Wer meine Seite zur Ernährung der Hunde allgemein gelesen hat, dem wird aufgefallen sein, dass meine Hunde allerlei Sachen futtern, vor denen sehr häufig gewarnt wird, wie z. B. Weintrauben, Tomaten, Nüsse & Co.
Bin ich also ein verantwortungsloser Hundehalter, der wissentlich und vorsätzlich seine Hunde vergiftet und, noch schlimmer, andere dazu anstiftet?
Nach meiner Erfahrung kann man viele dieser Angaben nicht verallgemeinern. Ernährung von Hunden kann, genau wie beim Menschen, sehr unterschiedlich und individuell sein. Viele, aber längst nicht alle (!), Hunde haben ein recht gutes Gefühl dafür, was ihnen bekömmlich ist und was nicht. Wenn der Hund ein bestimmtes Obst oder Gemüse ablehnt, dann sollte man es dabei belassen und es ihm nicht aufdrängen. Vielfach hängt diese Ablehnung aber auch damit zusammen, dass der Hund solche Vitaminquellen als Welpe schon gar nicht erst kennenlernen durfte. Auch für Hunde gilt im Allgemeinen Paracelsus’ (Philippus Theophrastus Aureolus Bombastus von Hohenheim,1493 – 1541) Spruch, dass allein die Menge das Gift ausmacht (Original von 1536).
Inzwischen gibt es auch eine interessante wissenschaftliche Publikation, die belegt, dass es durchaus Unterschiede zwischen den Hunderassen gibt und was dem Einem bestens bekömmlich ist, bringt den Anderen um… [2003 Brown, W. Y. et al.]1
Um etwas Licht ins Dunkel der Ernährungsmythen und/oder auch tatsächlichen Gefahren zu bringen, sind hier Fakten und Mythen zusammengestellt.
Die dazu jeweils angegebenen Studien sind in der Infothek unter den “Wissenschaftlichen Publikationen” verlinkt.
Eine Übersicht zu verschiedenen Grenzwerten der Giftigkeit menschlicher Lebensmittel, Stand: März 2021, kann man beim LKV (Landeskontrollverband e. V.) Sachsen herunterladen: Vergiftungen mit Lebensmitteln beim Hund
Weitere, allerdings englischsprachige, Informationen zu verschiedenen dieser Themen sind auch im MSD Manual zu finden.
Übersicht
- Aubergine
- Avocado
- Birkenzucker (Xylit, Xylitol, Xucker, E 967, Pentanpentol)
- Kaffee, (schwarzer/grüner) Tee und Cola
- Mäuse und Ratten
- Nüsse
- Schokolade
- Tomaten, Paprika und andere Nachtschattengewächse
- Weintrauben und Rosinen
- Zwiebeln, Knoblauch und Lauch/Porree
- Allgemeine Häufigkeit von Vergiftungen, insbes. bei Spitzen
- Bibliografie
1. Aubergine
Auberginen enthalten sowohl roh, als auch gekocht große Mengen Solanin, einem in Nachtschattengewächsen enthaltenen Giftstoff, der hitzestabil ist und daher beim Kochen nicht zerfällt.
Bei manchen Nachtschattengewächsen ist allerdings eine toxische Konzentration vorwiegend in grünen und/oder rohen Anteilen zu finden, da er im Verlauf des Reifungsprozesses abgebaut wird. Gekochte (!) Kartoffeln ohne grüne Stellen und ohne Keime sind für Hunde ebenso verträglich und bekömmlich wie für Menschen.
2. Avocado
Immer wieder wird die Giftigkeit von Avocados für Hunde (und auch bei der Katze) beschrieben und dabei auf das in der Avocado (Persea americana Mill.) enthaltene Persin verwiesen. Es kann Schäden an den Herzmuskelzellen hervorrufen (Myokard-Nekrosen). Während für viele andere Tierarten – besonders sensibel gegenüber Persin scheinen hierbei Vögel zu sein – zahlreiche Vergiftungsfälle (teils auch mit Todesfolge) beschrieben sind, wurde für den Hund nur eine Studie aus dem Jahr 1994 veröffentlicht, bei der zwei Hunde nach fraglich regelmäßiger Aufnahme großer Mengen Avocado an einer akuten Kardiomyopathie verstarben [1994 Buoro, I. B. J. et al.]2. Scheinbar kann lediglich der hohe Fettgehalt der Avocado Probleme, wie Erbrechen, Durchfall oder die Ausbildung einer akuten Pankreatitis hervorrufen. Vorsicht ist auch vor dem Kern geboten, der einen Durchmesser von bis zu 5 cm aufweist. Wird dieser verschluckt, wird er bei den allermeisten Rassen einen Darmverschluss hervorrufen.
