Unsere eigenen Tiergeschichtchen

Inhalt (chronologisch)

Einleitung

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Einleitung

Warum schreibe ich all diese kleinen Tiergeschichtchen hier auf?


Abgesehen von der ersten Geschichte, die eine Familiengeschichte ist, sind sie das Ergebnis mehrerer Jahrzehnte des Zusammenlebens mit Hunden und ich denke, dass diese Geschichtchen – meistens jedenfalls – in unterhaltsamer Weise erklären können, wie unsere Hunde „ticken“. (Auch wenn einzelne Geschichtchen über Katzen und eine sogar über eine Maus dabei ist!)
Ganz bestimmt haben auch fast alle Hundebesitzer noch ganz viele ähnliche, aber auch andere Geschichten, die genauso lesens- oder erzählenswert sind und interessante Einblicke zulassen in die „Denkweise“ unserer Vierbeiner!


In den meisten Hundeschulen wird die Mär verbreitet, dass alle Hunde gleich (zu behandeln) seien. Das halte ich für grundlegend falsch, denn allen Rassehunden wurden sehr gezielt Fähigkeiten angezüchtet, die diese bestimmte Rasse dazu befähigen, den Menschen bei einer ganz bestimmten Aufgabe zu unterstützen. Und wenn in den letzten Jahren immer wieder die Frage aufgeworfen wird, welcher Hund denn wohl der intelligenteste sei, dann denke ich ebenfalls, dass solche Fragestellungen an der Realität der Hunde selbst völlig vorbei gehen.


Für einen Hund wie den Bordercollie, der gezüchtet wurde, um einzelne Schafe aus einer großen Herde zu separieren und herauszutreiben, ist es beispielsweise sehr wichtig, sich viele verschiedene Schafe merken und auseinanderhalten zu können – folglich kann er auch sehr viele verschiedene Gegenstände auseinanderhalten. Für einen Hund, der für die Jagd auf Hasen gezüchtet wurde, ist es dagegen vollkommen unwichtig, welchen Hasen er nun jagt. Er muss den Hasen nicht beim Namen kennen, weil der anschließend im Schmortopf landet. Für ihn ist es weitaus wichtiger, die einzelnen Fluchtstrategien zu kennen, die Hasen haben. Er ist darum nicht weniger intelligent als der Bordercollie – seine Intelligenz umfasst nur vollkommen andere Bereiche! Ebenso ist es für einen Spitz besonders wichtig, ein regelrecht fotografisches Gedächtnis zu haben, damit er sofort bemerkt, wenn irgendwo ein Gegenstand fehlt, dazukommt oder an einer Stelle steht, an der er eigentlich nicht sein dürfte. Auch er kann sich darum sehr viele Dinge merken. Allerdings merkt ein Spitz sich dann auch meistens noch, wo dieser Gegenstand hingehört…


Welche Intelligenzleistungen ein Hund erbringen kann, hängt also m. E. davon ab, welche Fähigkeiten und Fertigkeit einer bestimmten Hunderasse angezüchtet wurden. Wenn man nun versucht, von allen Hunden den intelligentesten zu ermitteln, vergleicht man eigentlich Äpfel mit Birnen und wird den Hunden nicht gerecht, sondern allenfalls vielleicht dem Geltungsbedürfnis der Besitzer.


Und bezüglich solcher Hundegeschichtchen weiß ich aus den Rückmeldungen anderer Hundebesitzer, dass auch andere Hunde die eine oder andere Sache ebensogut können und zeigen. Andere Sachen dagegen scheinen tatsächlich nur Spitze zu machen.


Wenn man jedoch als Hunde-Neuling wissen will, wie so ein Spitz „denkt“, dann gehört wohl Beides dazu.


Und es sind auch manche Geschichten dabei (z. B. „Mein Mensch hat gesagt…“ oder „Seltsames geht vor bei den Mistkläffern“) die mich nachdenklich machen, weil ich zwar sehen und beobachten kann, dass unsere Hunde bestimmte Dinge regelmäßig auf ihre spezielle Art und Weise machen, aber mir nicht erklären, sondern höchstens Vermutungen darüber anstellen kann, warum sie das tun oder können. Und ich denke auch, dass sie zeigen, dass wir Menschen unsere Vierbeiner und deren Fähigkeiten oft gründlich unterschätzen.


Vielleicht entwickelt ja irgend ein kluger Verhaltensforscher daraus mal einen Versuchsaufbau, der uns Aufschluss darüber gibt…

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Wolf – Eine Familiengeschichte

Zur Jahrhundertwende (19. / 20. Jh.), als meine Großeltern noch jung waren, besaß mein Großvater eine Mühle auf dem Land.

Die Zeiten waren rauh, die Landbevölkerung arm und da der alte Hofhund gestorben war, brauchte mein Großvater also dringend einen neuen zuverlässigen Wachhund. Er hatte in der ganzen Umgebung nach einem vielversprechenden Welpen gesucht, aber keinen finden können. Schließlich hatte er einem Fuhrmann einen von dessen zwei Spitzen abgekauft. Es war ein imposanter zotteliger Wolfsspitz mit dem sinnigen Namen „Wolf“.
Wolf war zwar noch jung, aber durchaus schon erwachsen und so war er bereits gut auf seinen alten Herrn geprägt. Nun waren ja nicht nur die Zeiten und Sitten rauh, sondern auch die Wachhunde mussten es natürlich sein, wenn sie ihrem Namen gerecht werden sollten.

Wolf ließ sich von niemandem anfassen, geschweige denn, dass er auf meinen Großvater hätte hören wollen und verweigerte auch beharrlich das ihm angebotene Futter.

Also wurde der bockige Kerl mit der Kette, die ihm der Fuhrmann in weiser Voraussicht noch angelegt hatte, im Ziegenstall angebunden und eingesperrt. Für ganze drei Tage. In dieser Zeit bekam er nichts zu Fressen, sondern nur klares Wasser aus dem Mühlbach. Die Tage und Nächte verbrachte er damit, an seiner Kette zu zerren und zu nagen, begleitet von tobendem Gebell und markdurchdringendem Geheul.
Mein Großvater schnitt derweil in aller Seelenruhe mehrere dicke Kanten von einem Brotlaib ab und klemmte sie sich während seiner schweißtreibenden Arbeit unter die Achseln, bis sie sich regelrecht mit seinem Schweiß vollgesogen und damit seinen Geruch angenommen hatten.

Nach drei Tagen ging er dann mit dem ersten dieser Brotkanten in den Ziegenstall, setzte sich in Wolfs Nähe, brach ein Stück davon ab und bot es dem ausgehungerten Hund an. Dieser jedoch würdigte ihn nach wie vor keines Blickes, sondern knurrte ihn nur böse an und fletschte die Zähne. Daran änderte sich an den folgenden zwei Tagen nicht das Geringste.

Als mein Großvater am darauffolgenden Tag wieder zu Wolf in den Stall ging, wollte dieser ihm das Brotstück gleich wütend und gierig aus der Hand reißen. Ein solches Benehmen aber gefiel nun wiederum meinem Großvater nicht und so ging Wolf auch dieses Mal leer aus.

Nach Ablauf eines weiteren Tages ging er wieder in den Ziegenstall und fand Wolf dort vor, halb vor sich hindösend und sichtlich geknickt. Nachdem mein Großvater sich eine Weile schweigend neben ihn gesetzt hatte, bot er ihm erneut die inzwischen stark müffelnden Brotstückchen an, die dieser ihm, mit angelegten Ohren und deutlicher Demutshaltung, vorsichtig aus der Hand nahm.

An weiteren zwei Tagen bekam er nun noch nur diese schweißgetränkten Brotstücke aus der Hand meines Großvaters zu fressen, ließ sich dabei zunehmend bereitwilliger anfassen und freute sich schließlich sichtlich beim Auftauchen seines neuen Herrn. So wurde Wolfs Kette durch einen Strick ersetzt, dessen anderes Ende mein Großvater an seinem Gürtel festzurrte und ihn so den ganzen Tag auf Schritt und Tritt mitnahm. Die Nacht allerdings verbrachte der Hund wieder im Stall.

Nach zwei Wochen begleitete Wolf meinen Großvater ohne jeden Strick und wich ihm nicht mehr von der Seite.

Da er sich in der Folgezeit auch von meiner Großmutter und den Kindern immer besser anfassen und sogar kraulen ließ, durfte er bald sogar mit in die Stube, wo er dann bei den gemeinsamen Mahlzeiten der Familie vorzugsweise mit meinem ältesten Onkel unter dem Tisch saß, der, sehr zum Ärger meiner Großmutter, immer im Wechsel mit Wolf von seinem Butterbrot abbiss.

Bis zu seinem Lebensende blieb Wolf seiner Familie ein treu ergebener unbestechlicher Wächter. Gnade Gott demjenigen, der einem der Familienmitglieder zu nahe gekommen wäre und wer unaufgefordert die Mühle betreten hatte, den ließ er nicht mehr hinaus!

Der einzige Mensch, der diesen großen freilaufenden Spitz dann noch wirksam zurückrufen konnte, war und blieb mein Großvater!

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Das verschwundene Kind

Ich war mit meinem Sohn Jan bei meinen Eltern zu Besuch. Es war Sommer und eine wunderbare Zeit, um spazieren zu gehen, zu baden und zu relaxe

Für Jan war ein Besuch bei seinen Großeltern ohnehin eine willkommene Abwechslung. Er freute sich, seinem Opa bei der Vorbereitung des Kaminholzes für den Winter oder bei der Gartenarbeit zu helfen und machte sich auch gern auf dem großen Grundstück und im Haus selbständig. Er war nie so sehr der „Kuschel-Typ“, sondern entsprach immer eher dem Typ des auf die Welt neugierigen und äußerst kreativen Nestflüchters. Einerseits freut das eine Mutter natürlich – andererseits ist es auch manchmal höllisch anstrengend. Ich könnte da Geschichten erzählen… 😉

Ich lag also auf einem Liegestuhl in der Sonne und genoss es, endlich mal wieder ein Buch lesen zu können. Meine Mutter und ich hatten am Vormittag einen Kuchen gebacken und nun hatte sie Kaffee gekocht. Also stand ich auf und wollte meinem Vater und Jan Bescheid sagen, dass sie nun gleich zum Kuchenessen kommen sollten.

Zu meiner großen Verwunderung fand ich aber nur meinen Vater. Allein. Wo Jan war, wusste er auch nicht. Wir begaben uns also auf die Suche. Sofort hatte ich größte Sorge, dass er vielleicht ins Schwimmbecken gefallen sein könnte, obwohl das Schwimmbad abgeschlossen war – er hätte ja vielleicht irgendeine Gelegenheit ausgenutzt, an den Schlüssel zu kommen. Glücklicherweise war er dort nicht. Er war auch nicht in der Sauna, nicht im Schuppen, nicht im Pferdestall, nicht in der Garage…
Wir suchten in der Räucherkammer, im Heizkeller, in sämtlichen Zimmern, guckten unter die Betten und in alle Schränke. Von meinem Sohn war keine Spur zu entdecken.
Nun hatten wir die Idee, dass er vielleicht versuchte, mit uns eine Art Versteckspiel zu spielen und so beschlossen wir, die Suche noch einmal zu wiederholen und uns dabei aus den verschiedenen Richtungen aufeinander zu zu bewegen.
Wir fanden ihn nicht. Und wie sich wohl jeder lebhaft vorstellen kann, der schon einmal einen Dreijährigen vermisst hat, waren meine Eltern und ich mit den Nerven völlig am Ende. Meine Mutter und ich waren den Tränen nahe…
Nun ging mein Vater üblicherweise nachmittags noch eine Runde mit Rex spazieren und so schaute er, trotz der ganzen Aufregung, natürlich nach dem Hund.

Und da kam doch tatsächlich nicht nur der gute Hund aus seiner Hundehütte, sondern auch mein verlorener Sohn kam hinterdrein!
Er hatte sich ganz spontan in die Hundehütte gelegt und als Rex dazukam, an diesen gekuschelt.
Weil es so gemütlich war und er vom Spielen müde, war er einfach eingeschlafen.
Und da Rex vor ihm lag, war er beim Blick in die Hundehütte auch von außen nicht zu sehen gewesen!

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Schlittenfahren – mal anders

Rex war kein Spitz, sondern ein Groenendael. Ein sehr großer und kräftiger Vertreter seiner Rasse und ein echter Arbeitshund.
Er lebte schließlich bei meinen Eltern im Westerwald. Wenn ich meine Eltern dort im Winter besuchte, gab es für meinen älteren Sohn (der jüngere war noch nicht auf der Welt) eine ganz besondere Art des Rodelns:
Normalerweise kann man ja nur den Berg hinunter rodeln und muss dann den Schlitten wieder hinaufziehen. Bei uns lief das dann so ab, dass oben am Hang mein Vater stand und unten am Hang ich. Mein Sohn saß also auf dem Schlitten und rodelte ganz normal den Hang zu mir herunter, während mein Vater oben den Rex festhielt. War mein Sohn unten angekommen, ließ mein Vater oben den Rex los, der natürlich sofort zu uns heruntergerannt kam. Dann machte ich Rex vorm Schlitten meines Sohnes fest und – Huiiii!!!! – rodelte er den Berg wieder hinauf, sobald mein Vater den Rex rief!

Beim ersten Mal fiel mein Sohn dabei allerdings in den Schnee, weil er nicht darauf gefasst war, dass es gleich zu Anfang mit einem wahren Höllentempo losging. Aber danach wusste er, dass er sich beim Hinauffahren ganz besonders gut festhalten musste und so hatte er das Vergnügen, in beide Richtungen rodeln zu können.

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Vorurteile

Als bei uns zuerst Susanne, später auch noch Otto einzog, war das nicht nur im Freundeskreis, sondern auch in der Nachbarschaft erst einmal gewöhnungsbedürftig.
Eine meiner Bekannten sagte mir bereits im Vorfeld, dass sie uns wohl nicht mehr besuchen kommen wolle, wenn ich mir einen Spitz ins Haus holen würde. In der unmittelbaren Nachbarschaft argwöhnte man, dass die doch ständig herumkläffen würden.

Daran sieht man sehr deutlich, welche Vorurteile dem Spitz leider seit vielen Jahrzehnten entgegenschlagen. Nachdem Suse und Otto eingezogen waren, kam meine Bekannte mich allerdings immer noch besuchen, weil sie zu ihrem Erstaunen feststellen musste, wie freundlich und vor Allem kinderlieb Spitze in Wirklichkeit sind. Der kleine Mischlingshund, den sie selbst sich viele Jahre später anschaffte, entsprach weit mehr dem Bild, dass sie fälschlicherweise vom Spitz gehabt hatte. Er war, vermutlich aufgrund schlechter Vorerfahrungen, äußerst bissig selbst gegenüber seiner eigenen Besitzerin und ihren Kindern.

Bei meinen Nachbarn dauerte es etwas länger mit der Einsicht. Sicher – ein Spitz meldet. Das ist nunmal seit Jahrtausenden seine Aufgabe. Aber wenn er meldet, dann hat er auch seinen Grund dafür. Zusätzlich, das muss man natürlich dazusagen, gibt ein Spitz auch zwischendurch gelegentlich(!!!) Laut. Das soll Vorübergehenden signalisieren, dass das Haus bewacht ist und das ist m. E. auch in Ordnung.
Nicht enden wollendes hysterisches Gekläff ist absolut nicht typisch für Spitze! (Mir persönlich fallen dazu eine Menge anderer Hunde ein, aber kein einziger Spitz) Allerdings gibt es mit Sicherheit unter den Spitzen ebenso falsch oder schlecht geführte Hunde, wie bei jeder anderen Hunderasse auch. Das Problem ist dann aber am anderen Ende der Leine zu suchen.


Zur damaligen Zeit bewohnte ich mit meiner Familie ein kleines Fachwerkhaus. In jeder Etage befand sich, abgesehen von der Diele, nur ein einziges großes Zimmer. Die Etagen waren verbunden durch eine Wendeltreppe mit durchgehenden Stufen. Suse war ein einziges Mal nach oben gelaufen und hatte sich danach nicht mehr hinunter getraut. Folglich ging sie nach diesem einen Mal dann auch nie wieder die Treppe hinauf. (Diesen Zusammenhang kann auch nicht jeder Hund herstellen) Otto hatte zwar mit beiden Richtungen keine Probleme, aber mir persönlich war es lieber, wenn die Hunde sich nur unten aufhielten. So brauchte ich mir keine Gedanken über Hunde in Kinderbetten zu machen.
Des Nachts lagen die Hunde im Normalfall vor der Haustür und verhielten sich absolut ruhig. Wenn sie ausnahmsweise doch einmal anschlugen, konnte ich sie immer mit einem einzelnen Zuruf beruhigen, nachdem ich mich mit einem Blick durch die Dachluke vergewissert hatte, dass nichts wirklich Schlimmes passiert war.

Eines Nachts schlugen Suse und Otto alle beide an. Ich sah aus der Dachluke nichts Beunruhigendes und wollte sie besänftigen. Aber sie ließen sich absolut nicht beirren und meldeten immer aufgeregter weiter. Nachdem mein Mann sich daraufhin angezogen und nach draußen gegangen war, sah er schon von Weitem, dass ein Stück die Straße hinunter auf dem Parkplatz ein Auto brannte und die Flammen schon lichterloh an der Hauswand unseres Nachbarn hochschlugen. Sofort riefen wir die Feuerwehr und unsere Nachbarn und ihre Kinder, deren Schlafzimmer alle an genau dieser Hauswand lagen und die tief und fest geschlafen hatten, kamen durch dieses frühzeitige Eingreifen ohne schlimmere Schäden davo

Ab diesem Zeitpunkt waren unsere Spitze in unserer Straße hoch angesehen. Niemand anderes hatte das Feuer bemerkt und nur dem wilden Alarm unserer beiden vierbeinigen Helden war es zu verdanken, dass keine Menschen durch das Feuer zu Schaden oder gar ums Leben gekommen waren!

Das Vorurteil, dass Spitze “Kläffer” wären, war ein für alle Male der Erkenntnis gewichen, dass ein ordentlicher Spitz nicht ohne Grund meldet und er als Wächter absolut zuverlässig, manchmal sogar lebensrettend ist!

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Klingeln überhört?

Nachdem Susanne zu Nikolaus 1988 den Otto als Gefährten bekommen hatte, hatte sie bis auf die Tatsache, dass sie – Gelegenheit macht Liebe – noch schnell eine weitere Läufigkeit eingeschoben hatte, sehr sehr lange geschmollt. Um es genau zu sagen: Sie war während des nächsten halben Jahres kaum aus ihrer Ecke hinterm Sofa gekommen. Es war das erste Mal, dass ich zu spüren bekam, wie extrem nachtragend Spitze sein können, wenn ihnen etwas nicht passt.
Nach etwa einem halben Jahr hatte Susanne sich aber nun offenbar damit abgefunden, dass sie zwar als Hündin immer noch die erste, nicht aber die einzige Geige spielte. Otto war auch ein wirklich gutmütiger Kerl, der seinerseits Susanne absolut vergötterte. Nachdem er anfänglich erst lernen musste, dass er einen eigenen Futternapf hatte, aus dem er beruhigt fressen durfte, gab es auch keine Probleme mehr, denn die Näpfe waren immer voll und so gab es keinen Anlass zu Futterneid oder sonstigen Streitereien. Er gab der Suse bereitwillig Alles ab – egal ob Futter oder Spielzeug. Nur eine einzige Ausnahme gab es: Seinen Knochen.

Wenn ich den Beiden mal einen Knochen mitbrachte, machte Suse sich sofort darüber her und knabberte und knusperte bis sie ihn aufgefressen hatte. Otto dagegen liebte es, seinen Knochen stundenlang erst einmal anzuhimmeln, zwischen den Pfoten zu drehen und zu bewundern und ab und an einmal darüberzuschlecken. Erst nach etlichen Stunden fing er schließlich an, ihn zu knabbern.

Das führte dann dazu, dass Susanne ihren Knochen grundsätzlich als Erste aufgefressen hatte und anschließend Ottos Knochen zum Nachtisch wollte. Sie versuchte es mit Spielaufforderungen und mit Hinlegen und Herumquietschen. Sie versuchte, den Knochen zu stiebitzen und sie versuchte, ihn mit Dominanzgehabe zu erstreiten. Aber so gutmütig Otto ja war – bei seinem Knochen kannte er kein Pardon! Er fletschte die Zähne und wenn Suse es übertrieb, dann war er auch zu einer Prügelei bereit. Darauf aber hatte Susanne wenig Lust, zumal sie dabei auch den Kürzeren zog und so blieb es dabei, dass Otto sein Knöchsken weiter zwischen den Vorderpfoten drehte und begutachtete.

Irgendwann dann beobachtete ich Folgendes:

Susanne hatte sich in der Wohnküche mal wieder mit Otto um seinen Knochen gezankt, hatte dann vergeblich versucht, ihn mit Spielaufforderungen davon wegzulocken und war schließlich unverrichteter Dinge und beleidigt abgedampft.

Sie legte sich vor die Haustür und blieb eine Weile dort liegen. Nach einer ganzen Zeit stand sie auf und lugte vorsichtig um die Ecke, was Otto wohl so machte. Dann stellte sie sich – Otto immer im Blick – in Richtung Wohnküche in Position und fing an, aufgeregt zu bellen, als ob jemand an der Tür wäre (obwohl dort tatsächlich niemand war).

Otto sprang sofort auf und rannte Richtung Tür, um sie zu unterstützen. Kurz bevor er jedoch dort ankam, kam Susanne ihm mit einem Höllentempo entgegen und fegte direkt zu seinem Knochen, den er natürlich in der Eile in der Wohnküche hatte liegenlassen. Als Otto bemerkte, dass überhaupt niemand an der Türe war und zurück kam, fand er dort die listige Susanne vor, die bereits genüsslich an seinem Knochen knabberte und ihn sich natürlich auch nicht mehr abnehmen ließ.

Obwohl Spitze ja eigentlich ein sehr gutes Gedächtnis haben, hat sie es irgendwie immer wieder geschafft, dieses gemeine Spielchen mit ihm zu treiben. Vielleicht lag es an Ottos besonderer Döspaddeligkeit oder an seiner Gutmütigkeit – ich weiß es nicht.

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Susanne: Erwischt!

Ich bin ja im Grunde mit großen Spitzen aufgewachsen, da meine Lieblingstante große weiße Spitze hielt und sie auch nach Bedarf züchtete. Aber als Kind bekommt man natürlich nicht Alles mit und so waren mir doch einige ihrer besonderen Talente erst sehr viel später bei meinen eigenen Spitzen aufgefallen. Als ich mich dann im Nachhinein mit meiner Tante darüber unterhielt, hat sie sich köstlich amüsiert…
Wie alle Spitze war Susanne teilweise zwar höchst eigensinnig, aber für einen Spitz dennoch wirklich ungewöhnlich brav und folgsam. Im Allgemeinen jedenfalls. Kurz bevor sie läufig wurde, änderte sich das allerdings regelmäßig über Nacht. Das „kleine Mistvieh“ machte dann, was es wollte, kam nicht, wenn man es rief und Alles, was man sagte, ging zum einen Ohr `rein und zum anderen wieder hinaus. Versuchte man, sie anzuleinen, nahm das Süßchen das zum Anlass, Fangen zu spielen und auch sonst kasperte sie herum, was das Zeug hielt. Je mehr man schimpfte, desto ärger trieb sie ihr Spielchen.

Ganz besonders liebte sie es, beim Spaziergang beispielsweise den Otto zu ärgern oder allerlei Unfug zu veranstalten, von dem sie sehr genau wusste, das sie es nicht durfte. Wenn sie dann bemerkte, dass ich sie erwischt hatte und wusste, das jetzt ein „Donnerwetter“ folgen würde, schaute sie sich sofort um, ob irgendwelche Leute in der Nähe waren und wenn das der Fall war, warf sie sich, noch bevor ich überhaupt den Mund aufmachen und schimpfen konnte, wild schreiend auf den Boden, zeterte Mordio und gebärdete sich, als würde sie gerade die Prügel ihres Lebens beziehen!!!
Natürlich schauten sich alle Leute entrüstet um, ob da gerade ein Hund misshandelt würde und Susanne genoss es sichtlich, dass ich nicht einmal zum Schimpfen kam, sondern damit beschäftigt war, den Umstehenden zu erklären, dass ihr nicht das geringste Härchen gekrümmt worden war.

Sie war eine ausgemachte Schauspielerin. Und dieses Theaterstück führte sie auch nur auf, wenn Publikum vorhanden war. Fehlte es, dann sprang sie einfach auf, rannte bellend um mich herum wie ein geölter Kugelblitz und versuchte, ein Spiel daraus zu machen.

Auch die Damen, die später bei mir einzogen, versuchten fast exakt das gleiche Schauspiel aufzuführen. Hauptsache, sie konnten dadurch der Schelte entgehen. Ein anderes bei Spitzen sehr beliebtes Schauspiel ist übrigens das Hinken, wenn man mal ein bissel mehr Aufmerksamkeit haben möchte. Das Dumme daran ist, dass man als Besitzer ja eben nicht weiß, ob das arme Hundchen nun wirklich gerade eine Verletzung hat oder nicht. Ich kann gar nicht sagen, wie oft mir andere Spitzbesitzer erzählt haben, dass sie von ihrem Hund damit fast zur Verzweiflung gebracht wurden, weil sie mit ihm immer wieder zum Tierarzt gefahren sind und dort war er dann plötzlich vollkommen gesund! Kaum wieder zuhause, humpelte er wieder…
Laut meiner Tante haben sich wohl eine ganze Reihe dieser Werke allenfalls leicht in der Dramaturgie und natürlich bei der Besetzung der Rollen geändert – was aber bleibt, ist die Erkenntnis, dass in fast jedem Spitz ein begnadeter Bühnenkünstler steckt!

Illustrationen aus dem Buch ,,Fünf Hunde erben 1 Million”, Hans Traxler, 1978:

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Drei Spitzbuben

Die meisten Hunde sind mehr oder weniger wachsam. Was den genauen Unterschied zwischen einem Spitz und einem anderen Hund ausmacht, wissen heute wohl hauptsächlich noch die Spitzbesitzer selbst und die wenigen anderen Leute, die Spitze in ihrer gnadenlosen Unbestechlichkeit, meist von früher her, noch kennen – also vordringlich alte Menschen und diejenigen, die entweder von dieser extremen Wachsamkeit profitiert oder unter ihr „zu leiden“ hatten. Und das sind hauptsächlich Bauern, aber auch Handwerker (die unter der „Oberaufsicht“ eines Spitzes arbeiten und dabei äußerst vorsichtig sein mussten, wenn sie irgendetwas angefasst haben) und vor Allem natürlich Diebe und Einbrecher. Nicht umsonst wurde sogar ein Spiel („Spitz pass auf“) nach ihnen benannt. Diese Wachsamkeit steigert sich, je dunkler es ist.

