mit guten Veranlagungen zu züchten) nicht notwendigerweise in die Hundezucht zu etablieren wären, zumal sie in finanzieller/steuerrechtlicher Hinsicht doch eher einen “durchlaufenden Posten” darstellen und die Vereine aufgrund der Anzahl der ihnen angeschlossenen Züchter z. B. in Laboren usw. auch günstigere Preise erhalten.

Das wirft natürlich die Frage auf, ob Hundezuchtvereine, in denen ein nicht näher einzugrenzender Teil der Züchter die Zucht gewerbsmäßig betreibt (wobei zur Umgehung dieser gesetzlichen Vorgaben gern auch mal zwei Hündinnen auf die “Dame des Hauses” und zwei weitere auf ihren Ehemann angemeldet werden…), überhaupt gemeinnützig sind oder eher den Gesetzen anderer marktwirtschaftlich orientierter Betriebe unterliegen müssten. Auch auf die Gefahr hin, einen Sturm der Entrüstung auszulösen, kann man durchaus überlegen, ob gewerbsmäßige Hundezucht zwangsläufig schlecht/moralisch verwerflich sein muss. Ich denke, dass eine gewerbsmäßige Tierzucht, sofern sie offen/öffentlich als solche auftritt, sich keine negative Publicity durch Verkauf schlecht sozialisierter und kranker Welpen leisten kann (wobei ja gerade die Öffentlichkeit ein nicht zu unterschätzendes Kontroll-Instrument ist) und somit auch gezwungenermaßen qualitätsorientiert, bzw. professionell arbeiten/züchten muss. Was genau ist daran schlecht, sofern dabei nicht mit Qualzucht Geschäfte gemacht werden? Interessant an dieser Fragestellung wären allerdings belastbare Fakten und nicht unterschwellige moralinsaure Appelle. Seltsamerweise wird das bei der Zucht edler Rassepferde wohl eher selten thematisiert und Gestütsbesitzer bestreiten i. d. R. ganz selbstverständlich und trotzdem hoch geachtet ihren Lebensunterhalt auf diese Weise…

Sollte man nicht durchaus auch seine eigenen moralischen/ethischen Urteile und Vorurteile gelegentlich mal auf den Prüfstand stellen?

(Auch andere Tätigkeiten wie die Heilkunst oder Pflege wurden immer als ethisch erwartbarer oder sogar verpflichtender “Dienst am Menschen” verstanden – ist es deshalb moralisch bedenklich, einen Arzt oder eine Krankenschwester für ihre Tätigkeiten zu bezahlen oder wird ihre Leistung durch Bezahlung zwangsläufig qualitativ schlecht oder verwerflich? Oder: Sind Profi-Fußballer schlechtere Fußballer als vereinsmäßige Amateure?)

Auf der anderen Seite lese ich auch immer wieder auf den Seiten von Vereinszüchtern, dass sie, quasi zum Beweis ihres Engagements und der Qualität ihrer Zucht, die hohen Kosten für ihre Zucht in die Waagschale werfen, die sich durchaus oft im 4-stelligen Eurobereich bewegen. Nur will sich mir nicht ganz erschließen, was das mit den Welpenpreisen zu tun hat, auf die sie diese Kosten dann umlegen.

Wenn ich mir als Hobby Segelfliegen aussuche, kostet das auch nicht wenig – wem kann denn ein Segelflieger die hohen Kosten für sein Hobby auferlegen?

Aber, um mal bei der Hundezucht zu bleiben, gebe ich zu bedenken, dass die Kosten für eine wirklich qualitätsorientierte Zucht ohne Verein sogar sehr viel höher sein können als bei der Vereinszucht!

Eine Wurfbox, ein Welpenauslauf, Entwurmung, Impfung usw. kosten den vereinsfreien Züchter (mindestens) genauso viel Geld wie den Vereinszüchter, die Untersuchungs- und Versicherungskosten für seine eigene Zuchthündin sind, ebenso, wie auch die Kosten für Züchterseminare, höher, weil er keinen Vereinsrabatt erhält und wenn er seine Hündin decken lassen will, kann er nicht einfach auf einen bereits fix und fertig untersuchten Rüden zurückgreifen, für den der Vereinszüchter dann zwar eine Decktaxe zahlen muss, aber mehr auch nicht. Und wenn die Hündin “leer bleibt”, hat er, sofern vereinbart, im Normalfall das Recht auf einen weiteren Deckakt.