3. Birkenzucker (Xylit, Xylitol, Xucker, E 967, Pentanpentol)
Tödliche Dosis beim Hund:
bereits ab 0,1g pro kg Körpergewicht (z. B. 2 Zahnpflegekaugummis bei 20 kg Hund)
Verwendung:
Xylit oder Birkenzucker wird wegen seiner angeblichen “Zahnfreundlichkeit” (Eine Wirkung gegen Zahnkaries wird zwar behauptet, konnte jedoch auch in mehreren Studien nicht erwiesen/belegt werden!) vielfach in Zahnpasta (Gefahr beim Putzen von Hundezähnen mit für Menschen bestimmter Zahnpasta/Kinderzahnpasta!) oder sog. Zahnpflege-Kaugummis, sowie wegen seiner guten Hitzestabilität besonders gern zum Kochen und Backen in der “gesundheitsbewussten”/alternativen Küche verwandt, ist aber auch wegen seines niedrigen glykämischen Index’ (= Zeitspanne, die der menschliche Organismus zur Aufnahme und Verstoffwechselung Zucker- und stärkehaltiger Produkte benötigt) in vielen Lebensmitteln enthalten. Insbesondere für sog. Diabetikerprodukte wird er gern alternativ zur Fruktose (die in größeren Mengen Durchfälle und Leberschäden verursacht) eingesetzt, obwohl solche sog. “Diabetiker-Diätprodukte” in einer zeitgemäßen Diabetiker-Therapie ohnehin längst obsolet sind. Auch in vielen zuckerfreien Medikamenten (z. B. Hustensaft) und Gesundheitsprodukten, zuckerfreien Homöopathika (beispielsweise Globuli) und Naturheilmitteln ist Birkenzucker/Xylit enthalten, wobei in der Deklaration, sofern überhaupt eine vorhanden ist, nicht selten auch eine andere der obigen Bezeichnungen Verwendung findet.
Darüber hinaus kommt Xylit, allerdings in nicht krankheitsrelevanter/toxischer Konzentration auch in vielen Gemüse- und Obstsorten natürlich vor.
Wirkung:
- Anregung der Insulinproduktion (Unterzuckerung: Krämpfe, Koordinationsprobleme, Koma, Tod)
- akutes Leberversagen (Blutungen, Gerinnungsstörungen) [2006 Dunayer, Eric K. & Gwaltney-Brant, Sharon M.]3
- Kreislaufkollaps (ggf. mit daraus resultierendem akuten Nierenversagen), Koma, Tod
Erste Anzeichen (bereits nach 15 – 30 Minuten)
- Schwanken, Taumeln, unkoordinierter Gang und Stand
- Schwäche
- Zittern
- Erbrechen
- Krämpfe
- schlechte/fehlende Ansprechbarkeit, Koma
Erste Hilfe:
- Sofort Honig auf die Mundschleimhaut, alternativ zerbröselten Traubenzucker, der von der Schleimhaut unmittelbar ins Blut resorbiert werden kann. Überlebenswichtig, weil der nächste TA ja normalerweise nicht gleich nebenan wohnt! Aber Achtung: Das verringert lediglich die Gefahr der Unterzuckerung, nicht die anderen Gefahren!
- Sofort zum nächsten (!!!!!) Tierarzt und möglichst zwischenzeitlich von jemand Anderem telefonisch ankündigen lassen!!!
Je stärker die bereits ausgeprägten Symptome sind, desto geringer ist, auch bei sofortiger Intensivtherapie, die Überlebens-Chance – 15 Minuten sind sehr sehr kurz!!!!!
Andere Zucker-Erstzstoffe sind nicht tödlich, können aber z.T. schwere Verdauungsstörungen auslösen!
Somit wird JEDER verlorene Kaugummi/Bonbon oder aus einem Kinderwagen geworfene Keks zum potenziellen “Giftköder” für Hunde, die ihre Umgebung nach Fressbarem abscannen, z. B. wenn sie lernen, vorher versteckte Leckerli zu suchen, das Futter rationiert wird) oder der Hund nicht gelernt hat, Fressbares ausschließlich aus der Hand des Besitzers/bestimmter ausgewählter Personen anzunehmen und er dann von der wohlmeinenden Freundin ein leckeres selbstgebackenes Plätzchen mit Xylit bekommt!!!