Eines Nachts wurden wir davon wach, dass Susanne und Otto im Erdgeschoss des Hauses vor Wut regelrecht tobten. Da unser Schlafzimmer direkt unterm Dach des Hauses war, schauten wir sofort aus der Dachluke. Was ich dort sah, ließ sich an Perfidität kaum überbieten.
Vor unserem Haus waren zwei Autoknacker fleißig am Werk. Und zu meiner großen Überraschung hatten sie als Komplizen einen Wolfsspitz dabei, der „Schmiere stand“. Bei aller Perfidität dieser Situation muss ich natürlich feststellen, dass ich diese Idee auch irgendwie schon wieder pfiffig fand. Einen aufmerksameren Aufpasser kann sich augenscheinlich selbst ein Dieb nicht wünschen!

Nur hatten sie in diesem Fall, wie man so schön sagt, die „Rechnung ohne den Wirt gemacht“. Vermutlich hätten gerade auf den Umstand, dass der Hund dabei war, andere Hunde auch nicht ansatzweise so aufgebracht reagiert wie eben Susanne und Otto.

Zwar flüchteten die beiden Autodiebe sofort aufgrund des Lärms unserer beiden, aber selbstverständlich hatte ich umgehend die Polizei angerufen und was die beiden sich wohl als besonders großen Vorteil gedacht hatten, wurde ihnen nun zum Verhängnis:
Da wir die beiden jungen Männer ja nur für Sekunden im Dunkeln und aus der Vogelperspektive gesehen hatten, konnten wir keine wirklich gute Täterbeschreibung liefern. Das wichtigste Merkmal daran war, dass sie einen großen Wolfsspitz dabei hatten. Und da größere Spitze ja allgemein relativ selten geworden sind, hat es auch nicht lange gedauert, bis die Herrschaften gefunden und dingfest gemacht waren.

Noch in der Nacht kamen die Besitzer des geknackten Autos zu uns, um sich überschwänglich zu bedanken.

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Mein Lieblingskissen

In irgendeiner Budike hatte ich ein für meinen Geschmack wunderschönes graublaues Seidenkissen in Form einer Schleife entdeckt, das es mir wirklich angetan hatte. Also hatte ich es gekauft und es war fortan mein erklärtes Lieblingskissen gewesen
Als ich eines Nachmittags, erschöpft von einem wirklich anstrengenden Dienst im Krankenhaus, von der Arbeit kam, freute ich mich schon richtig darauf, es mir zumindest kurz auf dem heimischen Sofa damit so richtig gemütlich zu machen.
Was ich nicht vorfand, war mein geliebtes Seidenkissen!
Mein Gatte kam gerade die Treppe herunter, die Hand in einem Verband und so fragte ich ihn, was denn vorgefallen sei. Wo mein Kissen wäre, warum er einen Verband um die Hand hätte…

Ich hatte also morgens gegen halb sechs das Haus verlassen und als er eine Stunde später aufstand, lag Susanne gemütlich auf dem Sofa. Natürlich wusste er, dass ich Hunde auf Sofas nicht dulde und so hatte er versucht, sie da herunter zu scheuchen. Da sie sich ganz offensichtlich nicht die Bohne darum scherte, ob er nun mit ihr schimpfte oder in Hamburg eine Bratwurst platzt, war er etwas lauter und eindringlicher geworden, war auf sie zugegangen und wollte sie mit der Hand vom Sofa befördern. Die damals noch junge Hundedame wurde daraufhin ziemlich wütend und gerade schwarze Großspitze können sehr cholerisch werden, wenn ihnen etwas nicht in den Kram passt.

Entsprechend erbost war sie dann knurrend wie eine Furie auf ihn losgestürzt und er hatte, um sich vor ihren Bissen zu schützen, nichts Anderes als mein Lieblingskissen in der Nähe gehabt, das er in seiner Not gegriffen und zwischen die tobende Susanne und sich selbst gebracht hatte. Nachdem sie dann das Kissen völlig zerfetzt hatte, hat sie ihn doch noch leicht an der Hand erwischt und war, als er verdutzt das Weite gesucht hatte, wieder aufs Sofa gesprungen, wo sie bis kurz vor meiner Rückkehr gelegen hatte!

Erst, als sie mich kommen hörte, verließ sie ihren Platz und legte sich, als ob sie kein Wässerchen trüben könnte, auf ihr angestammtes Hundebet

Um dieses Verhalten zu verstehen, muss man wissen, dass der Deutsche Spitz ein sog. Ein-Mann-Hund ist. Das bedeutet, dass er nur auf eine einzige Person wirklich hört – alle Anderen sind ihm mehr oder weniger gleichgültig. Da ich Susanne während einer vorübergehenden Trennungsphase von meinem Mann angeschafft hatte, gehörte er aus Sicht des Hundes definitiv nicht zur Familie und erst recht hatte er ihr Nichts zu sagen. (Darum sollte man, wenn man sich einen Spitz zulegen möchte, diesen entweder mit der gesamten Familie abholen oder zumindest sollte die gesamte Familie bei seinem allerersten Eintreffen im neuen Zuhause unbedingt anwesend sein! Das ist von ausschlaggebender Bedeutung und für den Rest seines Lebens prägend!)
Nun ist bei Hunden, ganz besonders bei so archaischen Hunden wie den Deutschen Spitzen,, die Position und Höhe des Liege- oder Sitzplatzes an die Stellung innerhalb des Ranggefüges gebunden: Je höher die Stellung in der Rangordnung ist, desto höher ist auch der Sitz- oder Liegeplatz. Und als Wachhund war sie – aus ihrer Sicht – in meiner Abwesenheit quasi meine Stellvertretung. Auch in der Rangordnung. Entsprechend hat sie, nachdem ich zur Arbeit gegangen war, die erhöhte Stellung auf dem Sofa bezogen, von der aus sie die gesamte Diele und Wohnküche überblicken konnte und darüber gewacht, dass ich bei meiner Rückkehr Alles so vorfinden sollte, wie ich es verlassen hatte. Denn dafür war sie als Wachhund verantwortlich und diese Verantwortung nahm sie bitter ernst!
Als mein Mann, der aus ihrer Sicht eben Nichts zu sagen hatte, sich dann auch noch anschickte, sie von diesem Platz zu vertreiben, von dem aus sie die Kontrolle übernommen hatte, hat sie regelrecht Rot gesehen und ist auf ihn losgegangen, weil er für sie, ihre Stellvertreterstellung und die Erfüllung ihrer Aufgabe eine Bedrohung darstellte.
Mein Kissen war natürlich hinüber, aber für meinen Mann war es eine grundlegende und sehr wichtige Erfahrung, um das Verhalten der Spitze zu verstehen.
Später gab es noch einmal einen Wermutstropfen, weil er immer sehr stolz darauf gewesen war, dass die Hunde ihn wirklich vorbildlich beschützt haben. Irgendwann hatte er dann nämlich herausgefunden, dass sie ihn nicht beschützt haben, weil sie ihn als ihr „Herrchen“ betrachtet hätten, sondern weil er aus Sicht der Spitze zu meinem Eigentum zählte und sie ihn also ebenso gut bewachen mussten wie mein Fahrrad, meine Einkaufstasche usw. . . .

Auch für Hunde gilt: Wenn Zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht Dasselbe!

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Die Weihnachtsmaus

Tja – wenn ich hier schon unsere vielen Tiergeschichtchen erzähle, dann wäre die Sammlung einfach unvollkommen ohne die Geschichte von der „Weihnachtsmaus“.

Wir haben über etwa 12 Jahre hinweg in einem alten Fachwerkhaus gewohnt. Ganz oben, unterm Dach, war unser Elternschlafzimmer. Wenn die Weihnachtszeit nahte, ich für die Kinder mal wieder in wochenlanger Nachtarbeit Adventskalender bastelte, ihre obligatorischen Lebkuchenhäuschen herstellte, Plätzchenteller, Nikolaustüten vorbereitete und die Weihnachtsgeschenke verpackte, war dies der Ort, der ab Mitte November für die Kinder praktisch tabu war.

Eines Samstags kam ich also abends mal wieder ins Schlafzimmer, um die Plätzchenteller für den 1. Advent am folgenden Tag vorzubereiten. Ganz spezielle Lieblingsleckereien für meine Söhne warteten dort schon seit Wochen auf ihre Bestimmung. Als ich die Zellophantütchen öffnen wollte, fiel ich aus allen Wolken! Da hatte doch jemand ganz offensichtlich schon genascht!

Ein bisschen ärgerlich, weil das allbekannte Tabu gebrochen wurde, rief ich meinen Mann herzu, weil ich wissen wollte, ob er einen der beiden Jungs gesehen hätte.
Gemeinsam sahen wir uns das Malheur an. Beim genauen Hinsehen dann bemerkte ich, dass das eindeutig kein Kindergebiss sein konnte, das die Spuren an den Plätzchen hinterlassen hatte. Außerdem hätten die Kinder dann doch wohl eher das ganze Plätzchen gegessen und nicht nur ein Mal abgebissen. Seltsam. Es sah nach Mausezähnchen aus.

Sofort suchten wir die dunklen Winkel unseres Schlafzimmers ab. Unterm Bett und hinter den Kommoden wurden wir fündig und fanden zumindest kleine, trockene Mausekürtelchen. Von der Maus selbst natürlich keine Spur.

Am darauffolgenden Montag kauft ich sofort eine Lebendfalle, die wir in den folgenden Wochen regelmäßig kontrollierten und mit den (für Mäuse) leckersten Sachen bestückten. Es war vergebens. Zwar fanden wir immer wieder Hinterlassenschaften, aber die Maus selbst blieb unentdeckt.

So ging das also bis in den März hinein und von einem Tag auf den anderen war der Spuk vorbei.

Es wurde Frühling und die Maus war vergessen. Es wurde Sommer, es wurde Herbst und es wurde auch wieder Winter.
Ende November fand ich wieder angeknabberte Plätzchen. Hmm.

Wir versuchten es erneut mit der Mausefalle. Doch auch diesen Winter über blieben unsere Fangversuche vergebens. Inzwischen hatte ich mich dazu durchgerungen, dem kleinen Tierchen einfach ein eigenes Tellerchen und etwas Wasser daneben zu stellen. Das wurde auch gern angenommen. Die anderen Plätzchen blieben blieben nun unversehrt.

Natürlich waren die Kinder nun auch informiert und suchten ebenfalls überall nach dem Mäuschen. Aber niemand von uns hat sie jemals zu Gesicht bekommen.

Vier Jahre lang kam unser kleiner Gast jeden Winter und schien den Winter in der 3. Etage unseres Hauses zu verbringen. Sobald die ersten Sonnenstrahlen die Märztage zu erwärmen begannen, zog er wieder aus.

Ab Mitte November des 5. Jahres warteten wir auf „unsere Weihnachtsmaus“. Die Kinder fragten immer wieder aufgeregt, ob sie schon da sei und auch wir guckten dauernd nach. Mittlerweile gehörte sie für uns zu Weihnachten dazu. Das Tellerchen mit einem Plätzchen und ein Schüsselchen Wasser standen im Schlafzimmer.
Aber sie kam nicht mehr …

Auch nach inzwischen über 30 Jahren denken wir noch an sie.

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“Stell Dich nicht so an!”

Über viele Jahre hinweg hatte ich im Nachbarort, mitten in der Innenstadt, ein kleines Fachwerkhäuschen gemietet mit einem winzigen Vorgarten. Ich hatte vorn an der Grenze zur Spielstraße eine Weißdornhecke gepflanzt und ein Holztörchen angebracht. Zu meinem großen Ärger wollte eine der 4 Heckenpflanzen zwischen Törchen und Haustür einfach nicht richtig gedeihen und auch das zweimalige Nachpflanzen half nicht.

Vor dem Tor waren 2 Stufen (aufgrund des Alters des Hauses lag das Haus unterhalb des üblichen Straßenniveaus), auf dem meine Spitze Susanne und Otto bei gutem Wetter gern saßen und das Treiben in der Spielstraße beobachteten. Da die beiden Kinder abgöttisch liebten, freuten sie sich, wenn diese ans Tor kamen, um sie zu kraulen – Erwachsene wurden natürlich lautstark gemeldet.

Eines Nachts hatte ein übler Frühjahrssturm gewütet und die meisten Häuser hatten mehr oder weniger viele Dachpfannen eingebüßt – die Dachdecker kamen kaum nach mit der Arbeit. Als sie an dem gegenüber liegenden Haus die Schäden ausbesserten, beobachtete ich durchs Fenster, wie der Dachdeckermeister seinen Lehrling ausschimpfte, weil dieser immer einen riesigen Bogen um unser Haus lief, wenn er Dachpfannen holte. Der Lehrling verteidigte sich, dass er grundsätzlich Angst vor Hunden hätte und davon säßen halt bei uns zwei hinterm Tor. Sein Meister regte sich auf und sagte, dass er (der Lehrling) durch diese unsinnigen Umwege viel zu viel Zeit bei der Arbeit verlöre und schließlich wolle er „heute noch“ fertig werden mit dem Dach. Das konnte natürlich seinen Lehrling nicht beruhigen und so meinte der Meister “Ich weiß nicht, was Du hast! Die sitzen doch die ganze Zeit ruhig hinterm Tor und gucken uns zu. Wenn sie Dich beißen wollten, hätten sie es längst getan. Also: Jetzt stell Dich nicht so an! Die beißen doch nicht!”

In dem Moment schoss unsere Susanne wie ein Pfeil neben dem Gartentor durch die dürre Hecke auf den Meister zu, zerfetzte ihm das Hosenbein, flitzte wieder zurück und setzte sich wieder hinters Gartentor. Der Lehrling hatte gar keine Zeit mehr, in Angst auszubrechen. Einen Augenblick stand er vor seinem vollkommen verdatterten Meister und prustete dann los “Das wollte der Hund jetzt aber mal klarstellen!”

Bis auf dieses eine einzige Mal ist meine Susanne niemals durch das Loch in der Hecke geflitzt – weder vorher, noch hinterher. Der Dachdeckermeister wollte nicht einmal seine Hose ersetzt haben. Er meinte, dass er das ja selbst herausgefordert habe, wenn er sowas über meinen Hund behauptet hätte.

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Bodyguard für Kinder

Ich will es gleich vorweg sagen: Diese Geschichte ist absolut nicht lustig. Sie ist wirklich schrecklich!
🙁 🙁 🙁

Aber ich will sie trotz alledem hier aufschreiben. Um zu zeigen, wie groß das Sicherheitsgefühl ist, das der Spitz den Menschen vermittelt, die diesen Hund, seinen enormen Schneid und seine absolute Zuverlässigkeit noch kennen.

(Auf der alten HP hatte ich nur den zweiten Teil der Geschichte erzählt, weil ich befürchtete, der erste Teil könne unsere Spitze in Verruf bringen. In Gesprächen zeigte sich aber, dass das wohl nicht der Fall ist und der zweite Teil durch den ersten erst wirklich verstehbar wird. Darum hier nun die ganze Geschichte.)

Es muss etwa gegen Ende der 1980er Jahre gewesen sein. Mein älterer Sohn ging noch zur Grundschule, der jüngere in den Kindergarten. Wir wohnten in der Innenstadt einer Kleinstadt, es gab nur sehr wenige Kinder in der Umgebung und einen Spielplatz gab es überhaupt nicht (Dafür aber reichlich Parkplätze!). Hinter unserem Haus gab es einen Kirchhof und daneben eine Wiese. Ansonsten blieben den wenigen Kindern nur vereinzelte Spielgeräte in der nahen Fußgängerzone oder ein verwildertes Grundstück in der Nähe, das natürlich für die Jungen ein Anziehungspunkt war.
Zu dieser Zeit waren die sog. „He-Man-Figuren“ bei den Kindern äußerst beliebt. Da diese Figuren wahnsinnig teuer waren, aber im Grunde genommen – aus meiner Sicht – keinen wirklichen Spielwert hatten, weigerte ich mich standhaft, meinen Kindern so etwas zu kaufen. Nicht, dass ich mich etwa scheute, für meine Kinder Geld auszugeben, aber das Spielzeug musste dann eben auch sein Geld wert sein. Die Mutter ihrer besten Freunde konnte sich als alleinerziehende Mutter so etwas einfach nicht leisten und so zogen unsere vier Jungens also ohne diese Figuren durch die Welt.

Eines Tages standen sie allesamt vor meiner Tür und hielten mir triumphierend jeder eine He-Man-Figur entgegen!

Auf meine Nachfrage erzählten sie dann, dass auf einem der Parkplätze neben der Kirche ein Mann gewesen sei, der ihnen die Figuren geschenkt habe. Natürlich bekam ich sofort eine Gänsehaut und fragte entsetzt nach.

Daraufhin berichteten sie weiter, der Mann habe die Figuren aus seinem Kofferraum genommen, ihnen geschenkt und sie dann eingeladen, in sein Auto zu steigen, damit er ihnen noch seine anderen Figuren zeigen könne. Meine Beine verwandelten sich fast zu Gummi…

Die beiden älteren Jungen hatten dann aber gesagt, dass ihre Eltern so etwas verboten haben und sie das auch nicht machen würden. Daraufhin wollte er die Figuren wohl zurück. Damit waren die Vier aber nun gar nicht einverstanden und bestanden darauf, dass er sie ihnen ja geschenkt habe und dabei bleibe es – “Geschenkt ist geschenkt!”. Als er sie ihnen dann einfach wegnehmen wollte, hatte er allerdings die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Sofort stürzten sich unsere Spitze Otto und Susanne auf ihn und verbissen sich in seinem Arm! Er hat dann wohl noch geschimpft wie ein Rohrspatz, ist aber wütend in sein Auto gestiegen und weggefahren.
Mir fiel ein wahrer Felsbrocken vom Herzen und natürlich lobte ich sie, dass sie so vernünftig gewesen waren, nicht auf diese Einladung einzugehen. Und selbstverständlich bekamen Susanne und Otto ein besonderes Lob für ihr Eingreifen.

Etwa 14 Tage später ging eine Schreckensmeldung durch Zeitungen, Radio und Fernsehen: In der Nachbarstadt wurden zwei türkische Jungen, Brüder, vermisst und alles deutete darauf hin, dass sie von einem Mann mitgenommen wurden. Das versetzte natürlich uns Eltern in Angst und Schrecken. Niemand von uns wollte sein Kind noch aus dem Haus lassen, zumal die beiden vermissten Kinder etwa im gleichen Alter waren. Insbesondere bei uns in der Innenstadt gab es ja keinen Ort, an dem die Kinder beim Spielen leicht zu beaufsichtigen gewesen wären. Wie will man das z. B. auf einem verwilderten Grundstück bewerkstelligen? Und natürlich kam der Vorfall mit den He-Man-Figuren auf dem Parkplatz wieder hoch.

Also blieben unsere Kinder erst einmal zuhause. Nach einiger Zeit des Suchens wurde der ältere der beiden vermissten Jungen ermordet aufgefunden. Sein jüngerer Bruder blieb verschwunden. Die Angst ging unter uns Eltern um, aber wir konnten auch unsere Söhne kaum noch lange im Haus behalten. Und so kam ich auf die Idee, meinen Söhnen je einen der Spitze an die Leine zu machen mit der strengen Order, die Hunde keinesfalls irgendwo anzubinden, sondern auf Schritt und Tritt mitzunehmen.

(Ein ordentlicher Spitz hat keinerlei Jagdtrieb, so dass keines der Kinder Gefahr lief, durch Hinfallen ein Beuteverhalten auslösen zu können. Dies ist der wohl häufigste Grund für Beißunfälle mit Kindern.)

Außerdem waren Otto und Susanne gut genug erzogen, dass sie niemals eines der Kinder umgerissen hätten und so waren meine Söhne sehr oft mit den Hunden unterwegs. Aus Begebenheiten, wie der oben geschilderten, wusste ich ja nun sehr gut, dass die Spitze unter keinen Umständen geduldet hätten, dass irgend ein Erwachsener sich den Kindern zu sehr nähert…

Die anderen Eltern wunderten sich zuerst, dass ich meine Sohne draußen spielen ließ, sahen dann aber sehr schnell, dass diese nur mit Hund unterwegs waren. Und da die Geschichte vom Parkplatz unter den Eltern die Runde gemacht hatte, durften die anderen Jungs auch draußen spielen unter der Bedingung, dass meine Söhne sie mit den Hunden abholten und anschließend wieder nach Hause brachten.

Da zeigte sich sehr deutlich, dass nicht nur ich, sondern auch die anderen Eltern Vertrauen genug in die Spitze hatten, dass wir alle bereit waren, ihnen sogar das Leben unserer Kinder anzuvertrauen! Zumal die Beiden ihre Zuverlässigkeit ja auch bereits bewiesen hatten.

Der jüngere der beiden vermissten Brüder konnte übrigens einige Zeit darauf gerettet werden. Er war in einer Wohnung eingesperrt gewesen und ein aufmerksamer Junge aus einer Nachbarwohnung hatte bemerkt, dass da irgend etwas nicht stimmen konnte und die Polizei alarmiert. Der Kindermörder konnte dadurch nach kurzer Zeit gefasst werden.

Ich aber werde – bis heute – den Verdacht nicht los, dass der Mann vom Parkplatz mit den „He-Man-Figuren“ bereits dieser Kindermörder gewesen sein könnte. Wir haben es nie erfahren.

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Hundefeuerwehr

Als Susanne und Otto noch jung waren, lud eine liebe Kollegin anlässlich der Neu-Eröffnung ihres Pflegedienstes mich mit der ganzen Familie zu einer Gartenparty ein. Das Mitbringen der Hunde war ausdrücklich erwünscht, da auch sie eine kleine Hündin hatte, die sich über Gesellschaft und Hundebesuch immer sehr freute.

Wir grillten also und unterhielten uns prächtig. Auch die Hunde verstanden sich gut und tollten durch den Garten. Irgendwann im Laufe des Abends wunderte ich mich, weil Ottos Fell überall mit buntem Wachs verklebt war. Ich entfernte das, konnte mir aber den Ursprung nicht erklären. Ich gestehe, dass ich mir auch nicht lange Gedanken darüber gemacht habe. Schließlich haben gerade langhaarige Hunde des Öfteren mal alle möglichen Sachen im Fell kleben.

Irgendwann am Abend dann sah ich, wie Otto dazu kam.

Meine Kollegin hatte überall im Garten Wachsfackeln verteilt. Das war hübsch anzusehen und sorgte für eine angenehme Atmosphäre. Ich sah Otto auf eine solche Fackel zulaufen und wollte ihn wegrufen, weil ich vor meinem inneren Auge schon sah, wie gleich der ganze Hund in Flammen stand. Voller Grausen lief ich sofort zu ihm hin und Otto sah mich ganz bedröppelt an, weil er meine ganze Aufregung überhaupt nicht verstand.
Während die meisten Tiere panische Angst vor Feuer haben, war Otto, döspaddelig wie er nun mal war, mit dem Bauch über die Fackel gelaufen und hatte sie einfach mit seinem dicken Pelz ausgelöscht. Übrig blieb nur ein bunter Wachsfleck in seinem Pelz. Ein Kontrollblick durch den Garten zeigte mir, dass die anderen Fackeln keineswegs heruntergebrannt, sondern ganz offensichtlich ebenfalls von Otto gelöscht worden waren.

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Ein schön gedeckter Mittagstisch

Während meines letzten Studiums, das ich berufsbegleitend absolvierte, musste ich einerseits die Familie ernähren und andererseits war es wichtig, für das Studium Unterrichtserfahrung zu sammeln. So kam es häufig vor, dass ich im Krankenhaus Frühdienst machte, kurz nach Hause fuhr, mich umzog, schnell zu Mittag aß (mein Mann kochte dann das Essen) und anschließend sofort zur Schule weiterfuhr, wo ich bis zum frühen Abend unterrichtete.

So kam ich auch an diesem Tag vom Frühdienst eben hereingehuscht, zog mich um und wollte zu Mittag essen. Beim Hereinkommen hatte ich gesehen, dass der Tisch schon für mich gedeckt war und mein Mann und die Kinder bereits gegessen hatten. Da deren Geschirr und die Töpfe bereits gespült auf der Spüle standen, nahm ich an, dass er das Essen für mich in die Mikrowelle oder den Backofen gestellt hätte.

Also schaute ich in der Mikrowelle nach – Nichts.
Ich guckte in den Backofen – Nichts!
Etwas verwundert rief ich also nach meinem Mann, der sich in der Dachstube aufhielt und fragte ihn, wo er mein Mittagessen hingestellt hätte. Er rief zurück, dass er mir das doch bereits auf den Teller gegeben hätte.

Aber dort war nichts! Ich ging nach oben und sagte ihm, dass er sich da sicher vertan hätte. Zwar sei der Tisch für mich gedeckt, aber mehr auch nicht.

Gemeinsam gingen wir hinunter in die Wohnküche und unterwegs sagte ich ihm, dass ich auch bereits in der Mikrowelle und im Backofen nachgesehen hätte, aber dort sei nichts. Als wir unten ankamen, war mein Mann vollkommen verwundert und wiederholte noch einmal, dass er sich sicher sei, das Essen bereits auf meinen Teller gegeben zu haben…

Wir waren erst einmal beide vollkommen ratlos.

Nur nach absolut genauem Hinsehen konnten wir dann schließlich die ganz dezenten Spuren einer Hundezunge auf meinem Teller entdecken! Da hatte meine liebe Susanne ganz offensichtlich mein Mittagessen verputzt und war dabei so vorsichtig zu Werke gegangen, dass weder Besteck, noch Teller verrutscht waren, sondern Alles wie frisch gespült und gedeckt aussah…

Seit diesem Tag weiß ich, warum die Witwe Bolte bezüglich der geklauten Hühner zuerst einmal ihren Spitz im Verdacht hatte…

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Der Pantoffel

Als Susanne etwa sieben Jahre alt war, wurde sie sehr krank. Da es kurz nach Weihnachten war und das Mädel sich ständig erbrach, hatte ich bereits meinen Mann im Verdacht, den Hunden womöglich von den Knochen der Weihnachtsgans etwas gegeben zu haben. Wie sich im Nachhinein herausstellte, völlig zu Unrecht.
Nach einer wochenlangen Odyssee durch fast alle Tierarztpraxen der Umgebung stellte sich dann in einer zu Rate gezogenen Klinik schließlich heraus, dass sie einen fast vollständigen Magenverschluss hatte, von dem auch nie herauskam, wodurch er verursacht worden war. Natürlich musste sie operiert werden und auch danach ging es nur sehr schleppend mit ihr bergauf. Mein Süßchen war wirklich schwerkrank.
Da sie durch das wochenlange Erbrechen bereits völlig ausgetrocknet und geschwächt war, musste sie erst einmal Infusionen erhalten, damit sie überhaupt eine Chance hatte, die Operation zu überstehen und auch danach stand es in den Sternen, ob sie es schafft. Natürlich war sie wegen ihrer Schwäche bis dahin zu Hause und wir mussten sie frühmorgens in die Klinik bringen.