Wenn der vereinsfreie Züchter beispielsweise zu einem Bauern geht, dessen Rüde ihm als Deckpartner für seine Hündin geeignet erscheint, dann kann er sich freuen, wenn der Bauer überhaupt bereit ist, seinem Rüden Blut abnehmen und ihn in Narkose legen zu lassen, damit er auf HD und ED geröntgt werden kann. Wenn man ihn fragen würde, ob er seinen Rüden mal eben für schlappe 1.000 Euro untersuchen lässt, kann man damit rechnen, dass er einem den Vogel zeigt. Also zahlt der vereinsfreie Züchter auch für den Rüden die gesamten – im Vergleich zur Vereinszucht höheren – Untersuchungskosten. Stellt sich bei den Untersuchungen heraus, dass der Rüde aber z. B. schwere HD oder eine andere erbliche Erkrankung hat und darum als Deckrüde für die Hündin nicht in Betracht kommt, muss er logischerweise noch einen weiteren Rüden untersuchen lassen. Auf eigene Kosten natürlich. Wenn er wirklich Pech hat, auch noch einen dritten…

Und damit hat der vereinsfreie Züchter für eine wirklich qualitätsorientierte Zucht gut und gerne auch mal doppelt oder dreimal so hohe Kosten wie ein Vereinszüchter, der ihn pauschal und in aller Öffentlichkeit sogar noch als Betrüger und Hinterhofvermehrer beschimpft!

Ich will hier auch keineswegs den Spieß umdrehen und alle Vereinszüchter über einen Kamm scheren, denn auch dort gibt es wirklich vorbildliche Züchter.

Und ganz selbstverständlich kann ich sagen, dass mir dieser oder jener Hund auch gut und gern 1.000 Euro mehr wert ist.

Man sollte aber einfach fair bleiben und nicht mit zweierlei Maß messen oder mit fadenscheinigen Begründungen Vorschuss-Lorbeeren für sich in Anspruch nehmen!

Eine Frage möchte ich in diesem Zusammenhang allerdings noch in den Raum stellen:

Wenn man eine Hunderasse, die bereits seit Jahrzehnten (seit 2003) bei der GEH auf der roten Liste der extrem gefährdeten Haustierrassen steht, vorm Aussterben bewahren will (und genau das geben ja sehr viele Züchter als Intention für ihre Zucht an), ist es dann wirklich sinnvoll, die Welpen dieser Hunderasse zu tw. immens hohen Preisen anzubieten?

Oder ist es einfach so, dass man für eine solche “Rarität” (entsprechend “Angebot und Nachfrage”) und sein besonders hervorgekehrtes Engagement noch ein paar zusätzliche Eurönchen herausschlagen möchte?

Diese Frage sollte/muss allerdings jeder Züchter (sich und ggf. auch den Welpenkäufern) selbst beantworten . . .

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5.3 Und dann gibt es ja auch noch die sog. “Kofferraumwelpen”…

Und “Ja”, wenn ich tatsächlich so einen sog. “Kofferraumwelpen” kaufe (was de facto ja absolut nicht auf jeden außerhalb der Vereine gezüchteten Welpen zutrifft!!!), riskiere ich selbstverständlich, dass dieser Welpe nicht nur schlecht sozialisiert ist, weil er viel zu früh seiner Mutter weggenommen wurde (und das müsste ich dann kompensieren können oder die Finger davon lassen), sondern auch, dass er z. B. innerhalb nur weniger Tage aufgrund schwerer Infektionen wie Staupe, Parvovirose o. Ä. verenden könnte, was nicht nur emotional sehr belastend ist, sondern auch einen finanziellen Verlust bedeutet. Ich weiß über diesen Hund also gar nichts.

Aber auch das hat, wie so Vieles im Leben, zwei Seiten.

In diesem Fall greift nämlich die natürliche Auslese. Darüber kann man sicherlich geteilter Meinung sein. Aber falls dieser “Kofferraumwelpe” die ganze üble Tortur übersteht, dann schafft er das mit hoher Wahrscheinlichkeit aus zwei Gründen:

  1. die veterinärmedizinische Versorgung war gut (aber auch entsprechend teuer) und
  2. er hat hervorragende Abwehrmechanismen, bzw. eine hohe Resilienz.

Und sind nicht gerade solche hervorragenden Abwehrmechanismen genau das, was uns in unserer heutigen Rassehunde-Zucht leider nur allzu oft und dringend fehlt?

Um Missverständnissen vorzubeugen:

Ich will keineswegs ermutigen oder gar propagieren, in Zukunft mehr “Kofferraumwelpen” zu produzieren oder gar zu kaufen!