4. Kaffee, (schwarzer/grüner) Tee, Cola, Energydrinks usw.
Bei dem in Kaffee, Tee usw. enthaltenen und für Hunde hochgradig giftigen Wirkstoff handelt es sich um das Koffein. Das z. B. im schwarzen Tee enthaltene Teein ist chemisch identisch mit Koffein.
Koffein und Teein gehören, ebenso wie auch das in Schokolade und Kakao enthaltene Theobromin, zu den Methylxanthinen.
Da Koffein von Hunden nicht verstoffwechselt werden kann, bleibt der Giftstoff lange Zeit im Blut der Hunde. Ab Aufnahmemengen von 140-150 mg/kg Körpergewicht kann der Verlauf tödlich sein. (Entspricht etwa 1 Tasse Espresso)
Symptome einer Koffein-/Teein-Vergiftung können bereits nach 45 Minuten ab Aufnahme, verzögert auch noch nach 4 Stunden, auftreten und äußern sich in . . .
- Unruhe/ Erregung,
- Hecheln,
- Durst,
- erhöhte Temperatur,
- Erbrechen, evtl. auch Durchfall,
- vermehrter Urinabsatz,
- unkoordinierte Bewegungen,
- Schwäche
Weitere, für den Laien meist nicht erkennbare Folgen können sein . . .
- Herzrhythmusstörungen,
- Nierenprobleme oder
- neurologische Schäden.
Da Koffein/Teein zur gleichen Wirkstoffgruppe gehört wie das Theobromin, ist insbesondere die kombinierte Aufnahme dieser beiden Stoffe sehr problematisch (z. B. Koffeinhaltige Schokoladen/ Schokopuddings, lösliche Kaffeepulver mit Schokoladenanteil, . . .), wobei zu beachten ist, dass gesüßte Speisen und Getränke auch mit dem ebenfalls für Hunde hochgiftigen Birkenzucker/Xylit gesüßt sein können! [2016 Cortinovis, Cristina & Caloni, Francesca]4
Insbesondere bei einer kombinierten Aufnahme sollte also zur Sicherheit immer ein Tierarzt, besser noch eine Tierklinik aufgesucht werden. (Zu Xylit siehe dort!)
5. Mäuse und Ratten
“Warum stehen hier Mäuse und Ratten?” wird sich sicher manch Einer fragen. Zumal, wenn man Spitze hält, die bekanntermaßen “mäuseln”, also Mäuse und Ratten fangen und häufig eben auch fressen.
Der Grund ist recht einfach: Obwohl Ratten und Mäuse selbst eigentlich weder giftig, noch sonst irgendwie schädlich für den Hund sind, geht von ihnen eine nicht ganz unerhebliche Gefahr aus. Das harmloseste Problem davon ist die Übertragung von Wurmeiern. Ein weit größeres Problem ist, dass insbesondere für Ratten, die sehr clever sind und schnell Beziehungen zwischen einer bestimmten aufgenommenen Nahrung und dem Tod einer anderen Ratte herstellen, Gifte mit verzögertem Wirkungseintritt entwickelt wurden. Die Wirkung kann u. U. erst nach einigen Tagen einsetzen, während der die Ratte noch putzmunter durch die Gegend läuft. Die meisten dieser Köder kommen auch bei Mäusen gut an.
Fängt und frisst nun ein mäuselnder Hund eine solche Ratte oder Maus, so nimmt er selbstverständlich auch das in ihr enthaltene Gift auf. Bis dann der Hundehalter überhaupt bemerkt, dass da “etwas nicht stimmt” ist es meist schon zu spät.
Einen Überblick über diese sog. Rodentizide und ihre Wirkungsweise kann man sich verschaffen z. B. im
oder beim
Falls man den Verdacht hat, der Hund könnte evtl. einen ausgelegten Köder oder eine vergiftete Maus oder Ratte gefressen haben, findet man hier eine Notfall-Checkliste (mit Angaben auch zur Ersten Hilfe!).
Ich persönlich ziehe es vor, meinen Hunden, soweit machbar, das Abschlucken der Mäuse oder Ratten beim “Mäuseln” zu verbieten. Manche Hunde halten sich daran, bei anderen funktioniert es nicht oder nicht sicher. In diesem Fall halte ich es für besser, dem entsprechenden Hund das Mäuseln möglichst ganz zu verbieten/abzugewöhnen.
6. Nüsse/ nussartige Früchte
Grundsätzlich bin ich normalerweise sehr sehr kritisch im Umgang mit Aussagen, die ohne Angaben wissenschaftlicher Quellen gemacht werden. Erst recht, wenn sie sich auf den Seiten von Leuten finden, die in diesem Zusammenhang auch noch geschäftstüchtig unterwegs sind…
Denoch findet sich hier eine Seite, die im Wesentlichen und gut verständlichen Deutsch die Thematik umreißt.