Dummerweise musste ich zu dem Zeitpunkt arbeiten und konnte auch so kurzfristig den Dienst nicht tauschen. Also hatte ich meinen Mann, der sie zur Klinik fuhr, darum gebeten, einen meiner Pantoffel mit zur Klinik zu nehmen, den man ihr zum Aufwachen aus der Narkose bitte in die Box legen solle.
Als er der Tierarzthelferin den Pantoffel in die Hand drückte und ihr sagte, was sie damit anstellen sollte, wurde er erst einmal irritiert angeguckt, als sei er von einem anderen Stern gefallen. Aber sie versprach ihm, das so zu machen.
Der Leiter der Klinik rief mich noch auf der Arbeit an, um mir mitzuteilen, dass Alles gut verlaufen sei und wir könnten sie nachmittags wieder abholen.
Als wir uns der Klinik, die in einem sehr alten, wirklich dicken Sandstein-Gemäuer liegt, näherten, hörten wir das Süßchen schon von Weitem und trotz der dicken Wände herzzerreißend schreien. Als wir klingelten, verstummte sie und nachdem sie wohl meine Stimme gehört hatte, brach sie in wahres Freudengeheul aus.

In der Tierklinik sagte man mir später, dass man noch nie einen Hund dort gehabt habe, der so unglaublich geschrien habe und das Einzige, was sie auch nur halbwegs beruhigen konnte, war mein Pantoffel gewesen! Da hatte sich sich draufgelegt und ihn ständig abgeschleckt, weil er ja nach mir roch!

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Das Krankenlager

Wir wohnten rund 12 Jahre in einem der ältesten Fachwerkhäuser unserer Stadt. Und da in diesem kleinen, aber feinen Häuschen in jeder Etage praktisch nur ein sehr großer Raum war, im Erdgeschoss eine große Wohnküche, war es natürlich etwas problematisch, wenn einmal eines der Kinder oder auch ich selbst krank wurde. Jeder, der Kinder hat, weiß, dass sie dann am liebsten jemanden in der Nähe haben möchten und ständig nach „Mama“ oder „Papa“ rufen. Da wäre man in einem solchen Haus den ganzen Tag über treppauf, treppab unterwegs. Also hatte ich dafür gesorgt, dass kranken Kindern immer vorübergehend ein Bett auf dem Sofa der Wohnküche eingerichtet wurde. So war ich als Ansprechpartner jederzeit für sie erreichbar, sie fühlten sich nicht alleingelassen, ich konnte mich mal danebensetzen und eine Geschichte vorlesen und trotz alledem die nötigen Hausarbeiten, Zubereitung der Mahlzeiten usw. gut erledigen.
Tiere, wie Hunde beispielsweise, haben aber nach meiner Auffassung weder auf Sofas, noch auf Sesseln oder gar in Betten absolut nichts verloren.
Am Tag nach Susannes Operation (vorige Geschichte) kam ich dann von der Arbeit zurück und was sah ich? Susanne lag auf dem Sofa!!!

Zwar wusste ich, dass in meiner Abwesenheit insbesondere Susanne es sich regelmäßig auf dem Sofa gemütlich machte. Aber niemals wäre sie auf die Idee gekommen, dort liegen zu bleiben, wenn sie mich kommen hörte. Das war also schon mehr als ungewöhnlich.
Mein Mann erzählte mir dann, dass es ihr morgens wirklich so schlecht gegangen sei, dass sie fast reglos und völlig erschöpft auf ihrem Hundebettchen neben dem Sofa gelegen habe.
Irgendwann dann sei sie aufgestanden, habe sich zum Sofa geschleppt und sei hinaufgesprungen. Sie war förmlich zu einem der Sofakissen gekrochen, hatte sich mit dem Kopf darauf hingelegt und war auch genau so liegengeblieben bis ich von der Arbeit kam.
Ich hatte das dann mal als Ausnahme betrachtet, noch ein kleines Hundedeckchen unter sie gelegt und sie ein bissel mit Wasser und kleinen Futterhäppchen gepäppelt.
Nach einigen Tagen kam ich morgens aus dem Schlafzimmer herunter und fand meine Susanne in relativ guter Verfassung wieder in ihrem Hundebettchen vor.
Ab diesem Tag aber hatte Susanne wohl beschlossen, dass sie immer dann, wenn sie mal wirklich krank wurde, auf dem Sofa liegen dürfte und dort versorgt und umhätschelt werden müsste!

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Von Einem, der auszog, das Fürchten zu lernen…

Mein 17jähriger Stiefsohn lebte bei seinen Großeltern, kam uns aber natürlich regelmäßig besuchen. Da in dem kleinen Ort, in dem er normalerweise wohnte, um 18 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt wurden, nutzte er solche Besuche verständlicherweise auch ganz gern, um mal etwas zu „erleben“.
Gleich der erste dieser Versuche hat seinen Erlebnishunger dann auch fürs Erste gründlich gestillt.
Mein Mann, der zu dem Zeitpunkt meist nachts gegen 2:30 Uhr zur Arbeit fuhr, hatte ihm seinen Schlüssel gegeben und gemeint, dass er damit dann nachts ins Haus käme und uns nicht aus dem Bett klingeln müsse. Und so zog er dann zufrieden los und um die Häuser.
Als mein Mann aufstand und die Treppe hinunterging, stand dort in der Diele, die Türklinke noch in der Hand, sein Sohn, schlotternd vor Angst in einer Pfütze!

Als er nach Hause kam, hatte er die Tür aufgeschlossen, war hineingegangen und als er die Tür zu und das Licht angemacht hatte, standen vor ihm zwei knurrende und zähnefletschende Spitze.
Es war ja Nacht. Und meine Hunde wussten sehr gut, dass sie nachts nicht unnötig laut bellen sollten. Brauchten sie ja auch nicht. Sie hatten auch so Alles bestens im Griff!

Mein Stiefsohn durfte sich keinen Millimeter mehr rühren und nicht einmal die Türklinke loslassen. Susanne und Otto hatten sich gemütlich vor ihm niedergelassen und waren, sobald er auch nur die geringste Bewegung machte, wieder knurrend aufgesprungen.
Selbst mein Mann konnte sie nicht von dort abrufen, sondern musste mich wecken, damit ich die Beiden beruhige. Die lecker Bierchen, die mein Stiefsohn sich genehmigt hatte, hatten natürlich irgendwann wieder herausgewollt und zum Glück war unsere Diele gefliest, als sie sich dann ihren Weg bahnten.
Nach diesem Erlebnis zog mein Stiefsohn es vor, seine Ausflüge zeitlich so zu begrenzen, dass ich noch wach war, wenn er zurück kam.

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Die Katzenschützerin

Als die kleine daVinci im August 1998 bei uns einzog, war meine erste Großspitzin Susanne wirklich keine große Katzenfreundin. Sie hatte vorher leider richtig böse Erfahrungen mit dieser Spezies gemacht.

Zwar hat sie das Katzitatzi dann zwar akzeptiert und die beiden kamen auch ganz gut miteinander aus, aber dicke Freundinnen sind sie nie geworden, obwohl sie durchaus manchen Streich miteinander ausgeheckt haben.

Am 1. Juni des Folgejahres, dem Nachmittag vor der Geburt daVincis Katzenwelpen, eierte und rollte daVinci über unsere Wiese – Susanne und Otto lagen dösend in der warmen Nachmittagssonne daneben.

Plotzlich sah Raudi, der etwa 4jährige mittelgroße Mischlingshund der Nachbarn, offensichtlich seine Chance, sprang über den Maschendrahtzaun und stürzte auf die wehrlose daVinci zu. Wie ein geölter Blitz schoss unsere inzwischen 12jährige Susanne auf den Jungspund zu – so böse hatte ich sie noch nie erlebt! Sie schnappte sich den Raudi und schüttelte ihn durch, was das Zeug hielt. Otto kam noch dazu und wollte ihm ebenfalls den Pelz zurechtziehen. In letzter Sekunde konnte ich noch dazwischengehen, den Raudi befreien und über den Zaun zurück befördern.

Das war knapp gewesen!!!

Raudi trat zwar erst einmal den Rückzug an, beobachtete aber fortan besonders wachsam, was sich am Zaun abspielte.

Für ungefähr 3 Wochen war jetzt Ruhe eingekehrt. Aber dann begannen die Katzenkinder zunächst die Terrasse und anschließend den Garten zu erobern und zu ihrem Spielplatz zu machen. Raudi saß in seinem Garten und beobachtete das Treiben argwöhnisch. Als das erste Katzenkind durch den Zaun in den Nachbargarten sprang, ehe ich es verhindern konnte, blieb mir fast das Herz stehen! Doch wie aus dem Nichts saß plötzlich unsere Susanne neben dem Zaun!

Das Kleine sprang zurück in unseren Garten und ich war heilfroh, das nichts passiert war.
Aber wer Katzen kennt, weiß, wie gemein sie sein können. Und obwohl die Katzenkinder einen großen Garten zum Spielen hatten, spielten sie bald alle nur noch an dem Zaun, sprangen um die Wette hin und her durch den Maschendraht – daneben unsere Susanne, die mit Argusaugen auf die Kleinen Acht gab.

Raudi blieb in angemessener Entfernung stehen und musste sich hilflos ansehen, wie das kleine Feliden-Gesindel sich in “seinem”(!!!) Garten verlustierte. Der arme Kerl bellte und bellte und bekam fast einen Herzkasper vor lauter Ärger. Aber die Prügel, die er von der alten Susanne bekommen hatte, hielt ihn davon ab, sich der Katzenmeute auch nur ansatzweise zu nähern. Und je mehr er tobte, desto lustiger fanden es die Katzenkinder!

Egal, was ich unternahm – ich konnte die Frechlinge nicht davon abhalten, ausgerechnet an dieser Stelle des Zaunes zu spielen! Unter der steten und strengen Aufsicht der alten Susanne.

Ich glaube, wenn Hunde zu solchen Gefühlen fähig sein sollten, dann war Raudi sicherlich froh, als die Meute ausgezogen war.

Wäre da nicht noch der Richard gewesen…

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Ein Haus für die Kätzchen

Als unsere daVinci ungeplanterweise Mutter geworden war, wollten wir die Herrschaften eigentlich aus unserem Wohnzimmer ausquartieren, weil wir nicht die Absicht hatten, ständig mit Wischlappen und Teppichschaum hinter den Katzenkindern her zu feudeln. Es war Sommer und das Wohnzimmer grenzte unmittelbar an die Terrasse. Meine beiden Söhne fanden, dass sie dann schon ein angemessenes Katzenhäuschen bräuchten und so bastelten und bemalten sie mit viel Liebe ein hübsches Katzenhaus aus dicker Pappe.

Die Kätzchen ihrerseits fanden das zwar kurz interessant, aber als ihr neues Zuhause wollten sie es keineswegs ansehen. Zumal auch ihre liebe Mutter daVinci abends immer die ganze kleine Meute nach Hause ins Nestchen unterm Beistelltischen beorderte. Wir hatten also keine Chance.

Dennoch blieb das bunte Häuschen auf der Terrasse stehen, immer ein Näpfchen mit Baby-Katzenfutter und ein Schälchen mit Wasser dabei.

Irgendwann war mir das Häuschen zu weit zu unserer Sitzecke gerutscht und ich wollte es wieder an die Seite schieben. Dabei fand ich es allerdings unerwartet ziemlich schwer. Die Kätzchen waren allesamt im Wohnzimmer unterwegs. Also lugte ich vorsichtig in das Häuschen und was fand ich da?

Eine riesengroße dicke Igelin! In meinem Leben habe ich noch keinen so großen Igel gesehen. Und so hatte ich auch eine Erklärung, warum das Katzenfutter, egal wie viel abends noch in dem Schälchen war, morgens immer restlos verputzt war.

Da wird Frau Igel sich morgens vor dem Schlafengehen noch ein kleines Betthupferl gegönnt haben, nachdem sie in unserem Garten gründlich unter den Käfern und Schnecken aufgeräumt hat.
Während mein lieber Nachbar, der den Rasen immer mit der Nagelschere geschnitten hat und mit viel Mühe überall kleine Pflänzchen gezogen hatte, ständig vor kahlgefressenen Blumenstängeln stand und sich ärgerte, fand ich trotz zweier kleiner Tümpelchen im Garten nicht ein einziges angefressenes Blatt. Oft stand er kopfschüttelnd am Zaun und verstand die Welt nicht mehr, weil auf seiner Seite des Zaunes nur noch kahle Erde war und 10 Zentimeter daneben, auf meiner Seite, grünte und blühte alles üppig.

Die fleißige und wohlgenährte Untermieterin des Katzenhauses habe ich ihm allerdings verschwiegen.

Und das Betthupferl hat sie auch weiterhin bekommen…

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Der Fliegenfängerfänger

Es war Ende Juli 1999. DaVinci hatte uns Anfang Juni ungeplant mit einem ganzen Wurf kleiner Katzenkinder überrascht, die inzwischen alle ausgezogen waren. Bis auf Richard Katzenherz – kurz “Richy”. Der Sommer war sehr heiß und wo außer 2 Hunden noch eine ganze kleine Katzensippe ihr Unwesen treibt, finden sich zwangsläufig auch eine Menge Fliegen ein. So hatte ich, obwohl ich solche klebrig herunterhängenden Fliegenfänger mit daran klebenden, noch lebenden und surrenden Fliegen an und für sich ausgesprochen ekelig finde, doch einige dieser Dinger in der Wohnung verteilt, um der Fliegenplage wenigstens halbwegs Herr zu werden.

Morgens gegen 5 Uhr wurden wir von einem vollkommen hysterischen Katzengeschrei und -gejammer aus unserer Küche geweckt. Als wir aufgestanden waren und in die Küche kamen, saß unsere liebe daVinci an der Seite des Küchentisches, schrie und jammerte vollkommen verzweifelt und versuchte, ihren Sohn zu retten, der, erbärmlich maunzend, vollkommen in einen Fliegenfänger eingewickelt von der Decke zwischen Küchentisch und Anrichte baumelte!!!

Vermutlich war der kleine Kerl von den surrenden Fliegen angelockt worden, hatte mit der Tatze danach langen wollen, war festgeklebt und hatte sich bei seinen Befreiungsversuchen immer weiter in den klebrigen Fliegenfänger eingewickelt.

Sofort haben wir den Fliegenfänger mitsamt gefangenem Katerchen abgenommen und den kleinen Kerl unter seinem höllischen Geschrei ausgewickelt. Vor meinem inneren Auge sah ich mich schon den kleinen Richy gänzlich abrasieren, da der Klebstoff von Fliegenfängern bekanntlich kaum zu entfernen ist. Aber ich wollte es zumindest versuchen, ob ich es nicht vielleicht doch aus seinem Fellchen herauswaschen könnte.

So wurde er also unter den Augen seiner danebensitzenden und immer noch jammenden Mutter im Waschbecken so lange mit mildem Kindershampoo bearbeitet, bis ich tatsächlich alle Klebereste aus dem kleinen Pelz herausbekommen hatte und er um eine Rasur doch noch herumgekommen war.

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Ein Kurztrip ans Meer

Als ich im Sommer 2001 mit meiner Freundin zu einem Kurztrip ans Meer gefahren war, warteten Suse und Otto, wie immer, am Strand auf uns. Die Wellen waren ungewöhnlich hoch und hatten eine starke seitliche Drift. Wir waren schon eine ganze Weile in den Wellen herumgesprungen, als wir diese Drift bemerkten. Wir waren schon mindestens 200 Meter zur Seite abgetrieben. Als wir aus dem Wasser kamen, bekam ich den Schreck meines Lebens: Susanne war verschwunden!!

Nachdem ich mich überall umgesehen hatte, fiel mein Blick hinaus aufs Meer. Dort kämpfte sich mein altes Mädchen (14 Jahre war sie zu dem Zeitpunkt) verzweifelt durch die hohen Wellenkämme. Sie wusste ja, dass wir dort ins Wasser gegangen waren und hatte uns wohl plötzlich nicht mehr gesehen. In ihrer Panik, mich verloren zu haben, hatte sie ihre unglaubliche Angst vor Wasser überwunden und war in die Richtung geschwommen, wo sie uns vermutete.

Susanne war schon wirklich sehr weit aufs Meer hinausgeschwommen und das Meer war so laut, dass sie mein Rufen niemals gehört hätte. Ohne auch nur einen Augenblick nachzudenken rannte ich ins Wasser und schwamm hinter ihr her! Als ich sie endlich erreichte und sie mein Rufen hören konnte, war sie schon fast am Ende ihrer Kräfte. Ich nahm sie, so gut es ging, über die Schulter, damit wir den Rückweg noch schafften. Sie hielt sich brav mit den Pfoten fest und konnte so einigermaßen gut den Kopf über Wasser halten.

Am Strand hatte sich inzwischen ein Menschenauflauf gebildet, weil wohl etliche Leute beobachtet hatten, was passiert war. Unter dem mitfühlenden und erleichterten Beifall der Leute trug ich mein völlig erschöpftes Hundemädchen die letzten Meter ans Land, wo uns Otto und meine Freundin mit Handtüchern in Empfang nahmen.

Noch heute wird mir ganz anders, wenn ich daran zurückdenke.

Es war bei einem dermaßen hohen Wellengang sicherlich mehr als grenzwertig, so weit hinauszuschwimmen (normalerweise bin ich selbst bei ruhiger See noch nicht einmal halb so weit hinausgeschwommen!), aber ich konnte nicht anders. Hätte ich sie nur wenige Minuten später entdeckt oder auch nur den kleinsten Moment gezögert – es wäre vermutlich für uns beide ganz anders ausgegangen…

Es ist ein Unterschied, ob man so etwas in der Zeitung liest oder in der Realität erlebt:
Irgendwie hat in solchen Situationen das Hirn einfach Sendepause.

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Termin mit dem Heizungsmonteur

Ich wohnte vorübergehend in einer Mietwohnung und die “Libellen” an den Heizkörpern sollten abgelesen werden. Alle Mieter hatten in ihrer Post eine Mitteilung mit dem Ablesetermin, an dem der zuständige Heizungsmonteur kommen wollte. Ein Ausweichtermin war nicht vorgesehen. Dummerweise hatte ich zu genau diesem Zeitpunkt aber einen unaufschiebbaren Termin und so rief ich in dem Betrieb an, und bat um einen solchen.
Allerdings wurde mir eröffnet, dass es nicht möglich sei, diesen Termin zu verlegen. Die Sekretärin des Betriebs gab auch gleich den Hörer an ihren Chef weiter, damit er mir das erklären sollte. Er meinte dann, ich solle doch einfach meinen Wohnungsschlüssel der Nachbarin geben und dann ginge das schon. Also sagte ich ihm, dass es gut sein könne, dass sie so in die Wohnung kämen, allerdings kämen sie dann nicht mehr heraus und der Rest des Arbeitstages habe sich für ihn damit erledigt.
Er meinte, er habe noch bei keinem der Mieter je ein Problem damit gehabt, wieder aus der Wohnung zu kommen…
Nachdem ich ihm gesagt hatte, dass bei mir zwei große Spitze wohnen, dauerte es keine 2 Sekunden und er suchte einen Ausweichtermin.
Dem einen oder anderen Handwerker sind unsere Spitze also durchaus noch gut geläufig.

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Krötenstupsen

Banja musste man wegen ihres schweren Herzfehlers die meiste Zeit relativ ruhig halten und ihren Kopf beschäftigen. Das fiel schon manchmal schwer, denn sie war ein sehr fröhlicher Wirbelwind.
Und so kam sie halt auf allerlei ulkige Ideen.

Als im Frühsommer die Zeit der Krötenwanderung losging, wanderten die kleine Kröten natürlich auch in rauhen Mengen über die Wege, über die wir spazieren gingen. Misstrauisch, aber doch interessiert, untersuchte Banja diese kleinen grünen Dingerchen und stellte dabei fest, dass die immer dann, wenn sie mit der Nase auf deren Hinterteil drückte, wegsprangen, als hätten sie eine Feder im Po. Anfangs ärgerte sie das, weil sie mit ihren „Untersuchungen“ noch nicht zu Ende war und sie versuchte, die kleinen Kerlchen irgendwie festzuhalten.

Irgendwann dann wurde ihr das zu bunt und sie fand es einfach nur lustig, sie mit der Nase am Po anzustupsen und zu gucken, wie sie weghüpften. Dann lief sie hinterher und stupste sie wieder an. Bis die kleine Kröte irgendwann den Weg überquert hatte. Dann war die nächste dran.

Sie war unglaublich vorsichtig mit den kleinen Kröten und hat sie niemals verletzt, sondern sie immer nur gaanz gaaanz vorsichtig mit der Nase berührt….

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Eine unerwartete nächtliche Begegnung

Als ich am 12. Mai 2003 den Griepto unversehens mit nach Hause gebracht hatte, war mein jüngster Sohn gerade übers Wochenende bei seinem Vater. Anschließend hatte er das Wochenende noch um einige Tage verlängert und kam also zurück, als Griepto schon fast eine Woche bei uns wohnte.

Zwischen Griepto und mir war schon bei unserer ersten Begegnung ein mächtiger Funke übergesprungen und so hatte der Bursche mit Ausnahme der ersten Nacht, die er, aus welchen Gründen auch immer, im Bad auf den Fliesen geschlafen hatte, sogleich die Position meines Bettvorlegers eingenommen sobald ich abends zu Bett ging. Dort lag er in meiner unmittelbaren Nähe und fühlte sich wohl und sicher.

Was ich eigentlich immer lustig fand an ihm, war die Tatsache, dass er, sobald ich mich schlafen legte, sofort energisch für Ruhe sorgte. Kein anderer Hund durfte sich mehr mukschen und auch die Katzen hatten Ruhe zu geben und nicht mehr herumzuspringen oder sich gar zu raufen.

Zwar hatte ich nie einen leichten Schlaf, aber dennoch genoss ich es, wie heilig ihm meine Ruhe war.

Nun war mein Sohn also wieder zu Hause, die beiden hatten sich kennengelernt und es wurde Abend. Ich ging ganz normal zu Bett und schlief auch ziemlich schnell ein. Plötzlich wurde ich wach, weil Griepto vor meinem Bett mächtig Radau machte und ohrenkundig ziemlich böse geworden war.

Ich knipste das Licht an und dort stand mein Sohn – Griepto hatte ihn regelrecht gestellt – und es stellte sich heraus, dass er, wie wohl schon des Öfteren vorher, gedacht hatte, er könne mal wieder an meinem Nachtschrank seinen Zigarettenvorrat auffrischen während ich schlief. Die anderen Hunde hatten ihn ja nie gemeldet, weil er aus ihrer Sicht zur Familie gehörte. Da Griepto schon fast eine Woche bei mir war, als mein Sohn zurückkam, betrachtete er ihn eher als eine Art Besucher…

Auch später weckte Griepto mich grundsätzlich, wenn mein Sohn das Schlafzimmer betrat und so war diesem seine preiswerte Zigarettenquelle auf immer versiegt. Das hat er dem treuen Griepto Zeit seines Lebens nachgetragen.

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Kitty, der Elstern-Schreck

Kitty war bei uns als unbedarftes kleines Maunzerle eingezogen und hatte sich unter der Anleitung unseres Richard und eines mit ihm befreundeten Katers zu einer sehr durchsetzungsfähigen Kätzin gemausert, die es auch mit Ratten aufnahm und ein ganz besonderes Vergnügen fand sie daran, die auf der gegenüberliegenden Seite eines verwilderten Grundstücks brütenden Elstern in ihren Nestern zu besuchen.

Nun sind natürlich Elstern deutlich andere Kaliber als Spatzen. Sie sind nicht nur sehr selbstbewusst und wehrhaft, sondern schließen sich auch bei Bedarf gern zusammen. So hatte ich schon mehrfach beobachtet, dass sie gemeinsam erfolglos versucht hatten, Kitty von ihrem Nistgelände zu vertreiben. Inzwischen hatte sie es wohl so weit getrieben, dass die Elstern sich entschlossen hatten, sie zu verfolgen.
Vor einem unserer beiden Balkone war ein großes Flachdach, auf dem die Katzen sich gern sonnten und gleichzeitig das verwilderte Grundstück beobachten konnten. Dort hatten die Elstern Kitty aufgespürt und als sie es sich dort gemütlich machen und einen Beobachtungsposten beziehen wollte, rückten sie ihr auf den Leib. Rund 20 Stück mochten es gewesen sein, die sich versammelt und staksend auf dem Flachdach verteilt hatten.

Kitty beobachtete das Treiben, kümmerte sich aber nicht weiter darum, sondern patroullierte am Rand des Daches entlang. Einige Elstern lösten sich aus der Gruppe, hüpften nach und nach immer näher von hinten an das Katzentier heran und zwei ganz mutige versuchten, sie in den Steert zu picken. Schlagartig drehte dieses sich jedoch um und fauchte sie mit weit geöffneten Pranken an. Erschrocken sprangen die Elstern zurück, während Kitty sich wieder umdrehte und gemütlich und unbeeindruckt weiterpatroullierte. Dann setzte sich an den Rand des Dachs und sondierte das Grundstück. Während sie so da saß, wurden die Elstern wieder mutiger, hüpften näher heran und versuchten erneut, den Schwanz ins Visier zu nehmen. In genau dem Augenblick, als sie auf Kitty zuhüpften, drehte diese sich blitzschnell wieder um, öffnete die Tatzen und fauchte die erschrocken zurückspringenden Elstern an. So ging das nun eine ganze Weile. Die Elstern tasteten sich langsam heran, Kitty fauchte kurz, sprang ihnen auch mal entgegen und benahm sich anschließend, als wären die Elstern überhaupt nicht existent.

Die Elstern währenddessen rüsteten regelrecht auf und immer mehr von ihnen landeten auf dem Dach, um die Nestplünderin zu attackieren und zu vertreiben. Sie blieben erfolgos. Bis auf die immer wieder aufgeführten Scheinangriffe schien sie die Vögel völlig zu ignorieren, die aber immer zudringlicher wurden. Nach ungefähr einer Stunde hatte sich die Zahl der Elstern etwa verdoppelt, als allerdings unser Richard und sein Freund am anderen Ende des Daches auftauchten. Obwohl keinerlei Deckung für die beiden Kater vorhanden war, bekamen die Elstern das jedoch nicht mit, weil sie offenbar zu sehr auf Kitty und deren Vertreibung fixiert waren. Die beiden Akter gingen schnurstracks auf die Elstern zu und Schwupps! – hatten sie jeder eine von ihnen gepackt! Richard faltete „seine“ Elster zu einem regelrechten Bündel zusammen und marschierte an mir vorbei in die Wohnung. An der Wohnzimmertüre blieb er dann stehen und auf mein entrüstetes „Du wirst doch jetzt wohl nicht…!“ ließ er die Elster im Wohnzimmer fliegen!
Die flog natürlich wild durch meine großen Palmen und Sanseverien am Fenster, verfolgt vom Kater und der hinzugekommenen Kitty, Susanne und Otto hinterdrein.