Aber es gibt sie nunmal. Ob wir das nun gut finden oder nicht. Und da stellt sich eben die Frage, ob solche “kampf-erprobten” vierbeinigen Recken nicht, nach Untersuchung auf etwaige erblichen Erkrankungen, viel stärker in die Zucht unserer verzärtelten, kränkelnden und Mäntelchen-tragenden Rassehunde eingebunden werden sollten (anstatt mit gerümpfter Nase von oben auf sie herabzusehen wie auf ein ekliges Insekt), weil sie durch genau diese so verteufelte Gemischterbigkeit (Heterozygotie), die den starken Abwehrmechanismen nämlich zugrundeliegt, einen regelrechten Booster in Sachen Gesundheit liefern können.

Gäbe es mit moderateren Preisen für “normale” Hunde überhaupt einen so großen Markt für “Wühltischwelpen” und deren über den “Auslands-Tierschutz” als Nothund (und ohne schlechtes Gewissen für die zukünftigen “Retter”) verkaufte Geschwister oder rekrutieren wir diesen evtl. sogar indirekt selbst als Kontrast zu unseren so viel “wertvolleren” Hunden (als “gesünder” kann man sie ja schlecht bezeichnen, wenn sie ohne Mäntelchen, Spezialfuttermittel, Wärmelampen, Abstandshalter in Wurfboxen und orthopädische Bettchen nicht überleben, geschweige denn, sich vermehren könnten, weil die Hündinnen nach Meinung vieler “Züchter” ohne menschliche Hilfe den Rüden beim “Hängen” das Geschlechtsteil abreißen würden…)?

Alternativ – oder ergänzend – kann ich natürlich auch in einem Genlabor eine DLA-Typisierung und Heterogenitäts-Analyse durchführen lassen, die mir Aufschluss über den Immunitäts-Status meines Hundes liefert.

Aber wie viele (oder eher wenige) Züchter machen das?

Die im Rahmen größenwahnsinniger Zuchtvorstellungen wegselektierten Gene bringen allerdings auch solche Untersuchungen nicht zurück!

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6. Kann man sich am “guten”/”bekannten” Zwingernamen orientieren?

Das scheint auf den ersten Blick eine gute Idee zu sein, denn es gibt ja bekanntlich einen sog.

Zwingernamenschutz

Was ist darunter zu verstehen?

Sog. Zwingernamen sind nur innerhalb des eigenen Vereins oder Dachverbandes, also relativ, geschützt. Sie gelten auch bei der FCI ausschließlich für die Hunderasse, für die sie beantragt wurden. Falls der Verein oder Dachverband mit einem anderen kooperiert, können – rein theoretisch – entsprechende Verträge zur gegenseitigen Anerkennung und zum Schutz der Zwingernamen des jeweils anderen Vereins bestehen oder abgeschlossen werden. Verpflichtend ist das jedoch nicht!!!

Vermittelt aber nicht nur dem Züchter selbst ein Gefühl von Wichtigkeit, sondern verleiht auch nach außen hin (potenziellen Käufern gegenüber) gleich mal einen viel seriöseren Anstrich und drum kostet ihn dieser ganze Zinnober auch gleich noch ein paar Eurönchen!

So werden z. B., exemplarisch herausgegriffen, unter dem Zwingernamen “vom roten Turm”

  • in Crimmitschau Kurzhaar-Jagdteckel im VJT e. V. (JGHV, VDH, FCI)
  • in Bad Tölz Altdeutsche (neue Rasse?) Spitze im VSVR e. V. (IHV)
  • ebenfalls in Bad Tölz Norwegische Waldkatzen im Deutsche Edelkatze e. V. und
  • in Muldestausee Kartäuser und Britisch Kurzhaar in der DRU (Deutsche Rassekatzen Union e. V.)
    gezüchtet.

Ich kann also, wenn es mich lüstet und ich nicht Mitglied z. B. im VDH oder einem anderen, der FCI angeschlossenen, Verein bin, unter dem Zwingernamen “von Kauthen Ruh” (dem derzeit “dienstältesten” bestehenden Großspitz-Zwinger) oder “von der Norisschanze” (einem fast legendären früheren Großspitz-Zwinger) nicht nur Fische, Tauben oder Farbratten, sondern selbstverständlich auch schwarze, weiße, braune und bunte Großspitze züchten, wenn ich meine, so verkaufen sie sich besser . . .