Kurz zusammengefasst:
Nüsse im Allgemeinen sind auch für Hunde sogar sehr gesund. Ausnahmen bestätigen allerdings die Regel. Und diese Ausnahmen sind
- Bittere Mandeln: enthalten Blausäure, bzw. Cyanwasserstoff. Ich kann also meinem Hund durchaus Mandeln geben, sofern ich selbst vorher ein Stück davon abbeiße und feststelle, dass es sich um keine Bittermandel handelt.
- Macadamianüsse: führen beim Hund zu Bewegungsstörungen und Leberschäden. Darüber hinaus werden auch Beeinträchtigungen des Nervensystems und des Magen-Darm-Traktes beschrieben. Der dafür verantwortliche Inhaltsstoff dafür ist derzeit noch unbekannt. Selbst in geringen Mengen (z. B. 4 Nüsse bei einem 15 kg schweren Hund) sind sie bereits hochgradig giftig/gefährlich für Hunde!!!
- Schwarznüsse: (kanadische Verwandte unserer heimischen Walnuss, die in fast allen Fällen von einem Pilz befallen sind, der für Hunde äußerst giftige Toxine bildet!!!)
Allerdings sollte man auch bei unseren Walnüssen äußerst vorsichtig sein, denn auch sie können (nicht immer gut erkennbaren) Pilzbefall aufweisen und sind dann für den Hund ebenfalls schädlich [2020 Fritz, L. et al.]5.
Erdnüsse sind nicht grundsätzlich problematisch, sondern spielen durch ihren hohen Gehalt an Histamin in erster Linie eine Rolle bei Hunden, die zu Futtermittelunverträglichkeiten, bzw. Allergien und ähnlichen Problemen des Immunsystems neigen (atopische Hunde) [2002 Teuber, Suzanne S. et al.6 ; 2017 Baumann, Sandra Anna 7]. Des Weiteren können auch Erdnüsse leicht von Schimmelpilzen befallen werden, deren sog. Mykotoxine schädlich für den Hund sein können.
In diesem Zusammenhang muss darauf hingewiesen werden, dass die Pilzsporen sich meist bevorzugt an der Schale der Nüsse anhaften und dass die Nuss-Schale selbst sich natürlich auch bei Hunden, die das nicht gewohnt sind, im Hals oder Schlund verhaken kann.
Eine Verfütterung mit Schale erfordert also erstens die genaueste (!) vorherige Kontrolle derselben und das langsame Heranführen des Hundes daran, damit er lernt, die Schale selbst nicht zu fressen, sondern sich nur vorsichtig die Nuss selbst herauszusuchen.
Bucheckern (die dreikantigen Früchte von Rotbuchen) enthalten mehrere Giftstoffe, die zu Vergiftungserscheinungen führen können: Blausäure/Cyanwasserstoff, Fagin und Oxalsäure. Allerdings ist die Menge der in Bucheckern enthaltenen Gifte sehr gering. Über einzelne gefressene Eckern braucht man sich nicht den Kopf zu zerbrechen – da gilt das gleiche, wie bei vielen anderen Früchten und Gemüsen auch.
Rosskastanien (nicht aber Esskastanien) und Eicheln sind für den Hund giftig!
Die Muskatnuss enthält das Halluzinogen Myristicin, das zu Übelkeit, Muskelzittern und Orientierungslosigkeit führen und tödlich enden können (Das gilt übrigens auch für Menschen – also bitte keine ganzen Muskatnüsse verspeisen!)
7. Schokolade
Schokolade (dabei vor Allem auch an Weihnachtsbaumschmuck aus Schokolade oder für den Hund erreichbare herumstehende Weihnachtsteller und Ostereier denken, die man eigentlich für die Kinder versteckt hat und von diesen übersehen wurden…) [2017 Noble, Peter-John M. et al.]8, Nuss-Nougat-Creme, Kakaopulver & Co sind für den Hund nicht nur als Dickmacher problematisch, sondern können auch zu Vergiftungserscheinungen führen. Der Inhaltsstoff, der dafür verantwortlich ist, ist das Theobromin [2021 Weingart, C.]9. Theobromin gehört zur gleichen Wirkstoffgruppe wie Koffein/Teein und ist besonders in der damit kombinierten Aufnahme besonders problematisch- siehe unter 4. Kaffee, (schwarzer/grüner) Tee, Cola, Energydrinks usw.
Und: Achtung! Es gibt auch mit dem für Hunde hochgiftigen Birkenzucker/Xylit gesüßte Schokoladenprodukte!