Irgendwann fand sie dann den Weg durch die inzwischen von mir geöffnete Balkontür im Wohnzimmer nach draußen. Übrig blieb ein Schlachtfeld umgestürzter großer Kübelpflanzen.
Die Elstern aber habe ich auf dem Flachdach danach nie wieder gesehen.

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Ein Knüppel für Griepto

Griepto hatte ja nun wirklich keine schöne Vorgeschichte. Und als er bei uns einzog, wusste ich auch sehr schnell, dass er kein sog. Angstbeißer war. Dieses Stadium einer unschönen Entwicklung hatte er längst hinter sich gelassen und war zu einem regelrechten Menschenhasser geworden. Nach all dem, was ich über ihn in Erfahrung bringen konnte, konnte ich ihm das auch nicht einmal verdenken.

Ein Hund, der sich bereits zum Menschenhasser entwickelt hat, ist nicht einfach und so sehr gerade solche Hunde eine Chance verdienen, so muss ich doch davor warnen, sich einer solchen Herausforderung zu stellen, wenn man nicht entsprechend viel Erfahrung im Umgang mit schwierigen Hunden hat. Und – auch das muss ich korrekterweise sagen – man muss sich auch darüber im Klaren sein, dass man auch mit viel Hundeerfahrung manchmal kapitulieren muss. Das ist nicht schön, aber wenn man nicht zugeben kann, dass man mit seinem Latein am Ende ist und auch andere erfahrene Hundefreunde keinen Rat mehr wissen, dann stellt dieser Hund für einen selbst und ggf. auch andere Leute eine Gefahr dar. Auch ich habe einen Fall erlebt, bei dem ich an meine Grenzen gestoßen bin. Das zuzugeben ist keine Schande. Eine Schande ist es nur für die Leute, die einen Hund durch körperliche und/oder seelische Misshandlung dazu gebracht haben, sich so zu entwickeln. Vielleicht findet sich, wenn man den Hund ins TH zurückbringt, irgendwann doch einmal jemand anderes, bei dem die Chemie so hervorragend stimmt, dass er es schafft, diesem Hund doch die richtige Richtung zu geben.

Wie auch immer, Griepto und ich hatten bereits bei unserem ersten Blickkontakt eine ganz große Liebe zueinander gefunden und so hatte er wohl beschlossen, es mit mir zu versuchen.

Bereits an einem seiner ersten Tage bei uns hatte der arme Kerl den Schock seines Lebens bekommen. Ich hatte in der Küchenecke einen Eimer mit getrockneten Ochsenziemern und Strotten stehen. Also hatte ich einen davon herausgezogen und ihn den Hunden gegeben. Banja freute sich gleich ein Loch in den Bauch und Griepto war im Bruchteil einer Sekunde unterm Wohnzimmertisch verschwunden. Er hatte wohl nur das stockartige Ding gesehen und war sich sicher gewesen, dass er nun Prügel bekäme. Ich hatte ihn mit seiner Panik vollkommen in Ruhe gelassen und weder gerufen noch sonst etwas getan. Gerade bei einem solchen Burschen ist es nämlich ein nicht zu unterschätzender Vorteil, wenn er nicht als Einzelhund kommt, sondern in ein bereits bestehendes Rudel. Andere Hunde sind für ihn einfach glaubwürdiger als ein Mensch es je sein könnte. Das Vertrauen zum Menschen lernt er am einfachsten von den anderen Hunden.

Ich hatte mich also, ohne mich darum zu kümmern, dass Griepto schlotternd unter dem Wohnzimmertisch lag, völlig unbeeindruckt in einen Sessel gesetzt und ein Buch zur Hand genommen. Banja knusperte an dem Ziemer herum und auch Otto kam und knabberte ein wenig mit.

Nun riechen ja auch die getrockneten Ochsenziemer schon ein bisschen, sobald sie aber angekaut und feucht werden, entwickeln sie ein ausgesprochen kräftiges „Aroma“. Griepto war ja nun vor dem Anblick des Ochsenziemers geflüchtet, aber die Tatsache, dass Banja und auch Otto so gar keine Angst davor hatten, weder jaulten, noch andere Laute der Peinigung von sich gaben, sondern stattdessen genüsslich schmatzten in Verbindung mit dem Geruch, der ihm nun in die Nase zog, weckte dann doch die Neugier bei dem ollen Schwerenöter und so kam er schließlich schnüffelnd aus seinem Versteck und krabbelte immer näher an Banja mit ihrem verräterisch müffelnden und scheinbar fressbaren „Knüppel“ heran. Da bei meinen Hunden ja ständig die Näpfe gefüllt sind, ist Futterneid hier ein Fremdwort und Griepto wurde sofort freundlich begrüßt und zum Mit-Knabbern eingeladen.

Ab diesem Moment hat er nie wieder Angst gehabt, wenn ich irgendeinen Stock in die Hand nahm. Das Thema war im wahrsten Sinne des Wortes „abgegessen“.

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Hundefutter-Gespräche

Mein Bruder ist zu Besuch

Sitzt bei mir in der Küche und guckt zu, wie ich das Futter für die Hunde vorbereite. Zum Abend gibt es immer etwas Fleisch dazu, selbst fabriziert oder aus der Dose. Heute gibt’s Elch aus der Dose.

Mein Bruder: „Oh!!! Sowas Feines – Elch!?“

Ich: „Ja, bekommen sie öfter. Das fressen sie besonders gern!“

Mein Bruder: „Ist bestimmt teuer, was?“

Ich: „Ach, geht eigentlich.“

Er: „Das kann ja nicht mal ICH mir leisten! Und sowas verfütterst Du an Deine HUNDE?“

Ich – greife mir eine Dose und stelle sie vor ihn auf den Küchentisch – „Da bitte! Nimm Dir ruhig ein Döschen mit!“

Wollte er dann aber doch nicht…

Im neuen Zoogeschäft

Ich suche schon ewig lange in der riesigen Auswahl an Hundefutterdosen nach dem von meinen Hunden so geliebten Elchfleisch. Eine freundliche Verkäuferin bemerkt das.

„Kann ich Ihnen helfen? Suchen Sie etwas Bestimmtes?“

Ich: „Ja, ich suche Elchfleisch von der Firma XY!“

Verkäuferin: „Hmmmm… Das haben wir nicht im Sortiment. Wie wäre es denn mit dem Rentierfleisch von der Firma YZ?“

Ich: „Nee – ich suche schon ELCH-Fleisch!“

Sie (lächelt entwaffnend): „Das ist doch praktisch dasselbe – nur eben die Frau vom Elch!“

Naja, wenn man’s so sieht…

(Der Pferd ist ja auch der Mann von der Kuh, oder?)

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Der Schnapper

Griepto war seit etwa zwei Wochen bei uns – als ich mit den Hunden spazieren und in ein extra abgezäuntes Gelände gegangen war. Dort war ich allein mit meinen Hunden und das erschien mir bei dem noch unsicheren Griepto am Besten. Ich leinte also die ganze Bande ab und sie konnten einfach rennen. Es dauerte nicht lange und Banja fegte wie ein Wirbelwind um das ganze Gelände – Griepto hinterdrein. Die beiden rasten an mir vorbei und hatten einen unglaublichen Spaß.
Der alte Otto erkundete das Gelände lieber langsam und schnuppernd.

Als das junge Gemüse wieder einmal bei mir vorbeipreschte, schnappten sie beim Vorbeirennen spielerisch nach mir. Nicht bösartig, sondern so, wie auch wir jemanden am Arm fassen und zum Mitrennen oder Mitspielen auffordern würden. Nur, dass der Hund ja keine Hände hat und darum das Maul nimmt. Griepto war vor lauter Freude und Spaß regelrecht explodiert und hatte das – völlig unbedacht – natürlich auch gemacht. Ein paar Meter weiter stoppte er abrupt seinen Lauf und erstarrte förmlich zur Salzsäule. Er blickte mich mit weit aufgerissenen Augen an und erwartete wohl eine üble Strafe.

Da ich natürlich verstanden hatten, dass hinter diesem „Schnapper“ nicht die mindeste böse Absicht stand, sondern nur die überschwänglich gute Laune und die Aufforderung an mich, mitzurennen, habe ich ihn lachend zu mir gerufen und liebkost. Kein Mensch, der so etwas nicht schon selbst bei einem solchen Tier erlebt hat, kann sich vorstellen, wie mein guter Griepto reagierte.
Man könnte förmlich sehen, wie ein dicker Knoten in seiner Seele zerplatzte!
Ich hatte ihm wieder einmal bewiesen, dass ich ihn und seine Absichten durchaus verstand und keineswegs jede seiner Regungen als bösartig betrachtete und mit Schlägen bestrafte.

Im Anschluss tobte er noch wilder und ausgelassener mit Banja durchs Gelände – man sah ihm an, dass er es in vollen Zügen genoss, einfach Hund sein zu dürfen und sich endlich (angst)frei fühlte!

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Otto ist weg!!!

Seit urewigen Zeiten liebe ich es, sehr spät abends oder nachts mit meinen Hunden ausgiebig spazieren zu gehen. Zum Einen genieße ich die Ruhe und Stille der Nacht und zum Anderen finde ich, dass man nach ausgiebiger Bewegung an der frischen Luft anschließend umso besser schlafen kann. Ganz besonders toll finde ich Spaziergänge im Sturm, in lauen Sommernächten oder auch klaren Winternächten mit Vollmond und das Allerschönste ist, wenn ich dann mit meinen Hunden durch noch jungfräulichen Schnee laufen kann. Da muss ich mich bisweilen beherrschen, damit ich nicht bis zum Morgen hindurch laufe…

So eine wunderschöne klare Vollmondnacht mit klirrendem Frost, aber ohne Schnee, hatten wir auch im Winter 2003/2004, als ich Otto, Banja und Griepto ins Auto packte und mit den Dreien mal wieder in die Felder fuhr. Otto war zwar schon taub und fast blind, aber er blieb ja immer in Grieptos Nähe (so viel konnte er normalerweise noch erkennen) und auf dem Weg. Ob er auf dem Weg war oder nicht, konnte er offensichtlich mit den Pfoten spüren. Im Gegensatz zu anderen Hunden, die ich vor meinen Spitzen hatte, war mir aufgefallen, dass Spitze ohnehin am liebsten über Wege laufen, sofern sie nicht gerade ihr Geschäft erledigen oder etwas Interessantes zum Schnüffeln finden. Aber auch dann kehren sie in der Regel schnell wieder auf den Weg zurück.

Ich holte die Drei also aus dem Auto und leinte sie ab, sobald wir das freie Feld erreicht hatten. So gingen wir also eine ganze Weile durch die Nacht und sogen die frische, kalte Luft in unsere Lungen. Ab und zu liefen die Drei mal an einer Wegkreuzung ein Stück den anderen Weg entlang und kamen dann zurück. Dann liefen sie wieder voraus oder verschwanden schnüffelnd hinter einem Busch. Üblicherweise brauche ich meine Hunde auch nicht zu rufen – sie achten selbst darauf, sich nicht allzu weit von mir zu entfernen. Nachdem wir ca. 2 Stunden so durch die Nacht gelaufen waren, dachte ich, es wäre nun an der Zeit, zurück zu gehen, da unser Otto ja inzwischen nicht mehr der Jüngste war (fast 16) und ich wollte ihn auch nicht überfordern. An einem kleinen Hag drehte ich also um – einen Bogen zu laufen, wäre zu weit gewesen – und ging den Weg zurück. Die Drei schnupperten noch ein wenig an den Bäumen und kamen dann hinterher.

Auf dem Rückweg hatten sie an einem der kreuzenden Wege wohl eine besonders interessante Stelle gefunden, an der sie sich lange aufhielten. Also hatte ich gewartet und Banja, die es genoß, so richtig durchstarten zu können, kam in einem höllischen Tempo den Weg heraufgeflitzt. Griepto, der zwar auch sehr schnell war, wenn es darauf ankam, liebte aber eher die gemütliche Art und hatte sich daher wohl entschlossen, ausnahmsweise mal quer übers Feld zu laufen. Normalerweise hatte er unser altes Öttchen dann im Schlepptau, aber dieses Mal war Otto wohl irgendwie verschütt gegangen.

Also ging ich zurück, in den anderen Weg hinein bis zu dem Busch, an dem die Drei so lange geschnuppert hatten. Otto war nicht da! Rechts und links waren die Ackerfurchen frisch gezogen worden und so tief, dass man nicht bis auf den Boden schauen konnte. Da der Mond sehr hell schien, hatte ich keine Taschenlampe dabei und der Mond stand in einem solchen Winkel, dass absolut nichts zu erkennen war. Ich hatte die schlimmsten Befürchtungen, dass er dort hineingefallen sein könnte und vielleicht wieder eine seiner Ohnmachten erlitten haben könnte, die er ab und zu hatte. So liefen wir Drei also überall herum und suchten unser Öttchen – rufen macht ja keinen Sinn bei einem Hund, der taub ist.

Ich war der Verzweiflung nahe, als uns nach ca. einer Stunde unser alter Knabe von dem Punkt des Weges entgegenkam, an dem wir umgekehrt waren!!!

Er hatte die Nase auf dem Boden und war offensichtlich, als er merkte, dass er uns verloren hatte, unserer ganzen Spur zurück gefolgt. Die Nase war ja der einzige Sinn, der bei ihm noch gut funktionierte und so hatte er wohl gemeint, dass er auf diese Weise den Weg zurück bis zum Auto finden müsste. Als er merkte, dass wir ihm entgegenkamen (ich vermute, auch das wird er gerochen haben), war er vollkommen außer sich vor Freude und kam auf uns zugerannt, so schnell er konnte. Wir drei liefen ihm natürlich auch entgegen. Ich glaube, ich habe noch selten einen Hund gesehen, der sich derart gefreut hat. Aber das beruhte auf Gegenseitigkeit. Überglücklich schloss ich den alten Knaben in meine Arme und leinte ihn an.

Danach wollte Otto nie wieder ohne Leine laufen und achtete stets darauf, dass immer ein wenig Zug auf der Leine war. So wusste er (und auch ich), dass ich bei ihm war und ihm so etwas nicht mehr passieren konnte!

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Umzug mit Spitzen

Nach langer Zeit des Suchens hatte ich endlich ein passendes Haus gefunden und gekauft.

Nun stand der Umzug an und da meine Eltern am gleichen Tag ins Obergeschoss ziehen wollten, war schon vorauszusehen, dass diese Umzugsaktion gut koordiniert sein musste.

Ich hatte schon Wochen vorher alles in Kartons verpackt und beschriftet, was irgendwie möglich war, so dass am Umzugstag selbst eigentlich nur noch Alles eingepackt und die Möbel auseinander genommen werden mussten.

Zu dieser Zeit wohnten bei mir die drei Hunde Otto, Banja und Griepto, sowie die beiden Katzen Richard und Kitty.
Ich hatte die ganze Meute ins Schlafzimmer gesperrt und meine Umzugshelfer gebeten, zu Allererst das Wohnzimmer leer zu räumen. Danach habe ich sämtliche Tiere samt Katzenklo, Hundebettchen und Katzentransportkorb, sowie Futter- und Wasserschüsselchen ins Wohnzimmer gebracht, die Tür zugemacht und ein Schild an die Tür gehängt, auf dem in großer roter Schrift davor gewarnt wurde, die Tür zu öffnen. Anschließend hatte ich alle noch einmal mündlich darauf hingewiesen und bin ins neue Haus gefahren, weil ich mich dort darum kümmern wollte, dass alle Kisten und Möbel gleich an den richtigen Platz kämen.

Das war von der Planung her ja ganz gut gewesen. Aber wie man so schön sagt „Wenn du den lieben Gott zum Lachen bringen willst, dann mach Pläne!“

Einige Stunden später kam die neue Lebensgefährtin meines Ex-Mannes zu mir und erzählte, dass dieser wohl gemeint hatte, dass die Tiere ihn doch ganz gut kennen würden und so hatte er die Tür aufgemacht, um nach ihnen zu sehen. Mein guter Griepto lag gleich hinter der Tür und hatte gehorcht, was da draußen vor sich ging. Als mein Ex-Mann die Tür öffnete, sah Griepto nur, dass dort jede Menge Leute unterwegs waren und die Möbel aus der Wohnung schleppten…

Für ihn war der Fall klar: Das konnten nur Diebe sein!!!

Natürlich stürzte er sich sofort wütend und in bester Wachhundemanier auf die Leute, um sie daran zu hindern, mein Hab und Gut wegzuschleppen. Nur mit vereinten Kräften gelang es den Umzugshelfern, ihn überhaupt wieder zurück ins Wohnzimmer zu drängen (Die anderen Hunde waren noch darin, weil mein Ex-Mann sofort die Tür wieder zugezogen hatte, als Griepto herausschoss). Für meinen Ex-Mann allerdings endete diese Aktion im Krankenhaus.

Im Nachhinein sagte er selbst, dass es ihm eigentlich hätte klar sein müssen, dass das so verlaufen musste. Schließlich hatte ich ja schon während unserer Ehe Spitze gehabt und er hätte wissen müssen, dass Spitze eigentlich niemanden außer ihrem Herrn im eigentlichen Sinne kennen. Sie sind zu anderen Leuten nur so lange freundlich, wie ihr Herr dabei und ebenfalls freundlich ist. Ist ihr Herr aber nicht da, so sind sie absolut niemandes Freund!

Denn „Wo der Spitz steht auf dem Mist – der Hof in guter Obhut ist!“

Im Wohnzimmer geht natürlich auch…

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Der Wassereimer

Wir waren auf einem Spitztreffen im Hunsrück. Wir, das waren Banja, Griepto, der alte Otto, das „Küken“ Gilla und ich. Organisiert war es von einem Spitzforum. Ein Mitglied des Forums hatte einen großen Garten, in dem ein Teil der Gäste, die bereits am Vortag aus größerer Entfernung angereist waren, zeltete. Auch wir fünf gehörten dazu. Ein anderer Teil der Gäste kam am nächsten Tag dazu und wir unternahmen einen schönen Spaziergang mit anschließendem Grillen auf einem Hundeplatz.

Zu den am Vortag angereisten Gästen gehörte auch Kathrien aus Belgien mit einer wilden Meute hübscher Finnenspitz-Damen.

Für Banja, die derzeit mein Rudel anführte (selbstverständlich nach mir), war diese Situation eine echte Herausforderung, denn zu dem inzwischen sehr in sich ruhenden und loyalen Griepto und dem bereits greisen, fast 18jährigen Öttchen war gerade frisch die „kleine“ Gilla gestoßen. Sie war unsere Welpilette, die aber trotz ihres noch sehr zarten Alters die meisten der anwesenden Spitze bereits überragte. Ein neues Rudelmitglied bringt immer mehr oder weniger Unruhe ins Rudel. Und nachdem Banja einige Tage zum „Auftauen“ gegenüber dem neuen Rudelmitglied gebraucht, Gilla aber inzwischen „adoptiert“ hatte, hatte sie wohl das Gefühl, die Pfründe ihres Rudels auf diesem Treffen mit besonderem Nachdruck abstecken zu müssen.

Da die Leithündin der roten Finninnen natürlich ebenfalls eine äußerst selbstbewusste Hündin war, vergaßen die beiden mal ganz schnell ihre guten Manieren und es ging nicht anders, als sie vor den Zelten anzupflocken.

Es war wirklich das schönste Wetter für ein Spitztreffen mit Spaziergang und Grillen war, allerdings recht heiß und viele der Hunde genossen unterwegs ein Bad in einem kleinen Bach.

Auf dem Hundeplatz angekommen, waren natürlich alle sehr durstig.

Aber dafür stand schon ein Eimer mit frischem Wasser bereit. Die Hunde stürzten sich auf den Eimer und da wir nicht die ersten waren, warteten meine Hunde erst einmal geduldig, bis sie an die Reihe kamen. Da die Finninnen noch nicht da waren, lief Banja frei.

Sobald aber Banja einen Platz am Wassereimer ergattert hatte, wurde sie äußerst unwirsch gegenüber den anderen Hunden. Sie hatte den Eimer für ihr Rudel in Beschlag genommen und auch, als sie selbst genug getrunken hatte, blieb sie unmittelbar neben dem Eimer stehen und achtete darauf, dass Otto, Griepto und Gilla in Ruhe trinken konnten. Aber wehe, es näherte sich auch nur ein anderer Hund dem Eimer, weil er ebenfalls Durst hatte – dann flippte Banja regelrecht aus! So friedlich und ruhig sie auch während des Wartens gewesen war, so explosiv gebärdete sie sich nun. Sie war offensichtlich der Auffassung, dass dieser Wassereimer ab sofort ihrem Rudel gehörte. Als dann noch die durstigen Finnenmädels eintrafen, war es endgültig vorbei mit der Ruhe. Banja musste an die Leine und am Zaun angebunden werden.

Auch die roten Finnenspitzdamen, die ebenfalls den Wassereimer zu okkupieren gedachten, bekamen ihren Platz am Zaun und während die anderen Hunde (mit Ausnahme des schwer verhaltensgestörten Mogli, der leider als Einziger außerhalb des Geländes bleiben musste) ihren Freilauf auf dem schönen Gelände genossen, die verschiedenen Geräte ausprobierten und sich vergnügten, gifteten sich die Finninnen und Banja während des ganzen Grillfestes mit einer Beharrlichkeit an, die unser aller Nerven arg strapazierte.

Der Wassereimer wurde nun von uns Menschen mal zu Banja, mal zu den Finnenspitzdamen gebracht, damit sie ihre vom Dauerbellen gestressten Kehlen anfeuchten konnten. Zwischenzeitlich stand er außerhalb der Reichweite beider, denn schließlich mussten auch die anderen Hunde trinken können. Manche von ihnen trauten sich kaum noch an den Eimer heran, denn selbst auf Abstand versuchten die beiden verfeindeten Parteien noch, ihren Besitzanspruch wütend klarzustellen und dummerweise war nur ein einziger Eimer da…

Zu dieser Geschichte muss ich vielleicht für all diejenigen Leute, die sich (noch) nicht so sehr gut mit Hunden auskennen, etwas zu Rangordnung und Machtverhalten von Hunden und Hündinnen erklären. Für Laien häufig überraschend ist, dass die Führung eines Rudels bei der Leithündin liegt – nicht beim Rüden. Die Rüden haben eine parallele Rangordnung untereinander, wobei grundsätzlich die Hündinnen den Rüden übergeordnet sind.

Aufgrund dessen sind die häufig so hochstilisierten Auseinandersetzungen unter Rüden, auch wenn diese größer und imposanter wirken, im Allgemeinen wirklich harmlos im Vergleich zu den Auseinandersetzungen der Hündinnen. Denn während es bei den Rüden lediglich um die Rangordnung geht, und diese Frage können loyale Rüden auch häufig ohne Zähne in einem unblutigen, sog. Kommentkampf klären (es gibt eine ganze Reihe von Dominanzgesten!), geht es bei Hündinnen um die Frage der Arterhaltung (Welche Hündin hat das Recht, gedeckt zu werden und Welpen aufzuziehen?). Das bedeutet, dass Rangkämpfe unter Rüden, selbst, wenn sie wirklich einmal „blutig“ ausgetragen werden sollten, zu Ende sind, wenn klar ist, wer der Stärkere ist. Meist ist das dann, wenn einer der beiden Herren auf dem Rücken liegt und der andere über ihm steht. Der unterlegene Hund hat für solche Situationen normalerweise Beschwichtigungsgesten in seinem Verhaltensrepertoire (bei Terriern leider oft „weg-gezüchtet“!), auf die das überlegene Tier reagiert, indem es nach meist kurzer Wartezeit den Unterlegenen gehen lässt.
Hündinnen-Kämpfe dagegen sind praktisch immer sog. „Beschädigungskämpfe“, die erst mit schwersten Verletzungen oder dem Tod einer der beiden Hündinnen enden, sofern die dazugehörigen Menschen es nicht schaffen, den Kampf vorher zu beenden. Das macht die Vergesellschaftung nicht unmittelbar (in 1. Linie) verwandter Hündinnen nicht immer einfach. Vor allem dann nicht, wenn sie so archaisch gestrickt sind wie die Spitze (und alle anderen „Spitzartigen“, zu denen beispielsweise auch Schlittenhunde, Chows oder Akitas gehören). Meistens geht es gut, so lange der Mensch als übergeordnete Instanz dabei ist und so lange keine der Hündinnen läufig ist/ kein Rüde dabei ist. Wird aber eine der Hündinnen läufig (das gilt besonders für noch nicht synchronisierte, rangniedere Hündinnen) und/oder hat man ein gemischtes Rudel, sollte man sich gut überlegen, ob man die Damen einfach allein lässt, wenn man Einkaufen geht oder ob man sie nicht doch besser auseinander sperrt. Dies gilt in allererster Linie für intakte, also nicht kastrierte Hündinnen.

Das heißt allerdings nicht, dass das Leben für Kastrat(inn)en einfacher wäre. Kastraten, ganz gleich, ob männlich oder weiblich, werden von intakten Hunden meist ganz übel gemobbt, nicht selten auch totgebissen. (Das funktioniert i. d .R. besser, wenn das Tier bereits seit langer Zeit fest ins Rudel integriert ist und dann z. B. aus med. Gründen kastriert werden muss. Allerdings rutscht es dann normalerweise in der Rangordnung ganz nach unten.) Der Hintergrund dafür ist recht einfach: Insbesondere kastrierte Rüden riechen für die anderen Hunde genau so, wie eine Hündin kurz vor der Läufigkeit (im sog.Prä-Proöstrus). Und zwar ständig (während die anderen Hündinnen normalerweise ihre Läufigkeit mit der der Leithündin synchronisieren). Dadurch fühlen die anderen Hündinnen sich provoziert und die anderen Rüden fühlen sich animiert, den Kastraten zu besteigen, was der Kastrat, da er sich wie ein Rüde fühlt, natürlich nicht akzeptiert. Die Folge sind Beißattacken gegenüber dem Kastraten sowohl seitens der Hündinnen, als auch seitens der Rüden. Ausnahmen bestätigen natürlich auch diese Regel.
Ein unschönes, aber wichtiges Thema, über das die meisten Besitzer von Rudeln und Züchter lieber schweigen oder versuchen, es herunter zu spielen – sicherlich auch nicht ganz uninteressant für Leute, denen von wohlmeinenden „Tierfreunden“ erzählt wird, eine Kastration würde dem so verstümmelten Tier „mehr Ruhe“, im Sinne von „weniger Auseinandersetzungen“ bringen und es leichter erziehbar machen. Kastration ersetzt definitiv keine Erziehung und sorgt, im Gegenteil, für wesentlich mehr Probleme des Ärmsten im Zusammensein mit anderen Hunden. Gegen die gern ins Feld geführte „Erfahrungen“ dieser angeblichen Tierfreunde sprechen ganz klare wissenschaftliche Untersuchungen, die zu dieser Thematik gemacht wurden und belegen, dass es zu keinerlei positiver Verhaltensänderung durch Kastration kommt. Auch die immer heraufbeschworene „ungewollte Vermehrung“ der Hunde lässt sich sehr einfach und wirksam verhindern durch Halsband und Leine!