Oder ich könnte noch einen weiteren Hunde- oder Katzenzuchtzwinger “vom roten Turm” eröffnen. Da der Zwingername in der FCI für Teckel vergeben wurde, könnte ich ihn natürlich selbst innerhalb der FCI auch noch für Spitze beantragen, wobei es natürlich im Ermessen der FCI läge, diesen Antrag wegen einer möglichen Verwechslungsgefahr abzulehnen – zwingend ist es nicht. Solange ich nicht unter den Dachverbänden der anderen Züchter “vom roten Turm” oder eben die gleiche Hunderasse unter diesem Namen im gleichen Verband züchten will, ist das wurscht und ich kann in jedem einzelnen Dorf einen Zuchtzwinger mit diesem Namen gründen. Im Gegensatz zu den o. g. gutgläubigen Züchtern kostet mich das keinen Cent. Nicht einmal ein müdes Lächeln.

Sofern ich aber die Dreistigkeit besitze, noch ein paar “Dukaten” draufzulegen und mir diesen Zwingernamen in Verbindung mit einem Logo, welches ich auf meine selbst kreierten Ahnentafeln drucke/stemple, als Gebrauchsmuster oder Markennamen eintragen und schützen lasse, kann ich sogar alle Anderen auf Unterlassung und ggf. Schadensersatz verklagen, wobei meine Kosten davon abhängig sind, als was genau und wie weit (Deutschland, EU oder international) ich es schützen lasse. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob die Anderen den Namen seit 30 Jahren nutzen oder erst seit gestern. (Da ich – zufällig – im Besitz solcher geschützten Marken und Gebrauchsmuster bin, kenne ich mich da logischerweise aus . . . 😉 )

Zwingernamenschutz? – Fehlanzeige!
Teuer erkauft und trotzdem dumm gelaufen.
Das Einzige, was damit geschützt wird, ist die Verbandskasse. Vorm Austrocknen.

Entsprechend scheidet auch der Zwingername als verbindlicher oder zuverlässiger Orientierungspunkt hinsichtlich züchterischer Qualität aus.

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7. Fazit – mögliche Kriterien für den Welpenkäufer

Als Welpenkäufer muss ich mir vor allen Dingen die Frage stellen

Anhand welcher Kriterien will ich selbst züchterische Qualität definieren?

Sind das . . .

  • Hunde-Ausstellungen, möglichst groß und mit schick aufpolierten/frisierten Hunden?
  • Pokalsammlungen, CACIBs, Anwartschaften auf Irgendwas oder “Auslesezucht”, bei nicht näherer Definition, was da eigentlich ausgelesen wird?
  • Ahnentafeln mit endlosen Auszeichnungen und effektheischenden Gesundheits-Aussagen, die aber nicht einmal überprüft werden?
  • Vereinszugehörigkeit – mit welchem Siegel auch immer?
  • Rassereinheits-Zertifikate – bis zurück zum Fuchs-, Seiden-, Heiden-, Zigeuner-, Windhund-, Dachs-, Doggen-Spitz, Hirtenhaushund, Pommer, Altaihund oder Wolf nebst handgemeißelter Ahnentafeln aus der Steinzeit?
  • eingerahmte Teilnahme-Bescheinigungen des Züchters über Aus- und Fortbildungen ohne jede Prüfung (ob er das auch verstanden oder die Zeit mit dem Schreiben und Lesen von WhatsApp-Nachrichten verbracht hat)?
  • ganze Sammlungen zusammenphantasierter Märchen zur angeblichen Namensgebung durch mittelalterliche Grafen, zur glorreichen Abstammung der eigenen Tiere von Torfspitzen oder den “letzten Spitzen” eines angeblichen “alten Schlages” während alle anderen nur von irgendwelchen Zirkushunden abstammen?
  • überprüftes und jederzeit aufs Neue überprüfbares “handfestes” Wissen des Züchters zu “seiner” Hunderasse und Zucht?
  • molekulargenetisch nachgewiesene Abstammung des Welpen von gut untersuchten Eltern?
  • Beratung der Welpenkäufer durch den Züchter zu Vorzügen und Nachteilen/”Macken” (inkl. rassespezifischer Krankheitswahrscheinlichkeiten), sowie spezifischer Haltung und Erziehung der Hunderasse?
  • die sofortige freundliche Begrüßung von mir, als den Hunden völlig fremder Welpenkäufer, durch die lt. Zuchtstandard “Fremden gegenüber kritisch zurückhaltenden Wachhunde” des Züchters (im Gegensatz zum freundlichen Verhalten als Reaktion auf die Begrüßung durch deren Besitzer)?
  • die zur Verfolgung eines Eichhörnchens über den Gartenzaun springenden und lt. Zuchtstandard “hoftreuen nicht-jagenden” erwachsenen Hunde des Züchters?
  • Hündinnen, die vor dem Deckakt Beruhigungsmittel bekommen (müssen)?
  • Hündinnen, deren (i. d. R. begründete) Abwehr gegen einen Deckrüden missachtet oder sogar gewaltsam unterbunden wird?
  • beim Welpenkauf mitgelieferte Futterschüsseln, Geschirre, Futterpakete und Gutscheinhefte zzgl. zentnerweise mitgegebener Werbe-Broschüren?
  • ein oder zwei Zwinger auf dem Hof des Züchters zur absolut sicheren Verhütung unerwünschter Deckakte z. B. eng verwandter Hunde?
  • Züchter, die mir einen Vortrag über das Barfen halten, aber nicht sagen können, was und wie viel genau die Welpen gestern zu Fressen bekommen haben?
  • Welpen, die zwischen Wärmelampen, Plüschdecken und mit täglicher Massage und Tellington-TTouch groß werden?
  • Welpen, die täglich in Strohhaufen und Schlammpfützen ihr Immunsystem trainieren inkl. der Gefahr, sich mit irgendetwas anzustecken oder ihren persönlichen Speiseplan auch mal mit einem knackigen eiweißreichen Maikäfer (Söffkens und Dorles Lieblings-Snacks – in früheren Zeiten übrigens für Menschen als hervorragende Krankenkost angepriesen) oder einem würzigen Gänseblümchen “aufzupimpen”?
  • . . .