Grundsätzlich ist der Genuss von Schokolade natürlich umso problematischer, je kleiner der Hund ist und er ist auch abhängig von der aufgenommenen Menge. Hierbei spielt der unterschiedliche Gehalt dieses Stoffes in den verschiedenen Schokoladensorten eine nicht unbedeutende Rolle.
Erste Probleme können recht schnell auftreten, aber auch mit Verzögerung erst nach 6 bis 12 Stunden und die Vergiftung kann sehr wohl tödlich verlaufen!!!
Typische Symptome sind…
- Unruhe,
- Erregung,
- Hecheln,
- Durst,
- Koordinationsstörungen und allgemeine Schwäche,
- Bewusstseinseintrübung,
- Zittern und Krampfanfälle,
- Erbrechen,
- Durchfall/Blähungen
- Bauchschmerzen
- vermehrter Harnabsatz, Inkontinenz
- instabiler Kreislauf (erhöhter Puls, Herzrhythmusstörungen bis zum Herzstillstand)
- innere Blutungen,
- schnelle Atmung, Atemnot und Atemstillstand.
Viele Hunde erblinden auch nach dem übermäßigen Verzehr von Schokolade.
Wichtig ist erst einmal, nicht gleich in Panik zu verfallen (Panik ist bei solchen Fällen ohnehin ein schlechter Helfer!) , sondern herauszufinden, wieviel und welche Schokolade, bzw. welches Schokoladenprodukt der Hund gefressen hat. Das Körpergewicht seines Hundes sollte man eigentlich kennen und ansonsten muss man ihn wiegen.
Es gibt eine Menge sog. “Schokoladenvergiftungrechner” im Netz – hier sind mal 2 davon:
In Abhängigkeit von dem Ergebnis oder, falls man nicht weiß, wieviel wovon der Hund genau gefressen hat, sollte man besser unverzüglich den Tierarzt aufsuchen!
8. Tomaten, Paprika und andere Nachtschattengewächse
Tomaten gehören, ebenso wie Paprika zu den Nachtschattengewächsen. Eine schädliche Konzentration des giftigen Solanins befindet sich aber lediglich in den grünen Anteilen, bzw. in Teilen die angefault sind oder Frostschäden haben. Vollreife rote Tomaten, ebenso wie vollreife rote und gelbe Paprika darf der Hund durchaus fressen. Grüne Paprika oder noch leicht grünliche Teile dieser Gemüse, sowie allzu große Mengen sollte man allerdings nicht verfüttern. Eine Tomate ist völlig in Ordnung – aber 2 Kilo davon sollte man nicht unbedingt verfüttern.
In der Futtermittelindustrie wird Tomatentrester, der bei der Herstellung von Saft, Tomatensoße usw. anfällt, sogar gezielt dem Hunde- oder auch Katzenfutter beigemengt, entsprechende Studien zur Verdaulichkeit von sonnengetrocknetem Tomatentrester bei Hunden liegen vor [2015 Yuangklang, C. et al.]10.
Da der darin enthaltene Wirkstoff Lycopin einerseits z. B. als Lebensmittelfarbstoff eingesetzt wird (wird dann als Carotinoid ausgewiesen) und zu den sog. Antioxidantien gerechnet wird, untersuchte Korytko [2003 Korytko, Peter J. et al.]11 2003 dessen Pharmakokinetik bei männlichen Hunden in einer Studie.
9. Weintrauben und Rosinen
Wer sich antike Abbildungen von Hunden anguckt, wird auch so etwas sehen: Hunde, die Weintrauben fressen, obwohl diese ja, landläufiger Meinung zufolge, für Hunde absolut giftig sind.
Was ist also dran an dieser so verbreiteten Ansicht?
Fakt ist, dass es tatsächlich Hunde gibt, denen der Genuss von Weintrauben absolut nicht bekommt und die sogar daran sterben können.