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Die Geschichte vom bösen Hund, der gar nicht böse war

Auf meinen täglichen Runden mit den Hunden kam ich auch relativ oft an einer Gruppe spielender Kinder vorbei, die natürlich die Wuschelköppe einfach nur zum Knuddeln fanden.

Diese Sichtweise von Kindern kann gefährlich werden, wenn man sie nicht relativiert. Nicht jeder Hund mag es, wenn man auf ihn losgestürmt kommt und ihm um den Hals zu fallen versucht.

Andererseits freuen wir Hundehalter uns natürlich auch immer, wenn Kinder nicht gleich beim Anblick jedes Hundes in panisches Geschrei ausbrechen.

Wie so oft, liegt der goldene Weg in der Mitte: Kinder sollten niemals einen Hund anfassen, ohne sich vorher – mit angemessenem Abstand – beim Halter zu erkundigen, ob der Hund das mag.

Die Kinder, die ich auf unseren Spaziergängen traf, verhielten sich auch im Prinzip vollkommen richtig. Sie fragten mich und ich antwortete, dass sie alle Hunde relativ problemlos streicheln könnten. Nur beim Griepto ginge das nicht immer. Natürlich erkundigten sie sich, wieso der Griepto das nicht mögen würde und ich erzählte ihnen von den üblen Misshandlungen, die er, unter anderem von einem Kind, erdulden musste. Sie waren entsetzt, dass Menschen Hunden so etwas antun können.

Bei einem unserer nächsten Spaziergänge kamen sie natürlich wieder und wollten die Rasselbande kraulen. Da einer der Jungen beim letzten Mal nicht mit dabei war, erklärten ihm die anderen Kinder, indem sie auf Griepto zeigten „Den da nicht – der ist böse!“

Daraufhin sagte ich, dass Griepto selbst nicht böse sei, sondern die Menschen hätten ihm nur böse mitgespielt, so dass er heute keinem Menschen, auch Kindern, nicht mehr traue, sondern immer glaube, sie würden ihm wieder wehtun. Aber sie könnten mir natürlich gern helfen, ihm sein Vertrauen in Kinder wieder zu erlangen. Das wollten sie natürlich gern.

Also schauten wir immer, wenn Griepto relativ relaxt war, dass die anderen Kinder erst einmal die anderen Hunde kraulten. Diese kleine Vorweg-Arbeit übernahmen sie natürlich gern. Wir vereinbarten, dass sie in der Zeit keine schnellen Bewegungen machen oder laut schreien sollten. Sie sollten sich einfach nur ruhig und gelassen bewegen. Das hatten sie sehr schnell verinnerlicht und falls irgend jemand Griepto noch einmal einen „bösen Hund“ nannte, überfielen sie denjenigen sofort mit Erklärungen, dass es ja schlimm genug sei, was die Menschen ihm angetan hätten und da dürfe man ihn jetzt nicht auch noch bestrafen, indem man ihn einen „bösen Hund“ nennen würde.

Sie hatten sich offensichtlich sehr viele Gedanken darüber gemacht und irgendwann erzählten sie mir, dass sie solche Misshandlungen von Tieren inzwischen mit ganz anderen Augen sähen.

Wenn Griepto immer zusehen musste, wie die anderen Hunde gekrault wurden, er selbst aber nicht, dann wollte er das natürlich selbst auch. Also nahm ich ihn ganz kurz, um im Falle eines Schnappers sofort einschreiten zu können und die Mutigsten unter den Kindern näherten sich ihm sehr langsam und vorsichtig. Sie ließen ihn erst einmal in Ruhe an ihrer Hand schnuppern und erst, wenn er sein Vertrauen zeigte, fassten sie ihn ganz zart und vorsichtig an und streichelten ihn. Trotz einiger Rückschläge, bei denen natürlich nichts passiert ist, weil ich Griepto immer am Halsband hatte, fasste er sehr langsam wieder Vertrauen zu Kindern.

Einige Jahre später – in Hamm fand der sog. Nordrhein-Westfalen-Tag statt – war ich mit meinen Hunden an einem Stand der Gruppe „AlzheimerEthik“, um zu erklären, dass Hunde für Demenzkranke oft eine Wohltat sind, weil sie in ihrer Verständigung nicht von Worten abhängig sind, die Demenzkranke meistens irgendwann einfach nicht mehr haben. Insbesondere der Spitz ist ein Hund, der in der Jugend der z. Zt. älteren Generation einmal sehr verbreitet war und so fallen den alten Leuten vielfach wieder kleine Geschichtchen ein, wie der Spitz sie immer von der Schule abgeholt hat oder Ähnliches. Das bezeichnet man als Reminiszenztherapie.

Die Besucher fanden die Hunde einfach nur toll und viele von ihnen saßen nach wenigen Minuten auf dem Boden inmitten von vier großen Spitzen und genossen all die Schmuseeinheiten. Darunter waren auch etliche Kinder und – oh Wunder – auch Griepto genoss es ohne Ende! Er wusste vor lauter Glück kaum, was er machen sollte.

Manche der Besucher fragten aus ihrer Position mitten zwischen den Spitzen, was das denn eigentlich für tolle Hunde seien. Ich antwortete dann immer „Das sind die hinterhältigen und falschen Spitze!“ Daraufhin zuckten die Leute immer kurz zusammen, schauten mich ungläubig an und protestierten entrüstet „Aber das sind die doch gar nicht!!!“

Ich hoffe, dass all diese Leute in Zukunft wissen, was sie von solchen Vorurteilen gegenüber manchen Hunderassen zu halten haben.

Und vor Allem möchte ich Eines betonen:

Ich habe mich riesig gefreut, wie sehr auch Griepto dieses „Bad in der Menge“, inklusive unzähliger Kinder, genießen konnte!

Dafür möchte ich all denen, die als mutige Kinder bereit waren, ihm noch eine Chance zu geben, aus tiefstem Herzen danken. Inzwischen dürften die meisten von ihnen selbst erwachsen sein. Mögen sie die Geschichte Grieptos in ihren Herzen bewahren!

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Wie Gilla sich fast erhängt hätte…

Für meine Spitze verwende ich seit vielen Jahren als Halsbänder rundgeflochtene Würger mit Stop.
Über die neuerdings so beliebten Geschirre hat man m. E. viel zu wenig Einfluss auf den Hund, um ihn damit gut führen zu können, denn eine Leine kann weit mehr, als den Hund nur festzuhalten! Sie ist meine verlängerte Hand und kann dem Hund Informationen darüber geben, was ich von ihm erwarte. Der Hals des Hundes ist weitaus sensibler, um solche Informationen zu übermitteln als ein unempfindlicher Rücken! Wenn man also bei vier Hundeleinen in einer einzigen Hand jede durch zwei andere Finger laufen lässt, kann man selbst vier erwachsene Hunde, sofern sie darauf trainiert sind, mühelos mit einer einzigen Hand über die Leinen steuern. Allerdings sollte man sie dann auch im Notfall (z. B. bei einem Angriff durch einen anderen Hund) mit einer Hand festhalten können. Ein Spitz, der aus einem normalen Halsband nicht ganz schnell den Kopf herauszieht, ist mir noch nicht untergekommen und so haben die Würger mit Stop sich hier bestens bewährt.

Selbstverständlich will ich meine Hunde auch nicht erwürgen und so muss der Stop bei jedem Hund individuell und sehr genau eingestellt werden. Da die Hunde zuhause nie mit Halsbändern herumlaufen und ich nicht jedes Mal herumprobieren will, welches Halsband auf welchen Hund eingestellt ist, verwende ich für jeden Hund eine andersfarbige Hundeleine, an der das Halsband einfach dranbleibt. Nach dem Spaziergang werden die Leinen samt Halsband an einem Haken neben der Tür aufgehängt.

Natürlich kennt auch jeder neue Hund dieses Procedere sehr schnell und kennt auch sein Halsband, weil es nach kurzer Zeit seinen persönlichen Geruch annimmt.

Als Gilla bei uns einzog, hatte auch sie ganz schnell gelernt, wo die Halsbänder hängen und welches davon ihres ist. Als ich mir also eines Tages die Schuhe anzog, stürmte Gilla voller Vorfreude zu den neben der Tür hängenden Leinen und hatte, voreilig wie sie war, einfach schon mal den Kopf ins Halsband gesteckt. Dummerweise ging der zwar in die eine Richtung hindurch, aber eben nicht wieder heraus und da die Leinen mit einem Ring über den Haken gezogen waren, hing sie nun in der Falle!

Glücklicherweise kam ich schnell hinzu und konnte mein kleines Mädel befreien. Seitdem setzt sie sich, egal wie sehr sie sich freut, jetzt lieber brav neben die Leinen und wartet, bis ich komme.
Und ich habe mir angewöhnt, die Leinen so aufzuhängen, dass sie nicht mehr mit dem Ring am Haken hängen, sondern nur locker darübergelegt sind.

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Man lernt nie aus…

Man kann lange Zeit Hunde halten und viel über sie und ihre Erziehung gelernt haben – man weiß nie Alles und die Erziehungsmethoden ändern sich. Manchmal ist eine neue Methode besser als die alte – manchmal ist es umgekehrt. Das bekommt man natürlich nur heraus, wenn man bereit ist, eine neue Methode auch mal auszuprobieren. Wer immerzu glaubt, er wüsste schon Alles, der nimmt sich selbst die Chance, etwas dazu zu lernen!

Gilla war noch sehr jung und wie alle Welpen natürlich lebhaft an Allem interessiert, was sie so beim Spaziergang fand: Vom entsorgten Schulbrot über Pommes- und Pizzareste bis zu ….

Zwar wusste ich aus eigener Erfahrung, dass ein richtiger Spitz bei der von mir bevorzugten Kuhfütterung das Interesse an solchen Essensresten von ganz allein sehr schnell verliert, weil ihm ja nicht ständig der hungrige Magen auf halb Acht hängt, aber nachdem ich in einem Hundeforum, in dem ich stiller Leser war, eine Diskussion darüber verfolgt hatte, wie man seinem Hund zum Schutz vor Giftködern beibringt, solche Dinge zu ignorieren, überlegt, ob ich das Ganze nicht doch etwas forcieren und einen Vorschlag ausprobieren sollte, den eine dort angemeldete Hundehalterin gepostet hatte.

Sie hatte beschrieben, dass sie ihrem Hund beigebracht hatte, dass er von ihr – im Tausch sozusagen – ein Leckerli bekommt, wenn er etwas Essbares findet und es ihr bringt. Diese Idee fand ich im Ansatz ganz gut und probierte diesen Vorschlag gleich in den Folgetagen aus.

Nun sind Spitze ja überaus gelehrig und so stellten sich auch sehr zügig die gewünschten Erfolge ein. Mit Ausnahme vom alten blinden Otto brachten mir alle bereits nach zwei Tagen sämtlichen Müll, den sie weit und breit finden konnten und wollten ihn gegen ein Leckerli tauschen. Ich hätte einen großen Müllsack zum Spaziergang mitnehmen müssen und wahrscheinlich eine berechtigte Anwartschaft auf die umweltfreundlichsten Hunde gehabt!

Nicht, dass ich irgendetwas gegen Umweltschutz hätte und die Befreiung von Wald- und Wanderwegen nicht wirklich gut fände. Aber manchmal möchte ich mit meinen Hunden auch ganz gern einfach nur entspannt spazieren gehen ohne ständig einen oder, für längere Spaziergänge, auch mehrere große Müllsäcke mit mir herumzuschleppen. Und so habe ich diese neue Erziehungs-Idee ganz schnell wieder verworfen und greife zwar bei jungen Hunden bei Bedarf ein, warte aber im Wesentlichen einfach wieder darauf, dass sie das Interesse daran ganz schnell von selbst verlieren.

😉

Fazit:

  • Nicht Alles, was auf den ersten Blick gut zu sein scheint, ist es in der Praxis auch.
  • Nicht Alles, was vielleicht bei anderen Hunden oder Hunderassen klappt, funktioniert auch bei der eigenen Hunderasse (Kuhfütterung bei einem Labrador führt mit hoher Wahrscheinlichkeit zur lebensgefährlichen Überfütterung!)

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Das Versteck

Auf dem Morgenspaziergang mit den Hunden Brötchen kaufen zu wollen, war schon eine besondere Herausforderung. Das lag vor allen Dingen daran, dass für den guten Griepto Brötchen das Leckerste überhaupt waren.
In seiner Zeit im Tierheim hatte man ihm nämlich ab und zu mal mit einem Stückchen Brot oder auch Kuchen das triste Tierheimleben versüßt. Obwohl er ganz gern zuschnappte, hatte man auch dort nämlich sehr wohl gesehen, welch wirklich herzensguter Kerl unter der harten Schale steckte, aber er galt nach bereits 2 Jahren im TH bereits als unvermittelbar und so wollte man ihm halt ab und zu etwas Gutes tun.
Wenn ich also morgens beim Bäcker vorbeiging, habe ich auch ganz gern mal ein Brötchen mehr gekauft, um abends noch eines zu einer guten Suppe zu haben. Das habe ich dann also nach dem Frühstück zur Seite gelegt. Selbstverständlich wurde ich dabei von Griepto neugierig beäugt. Dem entsprechend habe ich es also z. B. ganz hinten auf die Anrichte gelegt. Die war ja relativ hoch und auch breit.

Wenn ich dann abends das Süppchen gekocht hatte, habe ich das Brötchen einfach nicht mehr gefunden. Jede Suche blieb erfolglos. Als ich dann am Wochenende gründlich geputzt habe, fand ich die leere Brötchentüte hinter der Küchentür. Nun muss ich dazu erklären, dass die Küchentür praktisch immer bis zur Wand geöffnet war und nur sehr selten geschlossen wurde. Das war immer am Wochenende kurz, um dahinter zu wischen und ansonsten nur, wenn die Hunde während der Läufigkeit getrennt waren.

Naja – ich habe mir zuerst nicht sehr viel dabei gedacht. Aber mit der Zeit stellte ich dann fest, dass Griepto grundsätzlich, wenn er etwas Essbares gemopst hatte, verräterische Überreste, wie etwa die Verpackungen, hinter der Küchentür versteckte. Er hatte wohl genau beobachtet, dass die sehr selten geschlossen wurde und daraus den Rückschluss gezogen, dass der Raum dahinter ein gutes Versteck sein müsste, so dass er nicht so schnell auffliegt. Es ist ja auch wesentlich auffälliger, wenn man im Hundekorb die Brötchentüte neben sich liegen hat.
Und je länger der Zeitraum ist, bis das verräterische Teil gefunden wird, desto harmloser fällt das darauf folgende Donnerwetter aus. Die anderen Hunde, insbesondere Gilla, haben dieses Versteck dann später auch gern benutzt. Und das hat es natürlich umso schwieriger gemacht, den vierbeinigen Dieb dingfest zu machen.

Und wenn dann jemand behauptet, „Hunde leben nur im Hier und Jetzt“ und können nicht denken, kann ich nur lachen.

Um auf solche Ideen zu kommen,

  • muss man schon eine sehr genaue Vorstellung davon entwickeln, wie der zukünftige Verlauf sein könnte, wenn man Brötchen, Kuchen oder Ähnliches gemopst hat.
  • muss einem klar sein, dass der Andere (Herrchen oder Frauchen) zwischen einer bestimmten Verpackung und dem Diebstahl eine Verbindung herstellt, die Rückschlüsse auf den Täter zulassen.
  • muss man sich darüber im Klaren sein, dass man zwar das Brötchen/den Kuchen haben möchte, aber nicht „Das Wort zum Sonntag“.
  • muss man in der Lage sein, Spekulationen darüber anzustellen, auf welche Art und Weise man diesen hypothetischen Verlauf so beeinflussen kann, dass Herrchen/Frauchen entweder
    • den Zusammenhang zwischen Tüte und Täter nicht sicher herstellen kann oder aber
    • zwischen Diebstahl und Auffinden des Corpus delicti ein ausreichend langer Zeitraum vergangen ist, der zur Folge hat, dass das Donnerwetter milder ausfällt.

Diese Geschichte – wie auch viele andere – zeigt sehr deutlich, zu welch komplexen Gedankengängen und sich daraus ergebenden Handlungstrategien Hunde in der Lage sind!

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Ich merke was, was du nicht siehst . . .

Mein Vater war ein leidenschaftlicher und äußerst geschickter Handwerker (er hatte diverse Patente und geschützte Gebrauchsmuster) und da er oben in meinem Haus wohnte, beglückte er die Hunde und mich damit, dass er uns eine ganze Reihe verschiedenster Agility-Geräte baute. Dazu gehörte u. A. auch eine Wippe, über die die Hunde laufen konnten.
Die Hunde fanden all diese Sachen natürlich sehr spannend und vor Allem Pepper und Banja trommelten vor Aufregung schon mit den Pfoten, wenn sie sahen, dass ich unsere schönen neuen Gerätschaften im Garten aufstellte. Gilla ließ sich davon gern mitreißen, aber Griepto schaltete vollkommen auf stur, wenn ich mit ihm etwas üben wollte.
Der Grund dafür war denkbar einfach: Griepto war ein Hund, der sehr gut vom Zusehen lernen konnte. Er wollte also nicht üben, sondern einfach zugocken, wie ich etwas mit den anderen Hunden mache. In den meisten Fällen kam er dann nach einer Weile von selbst und führte perfekt vor, was er beobachtet hatte. Und manchmal hatte er auch noch eine Zugabe gehabt. So ist er beispielsweise bei dem Sacktunnel nicht einfach nur normal durchgelaufen, sondern hat hinterher das Sackende hochgehoben und ist dadurch zurückgelaufen.
Er war es also gewohnt, nicht üben zu müssen und war auch nicht davon zu überzeugen, dass es vorteilhaft sein könnte.
Also übte ich mit den anderen Hunden über die Wippe zu laufen – Griepto hatte mal wieder vor sich hingebrummelt, als ich ihn auch dazu einladen wollte. Und ich ließ ihn…
Pepper, Banja, Gilla übten und sie wurden immer besser darin. Wie immer kam Griepto dann irgendwann machomäßig angestapft und wollte auch mal eben mit Schwung über die Wippe. Dachte er. Und dann hat er fast den Schreck seines Lebens bekommen, als dieses Ding unter lautem Gepolter umklappte und er fast das Gleichgewicht verloren hätte. Natürlich habe ich ihn festgehalten. Aber er hatte nun verstanden, dass man das Austarieren des Gleichgewichtes auf der Wippe tatsächlich besser üben sollte. Denn das muss man fühlen, damit die Wippe sich langsam nach unten neigt und nicht mit Karamba und Karacho aufschlägt. Sehen kann man es nicht.
Ab diesem Zeitpunkt konnte ich das „Augentier“ Griepto davon überzeugen, auch das Eine oder Andere vielleicht erst einmal mit meiner Hilfe und Unterstützung auszuprobieren und zu üben.

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Der Geburtstag

Mein jüngerer Sohn hatte Geburtstag.

Da er gern und sehr gut kocht, hatte er es sich nicht nehmen lassen, erstmalig nun auch die Geburtstagstorten selbst zu machen, worauf er mit Recht auch sehr stolz war.

Wir saßen also im engsten Famlienkreis am Wohnzimmertisch zusammen, genossen die leckeren Torten und unterhielten uns angeregt. Irgendwann entstand zufällig, wie das manchmal passiert, bei allen Gesprächen gleichzeitig eine kleine Pause, in der es ganz still war. Und irgendwie wanderten in diesem Augenblick dann alle Blicke gleichzeitig zum unteren Ende des Tisches, von dem leises genüssliches Schmatzen zu uns herüberklang…

Da saßen 4 Spitze ganz gesittet und wie selbstverständlich vor dem Tisch, hörten uns zu, sahen mal zu dem Einen – mal zu dem Anderen……… und schlabberten zwischendurch immer mal ein Häppchen Torte…..

Als mein Sohn wütend aufsprang und zu schimpfen anfing (was ich im Nachhinein bestens verstehe), guckten die Vier ihn mit absoluter Unschuldsmiene verständnislos an, als wenn sie sagen wollten “Was ist denn los? Wir waren doch ALLE eingeladen! Oder etwa nicht?”

Außer meinem Sohn haben sich natürlich alle ausgeschüttet vor Lachen und ich habe mit ihm zusammen versucht, von der Torte zu retten, was halt noch zu retten war.

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Silvester-Blutwurst

Viele Tiere haben vor Silvesterkrachern Angst.

Immer wieder ergreifen Tiere zu Silvester in Panik/Todesangst die Flucht und finden nicht mehr zurück oder werden überfahren. Und immer wieder sieht man leider zu Silvester auch Menschen, vor allem Kinder und Jugendliche, die sich einen Spaß (?) daraus machen, solche verängstigten Tiere oder Tiere, die in Zwingern solcherart “Spielchen” hilf- und wehrlos ausgeliefert sind, noch verstärkt zu quälen, indem sie sie mit Feuerwerkskörpern bewerfen. Aber auch, wenn man seinen Katzen zu Silvester Hausarrest erteilt und die Hunde an der Leine behält, ist es sinnvoll, ein Gegentraining zu versuchen, selbst, wenn es nicht immer von Erfolg gekrönt ist.

Auch Griepto gehörte zu den Hunden, die eine höllische Angst vor diesen Krachern haben. Also kaufte ich immer schon am 30. Dezember eine Blutwurst und schnitt sie in viele kleine Schnipsel. Nun ist Blutwurst natürlich für jeden Hund an sich schon ein Leckerbissen der besonderen Art – bei uns potenzierte sich das dadurch noch einmal, dass es normalerweise grundsätzlich weder Wurst, noch anderes “Menschenfutter” (also gewürzte Speisen) für die Tiere gibt. Ich selbst habe mir natürlich dann gleich auch ein paar Scheibchen gegönnt, damit auch jedem (Hund) nochmal bewusst wurde, dass es sich dabei um absolutes “Chef-Essen” handelt.

Erwartungsgemäß ging bereits am Silvester-Nachmittag die Kracherei los und ich hatte schon meine “Geheimwaffe” in einer Plastiktüte in der Tasche. Ziel war, das Krachen mit etwas Positivem, also der Blutwurst, zu verbinden. Gesagt – getan. Von der mich umgebenden, wenig dezenten Geruchswolke nach Blutwurst animiert, ward ich also am 31. Dezember ständig von der ganzen Hundemeute belagert und auf Schritt und Tritt verfolgt, als der erste Kracher losging.

Schwuppdiwupp! hatte ich die Blutwurst in der Hand und jeder Hund bekam ein Stück. Schon war die Aufmerksamkeit bei mir. So ging das nun den ganzen Abend und die Aufregung über die Knallerei wich immer mehr der Freude über die leckeren Blutwurststückchen. Irgendwann war die ganze Bande so mit leckerer Blutwurst abgefüllt, dass keiner mehr Lust hatte, sich über die Böller aufzuregen und zu bellen. Wir gingen alle ruhig schlafen.

Der Neujahrsmorgen kam.

Wir wachten auf, machten unsere Morgenrunde und ich frühstückte gemütlich. Irgendwann so gegen 10 Uhr waren die ersten Kinder unterwegs, um Fehlzünder zu suchen und anzuzünden. Also ging das Spiel von vorne los.

Während die anderen Hunde mir wie am Silvesterabend nicht von der Seite (mit der Blutwurst) wichen, war Griepto ins Wohnzimmer gegangen. Ein Böller ging hoch, Alles bellte, Giepto kam aus dem Wohnzimmer gefegt, ich verteilte Blutwurst und dann war Ruhe. Das wiederholte sich einige Male.

Dann plötzlich bellte Griepto los wie der Teufel und führte sich auf, wie bei den Krachern. – aber Halt! – irgendwie war ich mir gar nicht sicher, dass ich überhaupt einen Knall gehört hatte. Okay – vielleicht hatte ich ja auch mal einen überhört. Ich bin ja auch nicht fehlerlos. Also verteilte ich brav die Blutwurst.

Dann ging ein Kracher hoch – das gleiche Spiel.

Natürlich bestärkte mich das in der Annahme, ich müsse das vorher einfach überhört haben.

Noch ein Kracher…

…noch einer…

… dann – hatte ich wieder etwas überhört?

Noch ein Kracher…

und noch einer und …

… jetzt war ich mir fast sicher, dass gar kein Kracher explodiert war!!!
Jetzt achte ich aber darauf!

Und tatsächlich! Ganz plötzlich! Griepto bellte wie verrückt, führte seinen bekannten “Affenzirkus” auf, sprang wütend in Richtung Wohnzimmerscheibe, drehte sich bellend wie wild im Kreis und kam anschließend zu mir gerannt, um sich seine Blutwurst abzuholen!

Und Nichts! – absolut Nichts war gewesen!!!

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Griepto hat Gift gefressen

Ich bin kein Freund von chemischen Keulen im heimischen Garten oder überhaupt.
Im Allgemeinen sollte man besser auf ein ausgewogenes Verhältnis natürlicher ökologischer Systeme setzen, um Krankheiten auch bei den meisten Gartenpflanzen unter Kontrolle zu halten. Aber sehr selten gibt es auch Situationen, in denen man mit dieser Herangehensweise nichts mehr ausrichten kann und ist dann gezwungen, erst einmal Tabula rasa zu machen, weil ein einzelner Garten zum Aufbau eines Ökosystems zu klein ist.
Aus diesem Grund hatte ich mir spätabends Spritzmittel aus dem Keller in die Wohnung heraufgeholt, das ich am folgenden Morgen ansetzen und vormittags spritzen wollte. Ich hatte es kurz auf einer sehr hohen Anrichte hinten an der Wand abgelegt und musste noch einmal für einen Moment ins Geschäft, um dort nach dem Rechten zu sehen. Als ich zurück kam, war das Spritzmittel verschwunden und mein guter Griepto kaute noch auf den letzten Glassplittern der entsprechenden Ampullen herum. Es ist mir bis heute ein Rätsel, wie er da herangekommen ist.