Und dann komme ich nicht umhin, anschließend selbst – vielleicht als Überraschung – mal bei dem einen oder anderen Züchter selbst nachzugucken.

Dies sind nur einige meiner eigenen Gedanken zur Auswahl von Welpen und zu züchterischer Qualität – sie sind nicht verbindlich für andere Leute.

Vielleicht können sie aber Anregung sein, sich mehr Klarheit über seine eigenen Kriterien und Prioritäten zu verschaffen.

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8. Bibliografie

Die Angaben mit vorangestellter Jahreszahl beziehen sich auf wissenschaftliche Publikationen, die mit vorangestelltem Namen des Autors/der Autoren/Herausgebers auf Bücher.

Beides, ebenso, wie auch Gerichtsurteile, zu finden in der Infothek unter dem Menü “Service”

  1. Wachtel, Hellmuth: Hundezucht 2000, Gesunde Hunde durch Genetisches Management, Populationsgenetik für Hundezüchter & andere Kynologen, 1. Auflage, Verlag Gollwitzer, Weiden, 1997, ISBN 3-923555-10-5, S. 107ff ↩︎
  2. 2024 Bach, Dr. Jan-Peter: Handout zum Kynologischen Basiskurs des VDH: Überinterpretation von Rassestandards (Direktlink) ↩︎
  3. 2015 Kölle, P; Schmidt. M., BARF (Biologisch Artgerechte Rohfütterung) als Ernährungsform bei Hunden ↩︎
  4. Qualzucht-Evidenz-Netzwerk: Merkblatt Hund Merle-Syndrom ↩︎
  5. Qualzucht-Evidenz-Netzwerk: Merkblatt Hund Color Dilution Alopecia (CDA) ↩︎
  6. Laukner, A.; Beitzinger, C.; Kühnlein, P., Die Genetik der Fellfarben beim Hund, 2. aktualisierte Auflage, Kynos-Verlag Dr. Dieter Fleig GmbH, Nerdlen, 2021, ISBN 978-3-95464-261-8, S. 136ff, 144ff, 230ff ↩︎
  7. 2004 Gough, Alex & Thomas, Alison, Breed Predispositions to Disease in Dogs and Cats ↩︎
  8. 2017 Caduff, Madleina et al., OCA2 splice site variant in German Spitz dogs with oculocutaneous albinism ↩︎
  9. Qualzucht-Evidenz-Netzwerk: Merkblatt Hund Pigmentierung Haut-Haarkleid (Albinismus) ↩︎
  10. Exemplarisch: Merkblatt Genehmigung § 11 Tierschutzgesetz (Kreis Recklinghausen) ↩︎
  11. Finanzrechtliche Bewertung züchterischer Tätigkeit: Finanzgericht Münster, Urteil vom 24. 03. 2021, AZ.: 5 K 3037/19 U ↩︎
  12. Deckgelder als sonstige Einnahmen: Finanzgericht München, Urteil vom 06.10.2015, AZ.: K 466/15 ↩︎

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