Fakt ist aber auch, dass das keineswegs jeden Hund betrifft – es gibt durchaus Hunde, die sogar kiloweise Weintrauben oder Rosinen fressen ohne auch nur geringste Anzeichen gesundheitlicher Störungen zu entwickeln! (Film)


Es hat etliche Untersuchungen, Studien und Dokumentationen [2005 Eubig, Paul A. et al.12; 2019 Reich, Colin F. et al.13; 2020 Schweighauser, Ariane et al.14 ] zu diesem Thema gegeben – die tatsächlichen Ursachen für diese Unterschiede sind nach wie vor ungeklärt. Vermutungen dazu gibt es allerdings reichlich, beispielsweise…
- Tannin-Intoleranz
- Belastung der Früchte mit Schwermetallen, Pestiziden oder Pilzgiften
- zu viel Zucker oder Vitamin D
- …
In einer Studie 2022 von Dijkman, M. A. et al.15 wurden 95 Hunde mit nachgewiesenem Traubenverzehr zwischen dem 01.01. und 31.12.2022 untersucht. Vierzehn Hunde entwickelten klinische Symptome:
- Erbrechen (11/16, 68,8 %),
- Lethargie (5/16, 31,3 %),
- Durchfall (3/16, 18,8 %),
- Anorexie (3/16, 18,8 %),
- Tremor (2/16, 12,5 %) und
- Unruhe (1/16, 6,3 %).
Die Gesamtinzidenz der Entwicklung klinischer Symptome betrug 14,7 % bei Hunden. Ein Hund entwickelte nach dem Verzehr von Trauben eine akute Nierenschädigung.
Bei 72 von 82 Patienten (88 %) wurde ein Erbrechen und/oder die Gabe von Aktivkohle eingeleitet und acht von 11 (73 %) der asymptomatischen Hunde und sechs von 14 (43 %) und zwei von zwei (100 %) der symptomatischen Hunde. Insgesamt kam es bei 72 von 95 (76 %) zu Erbrechen.
Die Auswertung der britischen Giftzentrale für Veterinärmedizin in London der Daten von 169 Hunden, die bis zu zwei Kilogramm Weintrauben, Rosinen und Sultaninen gefressen hatten, ergab folgendes Ergebnis:
- 101 (knapp 60 %) der Hunde blieben symptomfrei
- 68 (gut 40%) der Hunde entwickelten klinische Symptome wie Erbrechen, Durchfall, Apathie und akutes Nierenversagen.
Von diesen 68 symptomatischen Hunden wiederum…
- erholten sich 50 Hunde (rd. 74%) vollständig
- 13 Hunde starben
- 4 Hunde mussten eingeschläfert werden – zwei davon allerdings aufgrund anderer Erkrankungen.
13 der 15 an der Vergiftung verstorbenen Hunde zeigten Symptome eines Nierenversagens wie Oligurie, Anurie, Polydipsie, Proteinurie und erhöhte Nierenwerte wurden festgestellt, aber nur bei vier der wieder gesundeten Tiere.
Die Schwere der Symptome war abhängig von der aufgenommenen Menge an Trauben. Allerdings blieben manche der Hunde symptomfrei, selbst, nachdem sie ein ganzes Kilo Rosinen gefressen hatten.
Man kann solche Angaben also nicht verallgemeinern. Ernährung von Hunden kann, genau wie die des Menschen, sehr unterschiedlich und individuell sein. Auch, wenn viele Hunde Weintrauben und auch Rosinen offensichtlich nicht nur sehr gern mögen, sondern auch bestens vertragen, ist Vorsicht angebracht!
Man kann evtl. versuchen, ihm mal probeweise eine einzelne kleine Weintraube zu geben und, wenn er sie gut verträgt, nach und nach auch mehr. Keinesfalls aber sollte man, solange man nicht weiß, ob er sie verträgt, zulassen, dass er sich damit regelrecht oder unbeaufsichtigt den Bauch vollschlägt!
Sofern man also bei seinem Hund nach den Genuss von Weintrauben Symptome feststellt, so sollte man schnellstens mit ihm zum Tierarzt fahren!
Diese Symptome können sein:
- Erbrechen und/oder Durchfall
- Bauchschmerzen
- Apathie
- Appetitmangel
- Dehydratation (= Austrocknung), kann sich unterschiedlich äußern, z. B. Desorientiertheit, Müdigkeit,Ohnmacht/Umfallen ohne ersichtlichen Grund (Kreislaufkollaps)
- Oligurie oder Anurie (zu wenig oder kein Harnabsatz)
Hierzu noch ein Merkblatt (Die Autorin Schweighauser veröffentlichte auch eine der obigen Studien):
10. Zwiebeln, Knoblauch und Lauch/Porree
Zwiebelgewächse wie Lauch, Zwiebeln, Knoblauch und Bärlauch haben, je nach Dosierung, auf Hunde eine giftige bis stark giftige Wirkung.
Sie enthalten Schwefelverbindungen, die zu lokalen Schleimhautreizungen führen und Durchfall und Erbrechen auslösen können.
Die Toxine werden durch Kochen, Trocknen und industrielles Verarbeiten nicht zerstört. 5 g Knoblauch je kg Körpergewicht reichen aus, um beim Hund eine Vergiftung hervorzurufen. Diese Menge entspricht etwa zwei frischen Knoblauchzehen.