Höchste Alarmstufe!!!

Ich rief also sofort in der Tierklinik an, erklärte kurz, worum es ging, gab den Namen des Mittels durch und sauste mit Griepto los. Dort angekommen hatte man schon in der Giftnotrufzentrale die Gegenmaßnahmen abgerufen und so bekam Griepto zunächst einmal etwas zum Erbrechen, musste aber zur Beobachtung dort bleiben mit einer Kanüle in der Pfote, damit man, falls noch Symptome auftreten sollten, sofort zu Tat schreiten könnte.

Nun war gerade Griepto mein allergrößter Fummelkaiser, wenn es um Wunden, Verbänden und Ähnliches ging. Wie auch immer er das bewerkstelligte – es gab fast nichts, was ihn hindern konnte, Alles abzurupfen. Außer natürlich einer wirklich riesigen Tüte um den Kopf, wie sie normalerweise für Bernhardiner, Doggen usw. gedacht war. Gleichzeitig war klar, dass der Gute, sobald ich die Klinik verlassen hätte, so gut wie nicht mehr handelbar sein würde. (O-Ton Tierklinik: Sie wissen ja, Frau P., dass ihre Hunde da wirklich SEHR speziell sind…!!!) Griepto war wohl einer der am stärksten auf mich fixierten Hunde überhaupt.
Also bekam er seine „Monstertüte“ um den Kopf und wurde am Heizkörper festgebunden, weil man in einer Box im Notfall nicht an ihn herangekommen wäre. An die Kanüle in der Vorderpfote wurde eine Infusion angehängt und ich fuhr, entsprechend beunruhigt, nach Hause. Am nächsten Morgen um 6 Uhr erhielt ich einen Anruf mit der Mitteilung, dass es meinem Griepto wieder gut gehe, aber ich möchte ihn bitte dringend abholen. Er sei allerdings noch in der Narkose…

Er hatte, nachdem ich gefahren war, in dem alten Sandsteingemäuer mit wirklich richtig dicken Wänden ein Gebell und Geheul veranstaltet, das gereicht hätte, um die ganze Straße aufzuwecken. Als er sich dann auch noch anschickte, den gusseisernen Heizkörper aus der Wand zu reißen, aber natürlich niemanden auch nur in seine Nähe ließ, war man nicht mehr umhin gekommen, den Burschen über den Infusionsschlauch in eine leichte Narkose zu legen…
Tja – also wenn ich mir um irgend etwas KEINE Sorgen machen muss, dann wohl darum, dass irgend ein Tierarzt auf die Idee käme, meinen Hund länger als absolut nötig, da zu behalten.

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Wessen Mutter…?

Leider können selbst viele Hundebesitzer, geschweige denn Nicht-Hundebesitzer, nicht einmal ansatzweise einordnen, warum ein Hund möglicherweise bellt. Stattdessen wird ein Hund, der bellt, grundsätzlich als aggressiv eingestuft.

Ich kam also mit Banja, Griepto, Gilla und Pepper von einer kurzen Gassirunde zurück und wollte gerade das Tor zum Vorgarten öffnen, als eine Frau mittleren Alters um die Straßenecke bog. Vor ihr her lief ein etwa vierjähriges Mädchen mit einem kleinen Junghund an der Leine, der etwa 3-4 Monate alt gewesen sein mag. Meine Hunde bellten also alle vier gleich los: Banja und Gilla als intakte erwachsene Hündinnen weniger freundlich, weshalb ich sie unverzüglich kurz nahm (intakte erwachsene Hündinnen betrachten fremde Welpen in den meisten Fällen als Konkurrenz potenzieller eigener) – Griepto und Pepper bellten in den höchsten Tönen, denn sie waren absolut vernarrt in Welpen jeder Couleur und platzten fast vor Freude, je näher der kleine Kerl kam.

Die Frau rief sofort entsetzt ihrer kleinen Tochter zu, dass sie stehenbleiben sollte, rannte zu ihr und nahm den kleinen Hund auf den Arm, während sie ihre Tochter weiterlaufen ließ. Ich wollte gerade versuchen, ihr zu sagen, dass es nicht so gut ist, einen kleinen Hund auf den Arm zu nehmen, weil das, je älter er wird, meist zu Problemen mit anderen Hunden führt, aber sie deutete nur mit dem Kopf auf den kleinen Hund auf ihrem Arm und entgegnete mir “Das ist doch mein Baby!”

Ich konnte nur noch völlig verdutzt sagen “Dann habe ich da wohl etwas verwechselt…”
Hinterher habe ich mich gefragt, wie sich wohl das kleine Mädchen gefühlt haben mochte. Falls seine Mutter, was offensichtlich der Fall war, meine Hunde als Bedrohung angesehen haben sollte, warum hat sie dann das Mädchen einfach weiterlaufen lassen und den kleinen Hund beschützt?

Wessen Mutter war sie doch gleich?

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Rache ist süß!

Wenn Gilla gedeckt war, hatte ich als freiberufliche Dozentin und Sachverständige natürlich immer die Möglichkeit, mir meine Arbeit so einzuteilen, dass ich zum Wurftermin und den darauffolgenden Wochen praktisch ausschließlch zu Hause gearbeitet habe. Die Wurfkiste stand in meinem Schlafzimmer und das Büro lag unmittelbar daneben mit Blick auf die Wurfkiste. So konnte ich beruhigt Gutachten schreiben oder Unterrichtseinheiten vorbereiten – wenn etwas Wichtiges passierte, bekam ich es sofort mit.

So wiederholte sich dieses Spielchen noch einige Male und mir wurde klar, dass sie mich einfach nur ärgern wollte. Also beschloss ich, sie beim nächsten Mal einfach zu ignorieren und so zu tun, als sähe ich sie nicht auf meinem Bett. Wie erwartet, ärgerte sich Gilla nun ihrerseits, als ich sie ignorierte – das schönste Schauspiel macht ja keinen Spaß, wenn das Publikum fehlt. Von nun an ging sie nicht mehr auf mein Bett, sondern spielte und kuschelte vermehrt mit Anton.

Als Anton etwa 4-5 Wochen alt war, verließ Gilla natürlich auch schon relativ oft und länger die Wurfkiste, legte sich davor, um ihn zum Spielen herauszulocken. An einem dieser Tage saß ich am Rechner, stand ab und zu auf, um mir eine Tasse Kaffee zu holen oder Ähnliches. Ich ging also durchs Schlafzimmer und erwischte Gilla, die es sich – verbotenerweise – auf der Tagesdecke auf meinem Bett gemütlich gemacht hatte. Natürlich schimpfte ich und Gilla sprang sofort vom Bett. Als ich mit meiner Kaffeetasse zurück kam, lag sie schon wieder darauf. Also scheuchte ich sie zum zweiten Mal herunter. Kurz darauf musste ich wieder in die Küche und schon wieder lag sie dort. Als ich sie anranzte, sprang sie zwar herunter, aber mir entging auch nicht ihr provozierender Blick.

Am nächsten Tag arbeitete ich also wieder im Büro, Gilla spielte mit Anton und animierte ihn, dem Bällchen hinterher zu rennen, indem sie es immer in die Luft warf oder damit vorwegrannte und das Antönchen hinterher. Irgendwann ging ich in die Küche, um mir einen Kaffee zu holen.

Auf meinem Bett lag Anton mit seinem Bällchen!

Davor saß Gilla und sah mich triumphierend an!

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Welpenlist

Ich esse für mein Leben gern Naturjoghurt. Das ist ein Punkt, an dem ich mich von meinen Hunden wohl nicht sehr unterscheide.

Egal, wo die Hundis sind – sobald ich ein Joghurt-Becherchen aufreiße, sitzt die ganze Bande neben und vor mir und wartet, wer dieses Mal das Becherchen hinterher ausschlecken darf. Natürlich geht das immer im Wechsel, so dass jeder mal etwas bekommt.

Ich saß also auf der Eckbank, hatte einen Joghurt geschlemmt und alle warteten. Dieses Mal war Gilla an der Reihe. Ich gab ihr also das Becherchen und irgendwie hatte sie es nicht richtig gepackt. Das Becherchen fiel ihr also aus der Schnauze – direkt vor die Nase des kleinen Anton. Der war zwar erst knapp 6 Wochen alt, aber so ein Becherchen wusste er sehr wohl schon zu schätzen.

Ehe die anderen recht begriffen, was los war, hatte der Winzling sich das Joghurt-Becherchen geschnappt und fegte damit wie ein Wirbelwind zum Staubsauger, der in der Ecke stand. Dort setzte er sich genau zwischen Staubsauger und Staubsaugerrohr und schleckte mit Hochgenuss seine Beute aus, während das ganze Rudel mit großen Kulleraugen davorstand und sich nicht heran traute.
So klein der Anton nämlich noch war – er hatte bereits begriffen, dass er der Einzige war, der keine Angst vorm Staubsauger hatte und das nutzte er jetzt weidlich aus.

Eigentlich sollte er ja verkauft werden. Aber mit diesem Schelmenstreich hatte er erreicht, dass er hierbleiben durfte, weil ich, zugegebenermaßen, einfach viel zu egoistisch war, ein so cleveres Kerlchen abzugeben.

Ich habe es nie bereut.

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Stubenrein…

Da Anton von “Mama” Gilla von vorn und von hinten behudelt wurde, die Hündinnen die Ausscheidungen der Welpen anfangs auflecken und Anton andererseits bereits sehr früh (ab 4 Wochen) mit nach draußen ging, war er ganz ohne mein Zutun nahtlos stubenrein geworden und meldete sich auch brav. Ein Traum für jeden Hundehalter. 🙂

Trotz alledem gab es, als er etwa 5 Wochen alt war, einige Pfützchen in der Wohnung. Und das kam so:

Weil bei uns auch zwei Katzen wohnten – Richard und Kitty – deren Katzenklo im Bad stand, war unsere Badezimmertüre praktisch immer einen schmalen Spalt geöffnet. So hatte Anton wohl beobachtet, dass nicht nur die Katzen, sondern auch ich dort hinging, wenn ich mal “für kleine Mädchen” musste. Daraus hatte er ganz offensichtlich den Schluss gezogen, dass man seine Pfützchen nicht nur draußen machen kann, sondern auch dort und so hatte er sich kurzerhand entschlossen, wenn er zwischendurch mal dringend musste, durch den Spalt an der Badezimmertüre zu huschen und unten an der Toilette sein Pfützchen zu hinterlassen…

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Anton in der Hundeschule

Da Anton leider ohne Geschwister aufwachsen musste, hatte ich mich entschlossen, mit ihm an einer nahegelegenen und guten Hundeschule die Welpenspielstunden zu besuchen. Zwar spielten bei uns die Althunde alle mit ihm, aber es ist ja ein Unterschied, ob ein Welpe nur mit Althunden spielt oder auch mit anderen Welpen, zumal er so ja gleichzeitig lernte, Kontakt zu Hunden aufzunehmen, die nicht zum eigenen Rudel gehören.

Anton guckte sich also zunächst die anderen Welpen an, zog es dann aber vor, erst einmal den ganzen Hundeplatz gründlich zu erkunden. Da er aus unserem Garten bereits diverse Agility-Geräte kannte (Wippe, Hürden, Sacktunnel, Sprungring, Podest), aber nicht alle, probierte er sofort aus, was er noch nicht kannte. So stand er gleich nach 10 Minuten ganz stolz auf einem hohen Steg und fand es unheimlich toll, das ganze Treiben von oben zu beobachten. Als nächstes untersuchte er eine Ecke am Rand des Platzes, an dem verschiedene Geräte an die Seite geräumt worden waren. Unten fand er eine kleine Lücke, durch die er hindurchlaufen konnte und an einer anderen Stelle wieder herauskam.

Nachdem er den Platz in allen Einzelheiten erkundet und untersucht hatte, lief er zu den anderen Welpen, die miteinander Fangen spielten und sich wild über den Platz jagten. Er suchte sich eine Gruppe von Welpen, die zwar etwa gleichaltrig, aber wesentlich größer waren (Dogge, Retriever usw.), schloss sich ihnen an und forderte sie auf, ihn zu jagen.
Mitten in der schönsten Jagerei fegte er dann vorneweg auf die am Rand gestapelten Geräte zu, verschwand in der kleinen Öffnung und alle anderen rannten gegen die aufgestapelten Geräte, dass es nur so rumste, weil sie nicht durch das kleine Loch passten, aber auch nicht mehr bremsen konnten. Anton kam an der Seite wieder heraus, als ob ihn kein Wässerchen trüben könnte und guckte sich genüsslich an, wie nun die ganze Bande so über- und untereinanderpurzelte…

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Überraschungsbesuch vom Amt

Wenn bei mir jemand klingelt, so müssen die Hunde an der geöffneten Wohnungstüre sitzenbleiben, während ich die Haustür öffne, denn weder sollen sie meinen Besuch stürmisch „begrüßen“, noch möchte ich die Wohnungstüre schließen, denn schließlich will ich sie im Falle eines Falles, beispielsweise bei dreisten Vertretern, die den Fuß zwischen die Tür stellen, zu mir rufen können. Das müssen die Hunde aber selbstverständlich erst einmal lernen.

In genau dieser Lernphase befand sich der ca. 10 Wochen alte Anton, als mein jüngerer Sohn zeitweise im Souterrain meines Hauses wohnte, wo er keine eigene Klingel hatte. Wenn ihn jemand besuchen wollte, konnte er also entweder ums Haus herumgehen und an das Fenster meines Sohnes klopfen (das machten seine Freunde in der Regel) oder er musste eben bei mir klingeln. Da mein Sohn zu der Zeit arbeitslos war und sein Geld vom Amt erhielt, wollte wohl eine der Damen vom Amt ihm einen Überraschungsbesuch abstatten.

Die gute Frau klingelte also bei mir, ich ließ die Hunde an der Wohnungstüre “Sit” machen und öffnete die Haustür. Sie sagte, dass sie – zufällig – gerade in der Gegend gewesen sei und da habe sie überlegt, sie könne ja einfach mal bei meinem Sohn hereinschauen…

In diesem Augenblick hatte Anton sich selbständig gemacht und kam zur Haustür gerannt, wo er sie dann verbellte. Da sie offensichtlich panische Angst vor Hunden hatte, sprang sie sofort zurück und noch bevor ich Anton überhaupt zu fassen bekam – er hatte ja kein Halsband um – war er hinterhergesprungen und bellte sie, von ihrer Kreischerei angestachelt, weiter an. Gilla und Griepto waren natürlich erst brav sitzengeblieben, aber nachdem der halbwüchsige Stöpsel zur Tür heraus war, wollten sie wohl mal sehen, was er da machte und kamen hinterhergefegt – Rudeldynamik eben.

Ich packte mir also zuerst einmal die beiden erwachsenen Hunde und brachte sie in die Wohnung zurück, da Anton als Hunde-Welpe nicht ernsthaft zugepackt hätte, wie es bei den erwachsenen Hunden hätte passieren können, denn die gute Frau schrie vollkommen hysterisch, obwohl absolut nichts passiert war, außer, dass sie von einer 10 Wochen alten Welpilette angebellt worden war.

Als ich zurück kam. um Anton einzusammeln, sah ich, wie sie gerade das Grundstück verlassen hatte und das Gartentor hinter sich schloss. Aufatmend drehte sie sich um – da stand Anton bereits wieder direkt vor ihr und verbellte sie, denn während sie das Gartentor geschlossen hatte, war er hinter ihrem Rücken über die Mauer geklettert.

Ich sammelte also auch Anton noch ein und versuchte, sie zu beruhigen. Aber sie hatte die Lust daran verloren, meinen Sohn zu überraschen, zumal ich ihr sagte, dass auch bei ihm so ein „Untier“ wohnte…

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Kein “Guter Rutsch”

Neujahr 2009 . . .
Es ist nicht nur kalt und verschneit, sondern der nicht aufgetaute Schnee der vergangenen Wochen ist auch wieder eingefroren, so dass der Boden eine einzige vereiste Buckelpiste ist. In den Fahrrinnen der Autos ist der Boden spiegelglatt.

Gegen 8 Uhr morgens mache ich mit Gilla, Anton, Griepto und Pepper unsere Morgenrunde. Wir sind bereits auf dem Nachhause-Weg, als hinter uns eine Gruppe Jugendlicher auftaucht, die auf der Suche nach liegengebliebenen und nicht gezündeten Silvesterböllern sind.

Nun sind gerade die beiden Schwergewichte unter meinen Spitzen – Gilla und Griepto – hinsichtlich Silvesterböllern wahre Schissbuxen. Bei der Knallerei hinter uns muss ich ständig aufpassen, dass sie mir nicht in Panik geraten, weil sie dann anfangen, völlig unkontrollierbar loszurennen, im Kreis herum zu wirbeln mit Leinensalat in der Folge und Ähnlichem.
Und wenn die Beiden damit erst einmal loslegen, macht das Anton und Pepper offensichtlich wütend auf die Beiden und sie versuchen ebenfalls, Gilla und Griepto wieder zur Raison zu bringen. Das macht dann das ausbrechende Chaos natürlich perfekt.
Am ehesten lässt sich das noch verhindern durch präventive, straffe Unterordnung, die den Hunden ein Gefühl der Sicherheit gibt.

Ich bin also in dieser Situation voll auf meine Hunde konzentriert, zumal die Jugendlichen von hinten immer näher kommen und sich auch noch einen Gaudi daraus machen, die Böller nach den Hunden zu werfen.

Dadurch, dass ich so hoch konzentriert auf die Hunde bin, vergesse ich also offensichtlich, selbst mal nach vorn zu schauen und darauf zu achten, wo ich eigentlich hintrete. Welch ein folgenschwerer Fehler! Denn ich trete praktisch längs auf einen dicken Chinakracher, rutsche zur Seite herunter und verdrehe mir das Sprunggelenk. Mitten auf der Straße. Die Jugendlichen sind inzwischen abgebogen und so liege ich auf der vereisten Straße – weit und breit kein Mensch zu sehen!

Vier große Spitze sind praktisch noch im Fallen auf mich zugesprungen und ich kann mich noch bestens daran erinnern, dass in der Situation mein letzter Gedanke war „Mensch Kinders – Ihr wisst ja hoffentlich, dass ich immer gut zu Euch war, gell?“ Wussten sie. In jeder meiner erreichbaren Körperöffnungen fühlte, bzw. hörte ich eine kalte, feuchte Hundenase, die prüfte, was mit mir los wäre und mich anstupste . Anschließend legten sie sich neben, bzw. halb auf mich und beschlossen, mich jetzt zu bewachen. Erst mal war ich vor Schmerzen unfähig, mich auch nur zu bewegen. Erfroren wäre ich so allerdings wohl nicht.

Später dann habe ich mich mal gefragt, was wohl solchen Leuten, wie den Vorbesitzern von Griepto in so einer Situation passiert wäre, nachdem sie ihn so schwer misshandelt hatten….

Ich hatte allerdings Glück im Unglück: Eine meiner Nachbarinnen war auch so früh schon auf und hatte von der Küche aus meinen Sturz gesehen. Sie kam gleich herausgerannt und wollte mir helfen. Allerdings sah sie sich gleich vier wütenden Spitzen gegenüber, die nicht im Mindesten bereit waren, sie an mich heran zu lassen. Ich hatte inzwischen geschafft, mich aufzusetzen und so blieb mir nichts anderes übrig, als auf allen Vieren von der Straße zu krabbeln. So gern sie mir geholfen hätte – die Vier ließen sich nicht beruhigen. Ich hatte mich inzwischen auf das kleine Mäuerchen meiner anderen Nachbarn gesetzt und das Einzige, was meine hilfsbereite Nachbarin für mich tun konnte, war, meinen Sohn aus dem Bett zu klingeln, damit er mir den Rollator meines Vaters und die Hunde in Zweiergrüppchen nach Hause bringen konnte. Vor Allem das Letztere war eine echte Herausforderung, weil meine Hunde sich aus Leibeskräften dagegen sträubten, mich in dieser Situation zu verlassen und ihn böse angingen. Ich hatte meiner Nachbarin schon gesagt, dass mein Sohn Maulkörbe mitbringen sollte, die ich ihnen vorsichtshalber vorher anlegte. Sonst hätte er sie wohl auch nicht mitnehmen können.

Ich hatte mir das Sprunggelenk gebrochen und der Arzt wollte mich am Liebsten im Krankenhaus behalten. Das Problem ist nur, dass so etwas mit einem Rudel Großspitze, die nicht bereit sind, sich von jemand Anderem versorgen zu lassen, praktisch kaum machbar ist. Die Herrschaften lassen sich, wenn überhaupt, allenfalls von meinem jüngsten Sohn versorgen.

Es gibt eben auch bei Hunden keine eierlegenden Wollmilchsäue. Will man einen Hund, der sich auch in Abwesenheit von jedem anfassen und versorgen lässt, dann hat man keinen verlässlichen Wachhund – hat man einen guten Wachhund, dann gestalten sich Situationen wie diese ausgesprochen schwierig. Das gilt natürlich vor Allem für Alleinstehende. In einer Familie geht es meistens ein wenig einfacher.

Am Ende bin ich dann, trotz gebrochenen Sprunggelenks, mit einer Schiene versorgt, selbst mit meinen Hunden kleine Runden gegangen. Keiner von Ihnen hat an der Leine gezogen – alle haben nur ständig besorgt geguckt, ob ihr Frauchen noch mitkommt.

Nach dieser Geschichte habe ich dann beschlossen, mein Handy auf Hundespaziergängen immer mitzunehmen, zumal ich gern mit den Hunden nachts im Wald herumlaufe oder Ähnliches.

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Die verschwundenen Hunde

Es war der Winter 2008/2009. Er zog sich und zoooooog sich und nahm kein Ende.

Es muss etwa Februar gewesen sein und es schneite schon wieder, dass man die Hand vor Augen kaum sah.

Ich war von der Arbeit heimgekommen, hatte das Auto in die Garage gestellt und die Einkäufe, die ich auf dem Rückweg von der Arbeit noch gemacht hatte, schon an der Garagentür bereitgestellt, die zum Garten führt. Alles auf einmal konnte ich jetzt doch nicht mitnehmen, weil ich ja auch noch meinen schweren Aktenkoffer hatte. Also brachte ich den Aktenkoffer ins Haus und lief noch ein paar Mal hin und her, um die ganzen Taschen zu holen. Ich packte schnell alles aus und trank erst einmal gemütlich eine Tasse Kaffee zum Aufwärmen. Anschließend wollte ich, wie immer, mit den Hunden unseren gewohnten Spaziergang machen. Ich nahm also die Leinen zur Hand. Normalerweise kam dann schon die ganze Meute angerannt, aber dieses Mal kamen nur Gilla und Pepper. Von Griepto und Anton keine Spur. Ich konnte es kaum glauben und rief die beiden.

Nichts.

Ich rief noch einmal. “Griepto! Anton!”

Wieder nichts.

Das hatte ich noch nie erlebt.

Mir kam eine Idee. Vielleicht waren die beiden in den Garten gelaufen, während ich die Einkäufe ins Haus gebracht hatte und ich hatte sie ungewollt ausgesperrt. Also ging ich zur Terassentür – “Grieptooo! Aaanton!”

Nichts.

Also wieder rein, in alle Ecken geguckt, unterm Bett, hinterm Sofa, unter der Eckbank. Keine Spur von den beiden! Ich war fassungslos. Wo konnten die beiden denn hin sein? Ich ging nochmal in den Garten und rief und rief.

Nichts!

Irgendwann ging ich hinters Haus. Direkt an der Hauswand hatte sich eine hohe Schneewehe gebildet. War da was?

Ich ging näher hin und sah unten zwei schwarze Nasen herausgucken. Ich stupste die beiden Nasen an und heraus kamen zwei Großspitze und hüpften und sprangen und schüttelten sich den Schnee aus dem Fell. Ich bin sicher, wenn Spitze schallend lachen könnten – sie hätten es getan!

Ich jedenfalls war heilfroh, die beiden Schlingel gefunden zu haben!

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Pitcher

Im Frühjahr 2009 wurde Gilla nach Antons Geburt zum ersten Mal wieder läufig. Da Anton unübersehbar ausgesprochen frühreif war und anfing, seiner Mutter Avancen zu machen, was diese dann mit einer gehörigen Tracht Prügel für ihren Sohn quittierte, trennte ich die beiden Jungs Anton und Griepto von ihr.

Mal hatten die beiden Küche, Esszimmer und Wohnzimmer für sich, während Gilla in Flur, Schlaf- und Arbeitszimmer residierte – mal wechselte ich auch die Refugien. Hundebettchen befanden sich ja in beiden Bereichen und im Schlafzimmer stand noch die Wurfkiste, die mittlerweile mit den Bällen aus dem Bällebad gefüllt war.

Als Griepto und Anton mal wieder in meinem Schlafbereich waren und ich aus der Küche kam, flogen mir bereits im Flur die Bälle an den Kopf und als ich näher kam, lagen die beiden nebeneinander auf dem Rücken in der Wurfkiste, schaufelten sich mit sichtlicher Freude die Bällchen in die Beuge der Vorderpfote und warfen sie dann hoch durch die Luft quer durchs Schlafzimmer!

Ich stand eine ganze Weile daneben und beobachtete erstaunt ihr Treiben. Dann habe ich ihnen versprochen, dass ich sie wohl doch mal einem Baseball-Team als “Pitcher” vorstellen wollte.

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Gehen Sie nicht über Los…

Anton hatte, als er klein war, ein Ausmaß an Unfug im Kopf, dass ich es machmal für sinnvoller hielt, ihn mit zur Arbeit zu nehmen. Insbesondere, wenn Gilla läufig wurde, neigte er dazu, sich wie ein liebestoller Caruso aufzuführen und konnte ihr stundenlang ganze Arien von Liebesliedern vorsingen. Und natürlich wollte ich auch die Nerven meiner Nachbarn nicht wirklich überstrapazieren.

Bei meinen Azubis/Schülern/Studenten war Anton immer ein gern gesehener Gast. Allerdings waren nicht alle Schulen damit einverstanden, wenn ich ihn mitbrachte. Zwar ist inzwischen bekannt, dass Hunde im Unterricht, sofern sie sich natürlich angemessen verhalten, die Konzentration der Schüler sogar wesentlich verbessern, aber es gibt immer Leute, an denen gehen solche Erkenntnisse schlichtweg vorbei….
Sofern sich niemand an meinem Arbeitskoffer zu schaffen machte, war Anton im Unterricht einfach nur liebenswürdig zu allen. Und so haben mich sicherlich die meisten insgeheim für eine Spinnerin gehalten, wenn ich gesagt habe, dass Anton durchaus auch anders kann und ein sehr ernstzunehmender und scharfer Wachhund ist.