Bereits seit den 1930er Jahren ist bekannt, dass die übermäßige Verfütterung von Zwiebeln bei Hunden zum Zerfall der roten Blutkörperchen führen und dadurch eine lebensbedrohliche sog. Hämolytische (= Auf Zersetzung/Zerfall des Blutes beruhende) Anämie, also Blutarmut, auslösen kann. Der genaue Zusammenhang dieses toxischen Mechanismus wurde allerdings nicht geklärt [2018 Harvey, J. W. & Rackea, D.]16 .
Nach Beynen war der Schwellenwert, ab dem eine toxische Reaktion erfolgt, zumindest 2020 noch nicht bekannt – Meyer-Zentek dagegen bezeichnet bereits 4 Jahre zuvor einen Wert von mehr als 5 g/kg Körpermasse/Körpergewicht als toxisch.[Zentek, Jürgen, begründet von Helmut Meyer, Ernährung des Hundes]17
Da sich aus der Unklarheit eines solchen Schwellenwertes vor dem Hintergrund einer in der Öffentlichkeit allgemein publizierten schweren Vergiftungsgefahr bei Verabreichung von Zwiebeln und deren Produkten für Beynen ein Widerspruch aus der Tatsache ergab, dass zeitgleich der größte Futtermittelproduzent – die Firma Mars – dem Konservenfutter für Hunde Zwiebelpulver beimischte, untersuchte er diesen Zusammenhang genauer in einer Studie [2020 Beynen, Anton]18 .
Dabei stellte er fest, dass die Fütterung von Welpen/Junghunden ab 4 Monaten über 18 Monate hinweg mit einem Gehalt von 1g getrockneter Zwiebel/ kg Futter weder den Anteil der festen Blutbestandteile senkte, noch führte er zu klinisch auffälligen krankhaften Veränderungen. Allerdings war die Gewichtszunahme der mit der “Zwiebeldiät” gefütterten Hunde geringer als die der Referenzgruppe. Einen Zusammenhang mit der Fütterung von Zwiebeln hält er für möglich.
(Ein Nachweis ist es jedoch nicht!)
Da Knoblauch und Lauch/Porree zur gleichen Gruppe der Zwiebelgewächse gehören und vergleichbare Inhaltsstoffe enthalten, werden sie in der allgemeinen Literatur im Wesentlichen mit Zwiebeln gleichgesetzt, wobei insbesondere Knoblauch gern als homöopathisches Mittel gegen Wurmbefall angepriesen wird. Meyer-Zentek [Zentek, Jürgen (begründet von Helmut Meyer), Ernährung des Hundes]19 stellt dazu explizit fest, dass diese vermizide Wirkung nicht bewiesen wurde. Die Verwendung von Präparaten auf Knoblauch-Basis zur Bekämpfung von Parasiten ist also nicht zu empfehlen.
11. Allgemeine Häufigkeit von Vergiftungen, insbes. bei Spitzen
Bei Gupta (2012), S. 94f [Gupta, Ramesh C.]20 wird auf die Schädlichkeit von Schokolade, Weintrauben, Rosinen, Zwiebeln, Cannabis-Produkten und Ethanol/Alkohol bei Hunden eher allgemein verwiesen, ohne weitere differenzierte Ausführungen zu den Themen.
Auf S. 82f findet sich eine Liste, in der die Anzahl der Konsultationen zu ALLEN Vergiftungen im ASPCA (Animal Poison Control Center) der Häufigkeit der jeweiligen Rassehunde anhand der Wurfzahlen im AKC (American Kennel Club) gegenübergestellt. Abgesehen von anderen Europäischen Spitzen, sind als unmittelbar verwandte Rassen unseres Deutschen Spitzes lediglich der Pomeranian und der American Eskimo Dog überhaupt gelistet. Weder ein Keeshond, noch ein German Spitz tauchen überhaupt auf.
Hunderasse | ASPCA (%) | AKC (%) | ASPCA rank | AKC rank |
---|---|---|---|---|
Pomeranian | 1,718 | 2,119 | 17 | 14 |
American Eskimo dog | 0,319 | 0,045 | 50 | 108 |
In einer österreichischen retrospektiven Studie zu Vergiftungen bei 142 Hunden, basierend auf der Dokumentation von Fällen der Abteilung für Interne Medizin Kleintiere in den Jahren 2002 bis 2011 [2011 Fasse, Valentina]21 rangieren die Vergiftungen durch ungeeignete Lebensmittel (Schokolade, Mülleimer, Macadamianuss und Zwiebel) mit einem Anteil von 18% auf Platz 3 der Vergiftungen nach Schädlingsbekämpfungsmitteln (Schneckenkorn, Insektizide, Rattengift) mit 44% und Medikamenten (humanmedizinisch und veterinärmedizinisch) mit 22 %.
In der Häufigkeitsverteilung bei den einzelnen Hunderassen sind keine spitzartigen Hunde vertreten. Altersbezogen findet sich eine deutliche Häufung bei Hunden unter 5 Jahren.

13 von insgesamt 16 Fällen von Schokoladenvergiftungen ereigneten sich in Monaten Oktober bis Februar – bei allen anderen Vergiftungen waren keine speziellen jahreszeitlichen Häufungen zu finden.
12. Bibliografie
Die Angaben mit vorangestellter Jahreszahl beziehen sich auf wissenschaftliche Publikationen, die mit vorangestelltem Namen des Autors/der Autoren/Herausgebers auf Bücher und sind unter dem jeweiligen Link zu finden.
Weitere Publikationen finden Sie in der Infothek unter dem Menü “Service”
- 2003 Brown, W. Y. et al., One dog’s meat is another dog’s poison – nutrition in the Dalmatioan dog ↩︎
- 1994 Buoro, I. B. J. et al., Putative avocado toxicity in two dogs ↩︎
- 2006 Dunayer, Eric K. & Gwaltney-Brant, Sharon M., Acute hepatic failure and coagulopathy associated with xylitol ingestion in eight dogs ↩︎
- 2016 Cortinovis, Cristina & Caloni, Francesca, Household Food Items Toxic to Dogs and Cats ↩︎
- 2020 Fritz, L. et al., Vermutete Intoxikation durch tremorgene Mykotoxine bei zwölf Hunden nach Aufnahme verschimmelter Walnüsse ↩︎
- 2002 Teuber, Suzanne S. et al., The atopic dog as a model of peanut and tree nut food allergy (Erd-, Wal- und Paranüsse bei atopischen Hunden) ↩︎
- 2017 Baumann, Sandra Anna, Futtermittelantigen-spezifisches IgE bei Hunden mit vermuteter Futtermittelunverträglichkeit ↩︎
- 2017 Noble, Peter-John M. et al., Heightened risk of canine chocolate exposure at Christmas and Easter ↩︎
- 2021 Weingart, C., Chocolate ingestion in dogs: 156 events (2015–2019) – Eine deutschsprachige Studie von Weingart et al. “Schokoladenintoxikation bei 44 Hunden” gibt es zwar auch, sie ist aber leider unter Verschluss., d. h. nur kostenpflichtig zu erwerben. ↩︎
- 2015 Yuangklang, C. et al., Digestibility of sundried tomato pomace in dogs ↩︎
- 2003 Korytko, Peter J. et al, Pharmakokinetics and Tissue Distribution of Orally Administered Lycopene in Male Dogs ↩︎
- 2005 Eubig, Paul A. et al., Acute Renal Failure in Dogs After the Ingestion of Grapes or Raisins: A Retrospective Evaluation of 43 Dogs (1992–2002) ↩︎
- 2019 Reich, Colin F. et al., Retrospective evaluation of the clinical course and outcome following grape or raisin ingestion in dogs (2005–2014): 139 cases ↩︎
- 2020 Schweighauser, Ariane et al., Toxicosis with grapes or raisins causing acute kidney injury and neurological signs in dogs ↩︎
- 2022 Dijkman, M. A. et al., Retrospective evaluation of Vitis vinifera ingestion in dogs presented to emergency clinics in the UK (2012–2016): 606 Cases ↩︎
- 2018 Harvey, J. W. & Rackea, D., Experimental Onion-Induced Hemolytic Anemia in Dogs ↩︎
- Zentek, Jürgen, begründet von Helmut Meyer, Ernährung des Hundes, Grundlagen – Fütterung – Diätetik, 8. aktualisierte Auflage, Enke-Verlag in Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, 2016, S. 127 ↩︎
- 2020 Beynen, Anton, Onion in canned dog food ↩︎
- Zentek, Jürgen (begründet von Helmut Meyer), Ernährung des Hundes, Grundlagen – Fütterung – Diätetik, 8. aktualisierte Auflage 2016, Enke-Verlag in Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart ↩︎
- Gupta, Ramesh C., Veterinary Toxicology, Basic and Clinical Principals, 2nd. Ed. 2012 ↩︎
- 2011 Fasse, Valentina, Vergiftungen bei 142 Hunden ↩︎