Wie auch immer, es war große Pause und die Schüler und auch ich gingen vor die Tür. Unmittelbar neben der Schule befand sich ein Supermarkt mit einem Bäcker im Eingangsbereich. Ich hatte beschlossen, mir dort ein belegtes Brötchen zu kaufen. Da ich Anton natürlich nicht mit hinein nehmen konnte, fragte ich eine Schülerin, ob sie seine Leine einen Augenblick halten könne.

Das wollte sie wohl gern übernehmen und so ließ ich Anton „Sit“ machen und übergab ihr die Leine mit dem Hinweis, dass sie auf gar keinen Fall versuchen solle, mit ihm auch nur einen halben Meter weit zu gehen. Sie versprach es mir.

Als ich vom Bäcker zurückkam, stand meine Schülerin bibbernd mit Antons Leine da und als ich fragte, was denn los gewesen sei, antwortete sie mir, dass sie gedacht hätte, dass doch ein paar Meter weiter eine Wiese sei, auf der er wunderbar schnuppern könne und so hatte sie versucht, mit ihm dort hinzugehen.

„Gehen Sie nicht über Los, sondern bleiben Sie genau dort stehen bis ich zurück bin!“

Ein ordentlicher Spitz ist zwar, sofern er sieht, dass es im Sinne seines Herrn ist, zu jedermann freundlich. Wer aber in Abwesenheit von Herrchen oder Frauchen, versucht, mit dem Spitz auch nur das kleinste Stück weiter zu gehen, greift aus Sicht des Hundes seine Beziehung zu seinem Herrn an. Und das geht mal gar nicht!!! Daher reagiert der Spitz dann meist äußerst aggressiv.

Meine Schüler hatten danach unglaublichen Respekt vor Anton und mussten erst langsam begreifen, dass so ein Hund eigentlich nach sehr strengen Regeln lebt, die man kennen und respektieren sollte. Dann, und nur dann, sind auch die durchsetzungsfähigsten Spitze lammfromm.

Gerade in diesem Punkt gibt es nicht nur zwischen den einzelnen Hunderassen, sondern auch zwischen den einzelnen Individuen derselben Rasse teilweise erhebliche Unterschiede. Spitze und auch andere spitzartige Hunde haben eine verhältnismäßig hohe Neigung, so zu reagieren. Unser alter Wolfsspitz Otto war in dieser Beziehung relativ gelassen – er hatte eher die Tendenz, einfach wie festgewachsen dort liegen zu bleiben, wo er war. Griepto oder auch meine erste Spitzin Susanne konnten in solchen Situationen, ebenso wie Anton, zur Höchstform auflaufen.

Susanne konnte ich selbst bei der Tierärztin, bei der wir damals noch waren, unter einem Stuhl ablegen und nach draußen gehen. Besonders im Hochsommer war das sehr angenehm, denn dort musste man manchmal stundenlang warten. Im Leben wäre Susanne nicht aufgestanden oder weggegangen. Und Gnade Gott demjenigen, der versucht hätte, sie von ihrem Platz zu verjagen. Sie war zwar nur 42 cm groß, aber mit Sicherheit hätte sie sich aufgeführt wie ein Molosser in einer römischen Löwenarena!

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Einladung zum Essen

Es muss Anfang 2011 gewesen sein. Da ich mit meinen Hunden morgens immer nur eine kurze Gassi-Runde mache (unser großer Hauptspaziergang findet spätabends bis nachts statt), hatte ich mir angewöhnt, die Rasselbande anschließend noch ein wenig in den abgezäunten Teil des Gartens zu lassen, damit sie sich dort austoben konnten, während ich in Ruhe frühstückte. Wenn ich dann mit dem Frühstück fertig war und zu arbeiten anfing, holte ich sie wieder ins Haus.

An diesem Morgen hatte ich, wie immer, morgens als erstes unseren Kater Richard rausgelassen und anschließend mit den Hunden die kleine Runde gemacht. Meistens, aber nicht immer, lief unser Richard mit. Heute morgen war er nicht mitgelaufen, sondern hatte offensichtlich Wichtigeres zu tun.

Als ich nach dem Frühstück die Hunde ins Haus rufen wollte, kam nur Gilla.

Etwas ungewöhnlich, denn normalerweise hört die Bande aufs Wort. Also rief ich, leicht verärgert, noch einmal nach Griepto und Anton.

Dieses Mal kam Griepto. – Nur Griepto.

Ich war schon wütend auf Anton und statt ihn noch einmal zu rufen, ging ich raus. Mit mir natürlich Gilla und Griepto. Hinterm Haus fand ich dann Anton und Kater Richard, wie sie sich genüsslich über einen großen Feldhasen hermachten, den Richard offensichtlich gefangen hatte. Griepto und Gilla stürmten sogleich auch wieder zu dem Hasen, um sich weiter den Bauch vollzuschlagen. Ich konnte es kaum fassen! Da sie normalerweise ja nicht in den Genuss von Hasenbraten kommen (Keiner meiner Hunde jagt – sie gehen draußen an den Feldhasen vorbei, selbst wenn diese in nur einem halben Meter Entfernung sitzen!), hab ich die Bande dann in Ruhe fressen lassen, nachdem ich kontrolliert hatte, dass der Hase ansonsten wohl in Ordnung war.

Aber wie hatte Richard ihn in den Garten bekommen?

Der gesamte Garten im hinteren Bereich ist mit einem 1,60 Meter hohen Industriezaum umzäunt! Und der Feldhase war ursprünglich mit Sicherheit vier mal so groß wie unser Richard!

So sehr ich auch überlegte – es gab keine andere Lösung. Unser kleiner Kater (Richard war für einen Kater wirklich klein) hatte offensichtlich einen Feldhasen von der vierfachen Größe seiner selbst nicht nur geschlagen, sondern musste ihn wohl oder übel auch über den 1,60 Meter hohen Industriezaum gezogen haben! Wie auch immer er das bewerkstelligt haben mag. Das ist mir bis heute ein Rätsel!

Ich habe den Vieren ihren Festschmaus gelassen. Schließlich haben die Spitze unseren Kater Zeit seines Lebens beschützt und so fand ich es in Ordnung, dass er sich mit einem leckeren Braten bei ihnen revanchierte. Innerhalb von zwei Tagen war der gesamte Hase samt Knochen verputzt!

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Die Rache des Katers

Ich bevorzuge für Hunde und auch Katzen die sogenannte “Kuhfütterung”. Das heißt nichts Anderes, als dass ständig Futter zur Verfügung steht und nicht abgewogen oder eingeteilt wird. Das betrifft das Trockenfutter, das bei uns als Basis dient. Besonders leckere Sachen, z.B. Hähnchenhälse, Tomaten, Fische und Ähnliches füttere ich allerdings entweder aus der Hand oder es wird natürlich gerecht auf alle Näpfe verteilt. Sollten einmal alle Näpfe leer sein und ich habe es nicht bemerkt, kommt derjenige, der Hunger hat, einfach zu mir und gibt mir Bescheid (Manchmal drehen die Hunde die leeren Näpfe auch einfach demonstrativ um oder bringen mir den leeren Wassereimer). Dann werden alle Näpfe wieder gefüllt.

Die Hundenäpfe stehen bei uns in der Küche unterm Fenster, das eigentlich immer weit offen steht, wenn ich zu Hause bin.

Irgendwann fiel mir beim Auffüllen der Näpfe auf, dass Grieptos Napf immer voll blieb, aus Gillas und Antons Napf aber offensichtlich gefressen wurde. Allerdings machte ich mir wenig Gedanken darüber. Einige Tage später fiel mir auf, dass alle Hunde scheinbar nur noch aus Gillas Napf fraßen. Natürlich hatte Gilla an ihrem Napf den Vortritt, aber sowohl Griepto, als auch Anton warteten, hungrig wie die Wölfe, bis Gilla satt war und sie sich über den verbliebenen Inhalt ihres Napfes hermachen konnten. Seltsam – seltsam……

Zwei Tage darauf ging bei uns ein ziemlicher Wolkenbruch herunter, der mit so starken Windböen einherging, dass ich das Küchenfenster schließen musste, damit nicht die halbe Küche unter Wasser stand. Als ich nach dem Regen in die Küche kam, um es wieder zu öffnen, roch es dort penetrant nach Katerpipi. 🙁

Ich suchte also nach der Quelle und was fand ich? Der Geruch kam – aus den Hundenäpfen!!!

Ich konnte es kaum glauben! Aber dummerweise hatte ich in den vergangenen Tagen mit starkem Schnupfen zu kämpfen gehabt, so dass ich das mit meinem eingeschränkten Geruchssinn bei dem ständig geöffneten Fenster überhaupt nicht wahrgenommen hatte. Ganz eindeutig hatte unser Kater Richard sich zuerst an Grieptos und anschließend an Antons Napf vergangen!

Ich überlegte, wieso Richard das wohl gemacht haben könnte. Denn unsere Katzen Richard und Kitty bedienten sich zuweilen selbst ganz gern aus den Hundenäpfen. Auf den ersten Blick machte das also eigentlich wenig Sinn.

Erst nach einer ganzen Weile fiel mir ein, dass Griepto den Richard bereits seit etlichen Tagen ständig und sehr gemein ärgerte und vor 2 Tagen hatte Anton diese Gemeinheiten übernommen. Das waren genau die Zeitpunkte, seit denen die entsprechenden Näpfe nicht mehr benutzt wurden.

Also nahm ich Gillas Napf, füllte ihn schön und sobald Gilla satt war, stellte ich ihn hoch. Griepto und Anton machten lange Gesichter und schoben Hunger…

Es dauerte einige Tage bis die frechen Buben dann wohl oder übel und mit sichtlichem Missfallen den Inhalt ihrer eigenen Näpfe fraßen. Strafe muss sein!

Nach dieser Geschichte war den Beiden für lange Zeit die Lust daran vergangen, unseren Richard zu ärgern.

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Anton und mein Vater – eine ganz besondere Beziehung

Während meine Mutter eigentlich immer eine Hundefreundin war, mochte mein Vater eher Pferde. Um eine Beziehung zu einem Hund aufzubauen, brauchte es bei ihm schon einen wirklich sehr besonderen Grund.

Je älter er wurde, desto mehr lag er mir zu meinem großen Ärger ständig in den Ohren, dass ich gefälligst meine Hunde abschaffen solle, weil die doch sehr viel Arbeit machten. Zu viel, wie er fand. Insbesondere, weil ich mich auch immer sehr um meine alt gewordenen Vierbeiner gekümmert habe. Einmal, als ich kurzfristig ins Krankenhaus musste und er mir versprochen hatte, sich um meine beiden alten Hunde zu kümmern, hatte er sogar versucht, die Beiden einschläfern zu lassen. Ein Schock!

Glücklicherweise hatte „mein“ Tierarzt das verweigert und ihm gesagt, dass er die beiden Hunde ja sehr gut kenne und wisse, dass sie nicht meinem Vater, sondern mir gehören und er deshalb gar nicht daran dächte, so lange nicht ich ihm mitteilen würde, dass es den Hunden so schlecht gehe, dass es besser für sie sei, sie zu erlösen.

Nein! Man darf meinem Vater das auch nicht, wie die meisten Hundefreunde nun sicher entrüstet denken werden, als Gefühllosigkeit oder gar Boshaftigkeit auslegen (obwohl ich zugeben muss, im ersten Augenblick auch sehr wütend gewesen zu sein). Ein Hund ist nun mal ein Nutz-, bzw. Arbeitstier und mein Vater ist in einer eher ländlichen Umgebung aufgewachsen und darum hatte er eben eine andere Sichtweise. Dass man zu einem Nutztier – und auch ich sehe einen Hund durchaus als solches an – trotzdem eine sehr innige und liebevolle Beziehung haben kann, entsprach einfach nicht seinem Weltbild. Das darf man nicht verurteilen, sondern muss es einfach aus seinem Kontext heraus verstehen. Auch, wenn man selbst anders denkt und empfindet.

Dennoch hatte ich daraufhin – besorgt und verärgert zugleich – auf eigene Verantwortung das Krankenhaus verlassen und ihm, als ich wieder zuhause war, gesagt, dass er vielleicht eines Tages froh sein würde, dass er eine Tochter hat, die nicht gleich alles, was alt und vielleicht nicht mehr ganz so nützlich ist, sofort „entsorgt“!

Eine Zeit lang sprach mein Vater dieses Thema nun auch nicht mehr an. Eines Tages aber fing er doch wieder an, mir ständig in den Ohren zu liegen, dass ich die Hunde abschaffen solle…

Als Gilla dann Nachwuchs bekam und ich den Welpen ausgerechnet „Anton“ nannte (so hieß mein Vater), ging in meinem Vater offenbar über Nacht eine höchst überraschende Verwandlung vor….

Mehrmals am Tag stand er nun ganz aufgeregt vor meiner Tür und konnte es kaum abwarten, den kleinen Anton endlich das erste Mal sehen zu können! Jede Neuigkeit und jeden Entwicklungsfortschritt, von dem ich ihm erzählte, sog er auf wie ein Schwamm. Als Gilla dann endlich bereit war, ihren Sohn auch dem Rest der Welt vorzustellen, überschüttete mein Vater den kleinen Anton förmlich mit seiner Liebe! Nie wieder verlor er ein Wort darüber, dass ich „die Hunde abschaffen“ solle!
Da ich, als Krankenschwester und später auch als Medizinerin, mich immer sehr für tiergestützte Therapie eingesetzt und auch entsprechende Fortbildungen gemacht hatte, habe ich Anton von vornherein entsprechend erzogen und zum Therapiehund ausgebildet. Insbesondere in meinem Arbeitsschwerpunkt, der Neuro-Psychiatrie, ist der große Vorteil der tiergestützten Therapie seit Langem bekannt und geschätzt.

Als mein Vater später, mit weit über 80 Jahren, dement wurde, Viele und Vieles nicht mehr verstand und vergaß – so vergaß er doch Einen nicht: Meinen (Seinen?) Hund Anton!

Leider musste mein Vater mit fortschreitender Demenz in ein Pflegeheim umziehen – eine weitere Versorgung zuhause wäre einfach zu gefährlich gewesen. Doch glücklicherweise konnte ich Anton dorthin mitnehmen und für meinen Vater war es immer eine riesige Freude, wenn Anton ihn begrüßte, bei unseren Spaziergängen neben seinem Rollator herlief und mit ihm schmuste. Das war auch keine einseitige Beziehung. Wenn ich zu Anton sagte „Komm – wir fahren zum Opa!“ (obwohl es ja nicht Antons Opa war, aber er kannte diese Bezeichnung von meinen Söhnen), freute Anton sich wie wild und im Altenheim kannte er den Weg zum Zimmer meines Vaters sehr genau und konnte es kaum abwarten, bis wir endlich dort waren.
Auch, als mein Vater zunehmend seine Sprache verlor – ein Hund braucht keine Worte, um einen Menschen zu verstehen. Er versteht die Körpersprache und Mimik eines Menschen und reagiert darauf. Auf diese Weise kann ein Tier auch zu Menschen vordringen, die sich aufgrund z. B. dementieller Erkrankungen immer weiter in sich selbst zurückziehen und den Kontakt mit der Außenwelt immer schwerer aufrecht erhalten können. In diesen Fällen zeigt das Tier dem betroffenen Menschen, dass er nicht allein ist und wirkt durch seine körperliche Wärme und Nähe beruhigend auf den Menschen. Egal, wie viel Mühe wir Menschen uns geben, seltsamerweise ist ein Tier uns in diesen Dingen fast immer weit überlegen. Häufig ermöglicht diese liebevolle Berührung dem Betroffenen, auch seine anderen, immer geringer werdenden, Möglichkeiten der Kommunikation wieder besser wahrnehmen und nutzen zu können.

Und so war es ausgerechnet Anton – der Hund, dem ich den schönen Namen meines Vaters gegeben hatte -, der meinem Vater oft durch seine Wärme und Liebe die Sprache zurückgab! Er brachte ihm Lebensfreude, Fröhlichkeit, Herzlichkeit und Geborgenheit in seine immer dunkler und einsamer werdende Welt und ebnete ihm den Weg in die Umwelt, zu mir und auch zu seinen eigenen Gedanken und Gefühlen.

Und so oft ich daran zurückdenke, glaube ich, dass die einfache Tatsache, dass ich diesem Hund den Namen meines Vaters gegeben und damit gerade noch rechtzeitig bevor mein Vater dement wurde, zwischen den beiden ein zartes, freundschaftliches Band geknüpft hatte, für meinen alten Vater wohl, ohne dass ich vorher je darüber nachgedacht hatte, eines der größten und wertvollsten Geschenke geworden war!

Es war eine wirklich ganz besondere Beziehung zwischen den beiden…

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Igel-Überweg

Ich gehe nicht nur gern nachts im Mondenschein mit meinen Hunden gern spazieren, sondern auch in den frühen Morgenstunden, wenn die Sonne sich aufzugehen anschickt. Gerade im Herbst, wenn Nebelschwaden übers Land ziehen und überall bunte Blätter herumliegen, finde ich Sonnenaufgänge unwiderstehlich.

Ich war also mal wieder morgens kurz vor fünf Uhr mit Gilla und Anton unterwegs, die beiden inspizierten die Wiesen rechts und links des Weges, als wir auf ein Igelchen trafen. Der kleine Kerl saß mitten auf der grünen Wiese und da es bereits hell wurde, sagte ich so vor mich hin (Ja, ich rede auch mit Igeln!), dass es aber langsam Zeit würde, dass er ins Bettchen ginge. Auf der rechten Seite des Weges stehen ein paar große Bäume mit riesigen Laubhaufen drumherum.
Das Igelchen sah zu mir auf, als hätte es mich verstanden. Ohne jegliche Angst vor den Hunden schickte es sich an, zu den Laubhaufen auf der rechten Seite zu gehen. Gilla und Anton sahen sich das Kerlchen an und setzten sich ohne irgendeinen Befehl meinerseits auf den Hintern, als sei dies nun ein Igel-Überweg, vor dem alle anderen Verkehrsteilnehmer zu warten hätten.

Der Igel ging ohne große Eile über den Weg, schaute sich kaum zu uns um und machte sich schnurstracks über die rechte Wiese auf den Weg zu den Laubhaufen, in denen er verschwand.

Wie auf ein unsichtbares Zeichen standen Gilla und Anton auf und gingen weiter, als sei es das normalste auf der Welt, einem Igel den Vortritt zu lassen.

(So viel zum Jagdtrieb bei Spitzen…)

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Der Lieblingsfeind

Wenn ich mit Gilla und Anton spazieren gehe, kommen wir häufig an einer früheren Schule vorbei.

Die Bewohner der Hausmeisterwohnung besitzen auch einen Hund – dem Aussehen nach wohl ein Appenzeller-Mix. Diesen halten sie die meiste Zeit in einem Zwinger. Ab und zu lassen sie ihn aber auf dem Grundstück frei laufen. Dann ist er, verständlicherweise, immer sehr aufgeregt.

Wenn er also tagsüber praktisch immer in seinem Zwinger sitzt, beobachtet er natürlich aufmerksam die Umgebung (Was sonst soll er auch machen?).

Je nachdem, wer oder was dann dort vorbeikommt, bellt er auch. Auf die beiden Spitze hat er sich wohl besonders eingeschossen.
Anfangs haben Gilla und Anton natürlich fleißig zurückgebellt. Allerdings habe ich das dann unterbunden und normalerweise halten sie sich auch daran.

Neulich kamen wir an dem Grundstück vorbei. Kein Gebell. Na sowas! Ich war ganz erstaunt.
Anton ging bis zur Tor-Einfahrt, guckte sich ratlos um und sah wohl nix. Er schien einen Augenblick zu überlegen, stellte sich dann in Pose und machte leise „Wuff!“

Sofort kam als Antwort heftiges Bellen.

Zufrieden drehte Anton sich um, zog ein Gesicht, als könne ihn kein Wässerchen trüben, und trottete seines Weges.

Inzwischen wiederholt sich dieses Spielchen regelmäßig…

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„Mein Mensch hat gesagt…“

Schon immer war es so, dass Hundebesitzer mitleidig belächelt wurden, wenn sie gesagt haben, dass ihr Hund offensichtlich „jedes Wort versteht“. Daran hat sich, glaube ich, nicht viel verändert.

Soweit ich das Ganze beurteilen kann, ist es schwerpunktmäßig so, dass ein Hund hauptsächlich auf Körpersprache und Stimmlage reagiert, von der das Gesagte begleitet wird. Trotz alledem möchte ich nicht ausschließen, dass viele Hunde, die unmittelbar beim Menschen aufwachsen und ihn tagtäglich erleben, reden hören und ungeheuer eindringlich beobachten auch enorme Mengen an Sprache verstehen können (ich möchte hier nur die vielen Assistenzhunde erwähnen, die beispielsweise bei Diabetikern oder Epileptikern schon geringfügigste Veränderungen des Körpergeruchs oder Verhaltens als Warnzeichen unmissverständlich erkennen). Und auch, wenn ich meinen Hunde klare Befehle gebe, wenn sie etwas machen sollen und nicht mit ihnen diskutiere, ob sie nun „Sitz“ machen oder „bei Fuß“ kommen sollen (einer der häufigsten Fehler in der Hunde-Erziehung), so rede ich doch mit meinen Tieren und bin für einen interessierten und entsprechend ambitionierten Caniden sicherlich ein interessantes Lernobjekt. Ich glaube, dass ich damit auch unter Hundebesitzern keine Besonderheit darstelle.

Ich habe hier schon an verschiedenen Stellen erwähnt, dass ich es ganz besonders genieße, nachts mit meinen Hunden spazieren zu gehen – egal, ob es nun laue Sommernächte sind oder auch frostklare Vollmondnächte mit jungfräulichem Schnee. Ich glaube, dass viele Menschen nicht einmal ahnen, wer da so alles unterwegs ist. Von Nachtigallen bis zum Käuzchen, vom Siebenschläfer, Wiesel und Fledermaus bis zum Dachs und Waschbären habe ich schon so manchen heimlichen Mitbewohner gesehen, gehört und getroffen.

Nach meinem letzten Umzug hat sich an dieser liebgewordenen Gewohnheit nichts geändert. Selten treffe ich mal auf einen Menschen. Am Wochenende können das schon mal Jugendliche sein, deren letzte „Feier“ ein bissel länger ausgefallen ist, am ehesten sind es Zeitungsboten.

Im ersten Sommer im neuen Refugium tauchte plötzlich ein Mann auf, der grundsätzlich bei Nacht in einer dunklen Ecke einer nicht mehr genutzten Schule stand und telefonierte. Natürlich treffe ich immer mal Leute, die z.B. auf dem Nachhauseweg – auch nachts – telefonieren. Das würde ich auch nicht als sonderbar empfinden. Bei unserer ersten Begegnung lief Anton sofort in seine Richtung, blieb kurz stehen und musterte den Mann. Gilla wurde ebenfalls aufmerksam und blieb stehen. Dieser rief dann gleich aus seiner dunklen Ecke heraus „Die Hunde sind doch sicher lieb, oder?“ Und da ich ehrlich sein wollte, musste ich natürlich mit „Nein!“ antworten. Sicherlich ist Anton ein lieber Kerl. Aber wohl nicht in dem Sinne, wie der nächtliche Anrufer es meinte. Denn Anton ist vor allen Dingen aufmerksam. Und wenn ihm etwas gegen den Strich geht, dann kann er äußerst cholerisch werden und er ist definitiv nicht in dem Sinne „lieb“, dass er es nett fände, sich von jedem anfassen zu lassen. Gilla pflegt seit ihrer (medizinisch notwendigen) Kastration zwar einen etwas großzügigeren Umgang mit anderen Menschen und ist im Großen und Ganzen toleranter, im Falle eines Falles aber kann auch sie immer noch sehr ungehalten reagieren. Ich rief die Hunde zu mir und in der nächsten Zeit ignorierten sie den Mann.

Dieser stand nun in ausnahmslos jeder Nacht an der Schule und telefonierte. Egal, ob es nachts 1 Uhr war oder um Vier. Egal, ob es wie aus Eimern regnete oder nicht. Manchmal stand er etwas offener vor der Schule, sobald er aber jemanden kommen sah, verschwand er sofort in eine dunkle Ecke, in der er fast nicht gesehen werden konnte. Das wiederum fand ich dann doch etwas merkwürdig und seine ständige Präsenz gab mir insofern zu denken, dass einfach immer wieder Leute auftauchen, die gerade zur Urlaubszeit ganze Wohnsiedlungen ausspähen, um Einbrüche vorzubereiten. Und die Tatsache, dass er sich beim Auftauchen anderer Menschen sofort regelrecht versteckte, machte es noch bedenklicher. Normale Menschen verstecken sich ja nicht, sobald andere auftauchen. Und normale Menschen würden es sich, wenn sie schon regelmäßig nachts telefonieren, doch eher zu Hause gemütlich machen und sich nicht im strömenden Regen nachts in die dunkle Ecke einer verlassenen Schule drücken. (Okay – vielleicht gehen auch nicht so viele normale Menschen nachts mit ihren Hunden spazieren. Aber ich würde mich auch nicht verstecken.)

Nachdem dies nun schon seit etlichen Wochen so ging, sagte ich eines Abends, während ich mir die Schuhe zuband, zu Anton, dass dieser Mann doch irgendwie seltsam sei und meinte „Vielleicht solltest du dir den tatsächlich mal etwas genauer anschauen, Anton.“

Ich dachte mir nichts weiter dabei und da wir einen anderen Weg einschlugen und erst auf dem Rückweg wieder an der Schule vorbeikamen, hatte ich schon fast vergessen, was ich zu Anton gesagt hatte.
Scheinbar hatte Anton es aber nicht vergessen und obwohl er den Mann seit Wochen Nacht für Nacht ignoriert hatte, lief er nun bellend auf ihn zu und stellte ihn. Dieser wiederum reagierte naturgemäß sehr erbost und aus seiner dunklen Ecke konnte er natürlich jetzt auch nicht mehr heraus, denn nicht nur Anton stand inzwischen vor ihm, sondern auch Gilla hatte sich dazugestellt. Er regte sich unglaublich auf und schrie herum, dass man die Polizei holen müsse, um meine Bestien einzuschläfern. Ich habe ihm dann gesagt, dass meine Hunde ihm ja bisher nicht das Geringste getan hätten und daher sähe ich keinen Anlass dazu, aber es stünde ihm ja frei, dort anzurufen. Vielleicht könne es die Polizei ja auch interessieren, was er selbst hier immer treibt….“

Ich rief die Hunde ab und ging nach Hause. Er tobte noch in seiner dunklen Ecke herum, zog es aber vor, in seinem Versteck zu bleiben. Die Polizei hat er nicht gerufen. Das habe ich dann für ihn erledigt.

Und noch heute denke ich darüber nach, ob es nur ein Zufall war, dass Anton, nachdem er den Mann wochenlang ignoriert hatte, so reagierte oder ob er tatsächlich verstanden hat, was ich zu ihm gesagt hatte…

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Schubkastendenken

Als Söffken bei uns einzog, war sie anfangs extrem verstört und ängstlich. Um ihr einen geschützten Rückzugsort zu bieten, hatte ich die beiden großen Hunde-Transportboxen vom Dachboden geholt und auf die Schnelle anstelle der normalen Hundebettchen in meinem Schlafzimmer aufgebaut. Die zweite war für Anton gedacht, damit kein Neid aufkommen sollte.
Nun waren die Boxen seit meinem Umzug noch nicht gereinigt worden und in den ersten Wochen nach Söffkens Ankunft war auch keine Zeit dafür gewesen.

Als nun endlich ein wenig Ruhe eingekehrt ist, will ich das also schnellstens nachholen. Außerdem hatte Söffken erst einmal mehrere leicht waschbare Deckchen in ihre Box bekommen, da unklar war, ob sie überhaupt stubenrein sein würde. Die kleine Motte war, davon mal abgesehen, auch mehr als dreckig hier angekommen. Inzwischen habe ich sie mit einer halben Flasche Hundeshampoo in eine hübsche Hundedame verwandelt und so soll auch sie jetzt ein schönes sauberes Kuschelbettchen bekommen.

Um die Boxen vernünftig zu reinigen, muss man sie schon auseinandernehmen. Den Anfang mache ich mit Antons Box, die häufiger benutzt und darum wesentlich schmutziger ist. Es ist schon eine echte Schrubberei und so mache ich, als sie dann endlich sauber ist, vor dem Zusammenbau ein kurzes Päuschen, um etwas zu trinken. Anton und Söffken laufen die ganze Zeit über etwas derangiert herum und inspizieren neugierig das Schlafzimmer, weil ja nun anstelle ihrer gewohnten Boxen im Schlafzimmer die reinste Baustelle ist. „Naja,“ denke ich, „das Stündchen, bis alles wieder blitzsauber ist, werden sie wohl aushalten können.“

Ich gehe also zurück und fange an, Antons Box wieder zusammenzubauen. Dabei höre ich die ganze Zeit, wie irgendwo hinter mir einer die ganze Zeit über herumrumort. Seltsam. Ich sehe keinen von den beiden. Nachdem ich die Box also wieder zusammengesetzt habe, rufe ich den Anton, damit er seine frisch gemachte Box „begutachten“ kann. Keine Reaktion. Ich rufe nochmal „Aaanton!!!“ Nix rührt sich. Plötzlich wieder das seltsamen Rumoren. Es kommt von meinem Hochbett (Ich habe ein sehr hohes Bett mit Schubkästen darunter für Bettwäsche).
Ich gucke unter das Bett, weil ich denke, dass Anton vielleicht unter mein Bett gekrabbelt ist und sich hinter den Schubkästen versteckt hat. Da ist er aber nicht. Komisch…

Ich gucke in der ganzen Wohnung, wo er wohl sein könnte und rufe nach ihm. Vergeblich…

Also wieder zurück ins Schlafzimmer und nochmal unterm Bett nachgucken. Nix.

Irgendwie fällt mein Blick durch den schmalen Spalt oberhalb der Schubkästen – das gibt’s doch nicht!!!
Da räkelt sich der Schlingel doch tatsächlich wohlig in (!!!) meiner Wäsche-Schublade, hat es sich dort so richtig gemütlich gemacht und guckt mich an…? Und ich könnte wetten, dass er still in sich hineinkichert!

Wie so oft, weiß ich mal wieder nicht, ob ich nun schimpfen oder doch besser lachen soll. Eigentlich müsste ich ja mit ihm schimpfen – kann ich aber vor Lachen gar nicht. Und leider hab ich auch grad keinen Fotoapparat hier, um seinen Blick aus dem Wäschekasten für die Nachwelt zu erhalten.

Brav und vermutlich wenig schuldbewusst kommt der Lümmel natürlich gleich herausgekrabbelt, knabbert mir, weil ich auf dem Boden sitze, liebkosend am Ohr herum und geht dann in seine saubere Box.

Mal ehrlich: Wer sucht denn seinen Großspitz in der Wäsche-Schublade?

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Brombeeren pflücken mit Spitzen

Ich muss an dieser Stelle vielleicht gestehen, dass ich ein ausgemachter Fan von Wildsalat, -gemüse und -obst bin. Zum Einen bin ich damit bereits selbst aufgewachsen und wurde von meiner Mutter und Oma bereits zum Kräutersammeln angeleitet seit ich Laufen konnte und zum Anderen ist es, wenn man weiß, worauf man achten muss, das beste Bio-Gemüse und -Obst. In den meisten Geschäften gibt es von jedem Obst oder Gemüse nur noch drei unterschiedliche Sorten zu kaufen, weil die wirtschaftlicher zu produzieren und zu transportieren sind, Manches sogar überhaupt nicht (mehr) und das finde ich ausgesprochen langweilig für meinen Gaumen – da bringt diese Naturkost echte Abwechslung auf den Speiseplan!
Also nutze ich die Hundespaziergänge gern zum Sammeln von Pilzen, Nüssen, Früchten, Blüten und vielerlei leckeren Sachen. Dazu gehören selbstverständlich auch Brombeeren oder Wildkirschen, die um ein Vielfaches aromatischer sind als z. B. Kirschen aus dem Geschäft.
Ich war also mal wieder mit Anton, dem kleinen Söffken und einem Eimerchen unterwegs, um Brombeeren zu sammeln. Der kleine Fußweg, neben dem Unmengen vollreifer Brombeeren auf mich warteten, war ziemlich schmal und ab und zu kamen auch andere Fußgänger vorbei. Da Sofie sich Fremden gegenüber gern wie ein kleines Monster benahm, musste ich die beiden natürlich mit einer Hand festhalten, während ich mich mit dem Eimerchen am Arm durch das Brombeergestrüpp kämpfte. Dabei hatte ich einen Mann, der relativ zügig mit dem Fahrrad angefahren kam, erst etwas spät bemerkt und die kleine Sofie machte sich schon bereit, um ihn vom Fahrrad zu ziehen.
Schimpfend wie ein Rohrspatz stieg er vom Fahrrad, schrie herum und erklärte, beim nächsten Mal einfach die Hunde mit einem kräftigen Tritt beiseite befördern zu wollen. Ich antwortete ihm ruhig, dass er ja frühzeitig hätte klingeln können – dafür seien die Klingeln schließlich am Fahrrad und wenn er denn meinte, unbedingt die Hunde treten zu müssen, könne er das sicherlich versuchen, müsse aber mit einem passenden Echo rechnen. Eigentlich dächte ich, dass man mit gegenseitiger Rücksichtnahme weiter käme, als mit so einem Geschrei oder gar Handgreiflichkeiten.
Darauhin explodierte er vollends und während ich versuchte, ihn soweit zu beruhigen, dass er einfach wieder aufs Rad steigt und ich in Ruhe meine Brombeeren weiterpflücken könnte, hatten Anton und Sofie sich ihrerseits schon längst wieder beruhigt.
Genüsslich schmatzend standen die Beiden neben meinem abgestellten Eimerchen und schlugen sich gerade die Bäuche mit den bereits mühsam gepflückten Brombeeren voll!

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Der doppelte Llywellynn

Wie sicherlich bei sehr vielen Leuten, hängt auch in meinem Flur ein ziemlich großer Spiegel. Wenn ich mit den Hunden spazierengehe, müssen sie sich zum Anleinen daneben hinsetzen. Natürlich hat Llywellynn – typisch für einen jungen Hund – versucht, ob er das in irgendeiner Weise für sich zum Herumkaspern ausschlachten kann. Vom Versuch, daraus ein Fangenspiel zu machen bis zum Foppen der neben ihm sitzenden Sofie, hat er so ziemlich Alles mal ausprobiert. Jeder, der einen jungen Hund aufgezogen hat, wird diese Spielereien kennen…
In diesem Zusammenhang hatte er irgendwann auch den Spiegel entdeckt, war daran hochgesprungen und fand das Ganze wohl irgendwie interessant – ohne, dass ich nun sagen könnte, was genau er daran interessant fand. All meine anderen Hunde jedenfalls haben den Spiegel völlig ignoriert.
Als ich dann kurz darauf ziemlich krank wurde und wir unsere Spaziergänge phasenweise auf das absolut erforderliche Minimum reduzieren mussten, habe ich eine ganze Reihe verschiedenster Beschäftigungen für ihn gefunden (in 40 Jahren Hundehaltung hat man ja schon eine Reihe Ideen in petto für solche Gelegenheiten). Unter Anderem hatte ich also die Idee, ihm den großen Spiegel von der Wand zu nehmen und im Wohnzimmer auf den Boden zu stellen. So sehr wie ihn hatte der noch keinen meiner bisherigen Hunde interessiert und so dachte ich, es könnte reizvoll für ihn sein, wenn er den mal näher untersuchen könne.
Außerdem hatte ich natürlich im Hinterkopf die verschiedenen Experimente, die alle möglichen Verhaltensbiologen mit Elefanten, Delphinen usw. mit Spiegeln machen, um herauszufinden, ob die Tiere sich selbst im Spiegel erkennen können und Schlüsse daraus zu ziehen, ob und ggf. wie weit sie sich ihrer selbst also bewusst sind. Also war ich sehr gespannt darauf, was Llywellynn damit anstellen würde. Gleichzeitig war mir klar, dass ich ihm natürlich nicht, wie das in Experimenten mit Elefanten gern gemacht wird, ein Kreuz auf eine Seite der Stirn machen könnte, das er dann mit dem Rüssel untersuchen könnte…
Als der Spiegel nun auf dem Boden stand, kam Llywellynn erst einmal heran und sah darin einen Hund, den er dann wütend angebellt hat. Damit hatte ich durchaus gerechnet, denn auch ein Hund ist, im Gegensatz zur landläufigen Vorstellung, eben auch ein „Augentier“ und wertet seine Umgebung zuerst anhand optischer Eindrücke aus (die er aber aufgrund seiner, im Vergleich zum Menschen, besseren Geruchswahrnehmung mit dieser kombiniert). Gerade beim Spitz ist dieser optische Sinn besonders stark ausgeprägt – er hat ja ein regelrecht fotografisches Gedächtnis!
Also habe ich ihn erst einmal beruhigt und mich dann wieder zurückgezogen. Das Ganze hat sich noch einige Male wiederholt. Abends habe ich mich vor den Spiegel auf den Boden gesetzt, ihn herangeholt und gebürstet. Anfangs hat er den Hund im Spiegel äußerst argwöhnisch beäugt. Irgendwann ließ dieser Argwohn nach und er beobachtete den „Kerl“ zwar noch, aber mehr interessiert. Immerhin machte der immer genau das Gleiche wie Llywellynn. Legte Llywellynn sich hin, so legte sich der Hund im Spiegel auch hin. Setzte er sich, dann machte der andere Hund das auch und hob er die Pfote oder stellte sich, so machte der andere Hund das jedes Mal auch. Zwischendurch ging ihm das wohl auf den Wecker und so bellte der ihn an. Mit dem Ergebnis, dass der andere Hund – zumindest optisch – auch zu bellen schien. Aber er war eben nicht zu hören. Ob dem Llywellynn das aufgefallen war, kann ich nicht beurteilen. Irgendwann ging er jedenfalls vorsichtig zum Spiegel, drückte seine Nase daran, roch aber wohl nichts und setzte sich dann, scheinbar etwas ratlos, davor. Ich ließ den Spiegel in den nächsten Tagen einfach dort stehen.
In den folgenden Tagen gewöhnte er sich offenbar daran. Manchmal bellte er den Hund im Spiegel kurz an, manchmal irgnorierte er ihn oder schaute nur im Vorbeigehen kurz in den Spiegel.
An einem Tag saß er mal wieder vor dem Spiegel und versuchte wohl, aus der ganzen Geschichte irgendwie schlau zu werden, als Sofie sich neben ihn setzte. Sofie nimmt übrigens von Hunden im Spiegel überhaupt keine Notiz – sie scheint die überhaupt nicht zu bemerken. Llywellynn dagegen bemerkte die plötzliche Verdopplung der kleinen Sofie und blickte zwischen den beiden Sofies immer hin und her. Dann beugte er sich vor und zog die neben ihm sitzende Sofie am Schwanz (das macht er gern, um sie zu ärgern). Erwartungsgemäß regte sie sich also auf und ging weg. Nachdem eine der beiden neben der Wohnzimmertür stehen blieb, die andere aber verschwunden war, versuchte Llywellynn herauszufinden, wo sie denn nun wohl abgeblieben wäre. Er suchte hinter dem Spiegel, aber da war sie natürlich nicht. Sie hatte sich einfach aufgelöst. Unfassbar! Man sah ihm förmlich an, wie die Räder im Kopf surrten!
In den nächsten Tagen wiederholten sich solche Spielchen immer wieder. Zwischendurch bellte er den Spiegelhund manchmal kurz wütend an, ließ es dann aber wieder. Manchmal suchte er nach verschwundenen Hunden oder Dingen hinter dem Spiegel, fand sie aber nie.
Nach einer knappen Woche beobachtete ich, wie er sich vor den Spiegel setzte – den gespiegelten Hund immer fest im Blick. Er hob die rechte Pfote leicht an und guckte genau, was der Hund im Spiegel machte. Anschließend setzte er sie auf den Boden, hob die andere Pfote, stellte sie auch wieder ab, stellte sich selbst auf alle Viere und setzte sich wieder.
Dann ging er weg und kam mit einem dicken Kalbsunterbein zurück. Er setzte sich mit dem Kalbsunterbein vor den Spiegel, legte es vor sich auf den Boden, nahm es wieder auf, legte es wieder hin und legte seine Pfote darüber. Und immer machte der Kerl im Spiegel ihm das nach. Also lief er wieder los und kam mit einem abgenagten Würfelbein zurück. Später holte er noch eine kleine Elle vom Reh, die er abwechselnd rechts und links aus der Schnute baumeln ließ (Er sah dabei aus wie Lucky Luke mit Kippe im Hals!) und probierte mit all diesen Sachen vorm Spiegel herum, drehte sich dabei, setzte sich wieder hin, hob abwechselnd die Pfoten…
Insgesamt wirkte er dabei wie ein Teenie, der vor seinem ersten Date vorm Spiegel posiert.
Alles in Allem kann ich natürlich nicht wirklich sagen, ob ihm klar geworden ist, dass der Hund im Spiegel niemand Anderes ist als er selbst – das Posing allerdings lässt m. E. diese Vermutung zu.
Inzwischen ist der Spiegel durch die Wohnung „gewandert“ und hängt jetzt wieder auf seinem Platz im Flur – es ist aber immer das gleiche „Spiel“.
Zwischendurch bellt Llywellynn ihn auch immer mal an – dann wieder sitzt er mit Spielsachen oder Knochen posierend davor…
Vielleicht hat ja irgendwann einmal ein kluger Verhaltensbiologe eine zielführende Idee, wie wir Genaueres herausfinden können.

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Nächtliche Aktivitäten . . .

Weil ich abends noch unbändige Lust auf 1/2 Liter Milch hatte, bin ich natürlich prompt nachts aufgewacht.

Nun steht mein Bett so, dass ich von dort aus direkt bis zur Wohnungstüre gucken kann. Als ich also Licht anmache, sehe ich meinen schwarzen Rabauken Llywellynn auf 2 Beinen neben meinem Garderobenständer stehen.

Mit einer Pfote zieht er meine Weste zurecht, damit er mit der Schnüss bequem in meine Tasche kommt und mampft genüsslich die Leckerli aus meiner Westentasche!

Das nennt man dann wohl “eine sich selbst belohnende Handlung”!

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Grimms Märchen á la Spitz (Tischlein deck dich)

Als Sofie hier eingezogen war und sich als anfangs extremer „Angst-Hund“ erwies, hatte ich schnellstens die Hundekörbchen gegen große Transport-Kennel ausgetauscht, um ihr zunächst einen leicht überschaubaren Schutzraum anzubieten, in den sie sich zurückziehen und zur Ruhe kommen konnte, wenn es gerade mal wieder allzu schlimm war. Diese Kennel waren auch geblieben, als Anton gestorben war und Llywellynn hier einzog. Da Llywellynn als junger Hund natürlich erheblichen Bedarf an Knochen zum Zähneputzen hatte und ich regelmäßig über die großen Knochen gestolpert war, weil er sie überall herumliegen ließ, während er die kleinen abgenagten Rippchen mit schöner Regelmäßigkeit in meine Besteckschublade (vorzugsweise bei den Messern) einzusortieren pflegte, hatte ich es satt und habe ihm zwei kleine feste Kartons geschenkt. In den Einen davon sollte er solche Spielsachen wie Taue usw. einsortieren – in den anderen kamen die Knochen. Das klappte auch ganz gut und fortan brauchte ich nicht mehr ständig mein gesamtes Besteck spülen.
Als dann nach Sofies Tod relativ schnell klar war, dass Llywellynn allein bleiben sollte, fand ich die zwei großen Kennel in meinem Schlafzimmer überflüssig und habe ihm wieder ein Körbchen vom Dachboden geholt. Seine Knochen sind dann in das Körbchen „umgezogen“ und so war natürlich eines der Kistchen leer. Weil er damit aber immer gern herumschleppte und sie für ihn offenbar die Rolle „seiner“ Möbelstücke zu spielen schienen, habe ich das leere Kistchen nicht entsorgt, sondern es ihm gelassen. Meistens hatte es einen festen Platz, manchmal aber hat er seine „Möbel“ auch umgeräumt.

Als ich nun eines Tages mal wieder meinen Teller mit dem Mittagessen ins Wohnzimmer trug, weil ich gern während des Essens eine interessante Dokumentation im Fernsehen anschauen wollte, kam Llywellynn mit seinem leeren Kistchen um die Ecke ins Wohnzimmer. Er guckte sich die Szenerie an und ich sah ihm schon an, dass sein Kopf mal wieder auf Hochtouren arbeitete.
Nach einem kurzen Moment kam er dann zu mir und stellte sein Kistchen neben dem Wohnzimmertisch auf den Boden, begutachtete es, schob es in Sichtweite des Fernsehers und drehte es dann um, sodass es mit der Öffnung nach unten zeigte und der Boden oben war. Dann ging er schnurstracks in die Küche zu seinem Futternapf, nahm ein Futterstück heraus und legte es oben auf den Pappkarton. Anschließend machte er es sich davor gemütlich, nahm sein Futterstückchen und kaute, mit Blick auf den Fernseher, genüsslich darauf herum. Als er es aufgefuttert hatte, stand er auf, ging wieder zu seinem Napf, nahm ein neues Futterstückchen, legte es wieder aufs Kartönchen, machte es sich gemütlich und das ganze Spielchen ging von vorne los.

Ich habe mir das Ganze angeguckt und konnte kaum fassen, was ich da sah! Dann habe ich mir belustigt überlegt, ob ich ihm jetzt vielleicht ein Kindertellerchen und ein kleines Deckchen für seinen „Tisch“ schenken sollte…
Sobald ich jetzt mit einem wohlgefüllten Teller ins Wohnzimmer wandere, wiederholt er dieses Schauspiel mit schöner Regelmäßigkeit und spielt „Tischlein-deck-dich“!
Was habe ich da bloß für einen ulkigen Hund?

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Visuelle Kommunikation unter Hunden

Dorle liegt neben mir, den Kopf zwischen den Pfoten, ca. 30 cm vor ihre Nase hat sie einen dicken Baumwollknoten gelegt (Eines der abgebissenen Enden eines dicken Spieltaues).

Llywellynn kommt dazu und guckt sie an.
Dorle, ohne den Kopf zu drehen, schielt mit den Augen zum Knoten rüber, dann zurück zum Llywellynn.
Llywellynn, ebenfalls ohne den Kopf zu bewegen, verfolgt ihre Blicke, blickt dann wieder zu Dorle.
Dorle, schielt noch einmal zum Llywellynn rüber, dann zum Knoten und wieder zurück zum Llywellynn.
Daraufhin packt er den dicken Knüpp, Dorle springt auf und die beiden spielen Tauziehen!

Für mich ist offensichtlich: Hunde sind uns Menschen nicht nur als Beobachter haushoch überlegen – sie kommunizieren auch mit den Augen kein bisschen weniger effektiv als Menschen! Manchmal frage ich mich, mit welchem Recht wir uns so oft als „Die Krone der Schöpfung“ bezeichnen und verstehen.

Was mögen die Beiden wohl aushecken?

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Tür zu !!!

(Sept. ’24)
Wenn meine Hunde Knochen knabbern möchten, gibt es dafür hier – im Normalfall – die Auflage, das entweder im Körbchen oder im Kennel zu tun. Ich mag keine in der Wohnung verteilten Stolperfallen in Form großer fettiger Knochen.
Meistens bevorzugen Dorle und Llywellynn das Körbchen. Da können sie beide gemütlich nebeneinander liegen und ihre Zähne putzen.

Heute hatte Dorle aber offenbar Lust, einen sehr großen Knochen mal für sich ganz allein zu haben. Also hat sie die Tür vom Kennel aufgezogen und es sich dort damit gemütlich gemacht. Da der Kennel wohl nicht ganz gerade steht, klappt die Tür von allein wieder zu, sobald man sie loslässt.
Llywellynn kam dazu, beäugte Dorle mit ihrem dicken Knochen und wollte die Tür mit der Pfote aufziehen. Vielleicht, um ihr den Knochen zu stiebitzen?
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Daraufhin “griff” Dorle von innen mit den Krallen ins Gitter der Tür und hielt doch tatsächlich von innen die Tür zu!
Llywellynn versuchte das Spielchen noch ein zweites Mal – mit dem gleichen Ergebnis. Und noch ein drittes Mal – Zack! – griff sie wieder ins Gitter!
Ich muss gestehen, dass mich, obwohl ich ja von den Spitzen wirklich Einiges gewohnt bin, die Selbstverständlichkeit und Zielgerichtetheit von Dorles Handlung mal wieder völlig verblüfft hat!


Irgendwie erwartet man von einem Hund doch eher, dass er seinen Knochen z. B. durch Knurren verteidigt und nicht, dass er dem Anderen einfach die Tür zuhält, oder?


(So viel dann mal zu den Klischees, die wir Menschen über Hunde im Kopf haben!)

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Seltsames geht vor – ein Déjà-vu?

(Nov. 2024)
Es fing damit an, dass Llywellynn und Dorle sich scheinbar abgesprochen hatten, die Fressnäpfe zu tauschen.
Llywellynn hatte seit seinem Einzug den linken der beiden Fressnäpfe. Als Dorle einzog, hatte ich die beiden, weil Llywellynn sich in den ersten Tagen etwas zierte, dazu „verdonnert“, beide aus dem gleichen Napf zu futtern, um klarzustellen, dass sie sich wohl oder übel miteinander arrangieren müssen. Haben sie ja auch hervorragend gemacht.
Dann hat Dorle, die ein bisschen verfressener ist als Llywellynn (ohne sich aber zu überfressen oder ihm etwas wegzufressen!), einen eigenen Napf bekommen. Auf der rechten Seite. Natürlich haben beide, wenn es etwas besonders Leckeres gab, und sie den Inhalt ihres eigenen Napfes verputzt hatten, immer nochmal den anderen Napf kontrolliert – ob der auch sauber ausgeschleckt war. Kein Problem.
Vor drei Tagen fiel mir auf, dass Llywellynn wie selbstverständlich aus Dorles rechts stehendem Napf futterte. Und ebenso selbstverständlich futtert Dorle nun aus seinem, der links steht. Als wäre es nie anders gewesen!
Bisher logierte Dorle auch im Kennel und Llywellynn im großen Hundekorb daneben – inkl. natürlich Besuchen beim jeweils anderen. Gleichzeitig mit dem Tausch der Näpfe ist Llywellynn nun aber in den Kennel eingezogen und Dorle bewohnt vorzugsweise den großen Korb nebenan…

Und dann fiel mir etwas ein und ich dachte fast, ich hätte ein Déjà-vu:


Als Gilla vor vielen Jahren einzog, hatte ich ihr beim Spaziergang ihre Position zugewiesen. Bei so vielen Hunden, die ich alle mit einer Hand neben mir führte, hatte jeder seinen festen Platz, an dem er zu laufen oder sich auch hinzusetzen hatte – die Leine jedes einzelnen Hundes hatte ihren festen Platz zwischen meinen Fingern, so dass ich ohne hinzusehen immer sofort merkte was mit jedem Hund los war (Anspannung, Aufregung oder was auch immer) und auch meinerseits durch leichtes Antippen der jeweiligen Leine einem jeden eine Botschaft übermitteln konnte. Gillas und Ottos Positionen beim Laufen waren im Vergleich zu ihren Plätzen beim Fressen vertauscht. Darüber hatte ich mir auch, offen gestanden, keine Gedanken gemacht.
Es hat nicht lange gedauert, dann hatten die beiden zu meiner großen Verwunderung ihre Plätze beim Fressen getauscht. Und davon waren sie auch nicht abzubringen!

In einem Forum, in dem ich das damals dokumentiert hatte, waren alle darüber ebenso verwundert wie ich . . .

Aber noch verrückter ist es, dass sich das hier nun offensichtlich wiederholt!

Jetzt ist es so, dass Llywellynn direkt links neben mir läuft und Dorle links von ihm. Dorles Napf steht allerdings eigentlich rechts. Aber durch den Tausch der beiden frisst sie jetzt aus dem linken Napf.
Und wenn man im Hundekorb liegt und rausguckt, steht der Kennel rechts davon. Dorles Laufposition ist aber ganz links! Durch den Tausch liegt Dorle nun links von Llywllynn.
Ich habe ja schon häufiger sehr verblüffende Erlebnisse mit dem äußerst ausgeprägten Ordnungssinn der Spitze gehabt – haben die Beiden das nun, genau wie damals Otto und Gilla, einfach auch nur ihren Laufpositionen beim Spaziergang angepasst?
Ich denke nicht, dass es ein Zufall ist, wenn unterschiedliche Spitze in einem Abstand von fast 20 Jahren die gleichen seltsamen Tauschaktionen machen. Und Sofie lief übrigens auch zwischen Llywellynn und mir (also rechts von ihm). Das passt!


Ist etwa genau das, also die Position beim Laufen, der für Spitze ausschlaggebende Maßstab, an dem sie auch andere Dinge ihres Lebens ausrichten?

Und wenn ja, warum?

Und welche Sachen richten sie daran aus?

Warum richten Dorle und Llywellynn ihre Position der Schlafplätze daran aus, wie sie rausgucken und nicht daran, wie sie reingehen?

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